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Jorge fuhr mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in Richtung Ausgang. Im Gegensatz zu Thomas und seinen Freunden, die sich in den Truck geflüchtet hatten, saß ich mit meinen Freunden auf der Ladefläche. Ich stütze meinen Arm auf der Kante der Ladefläche ab und mit dem anderen hielt ich, wie Samuel auch, Chloe fest. Sie beschwerte sich mehrfach, dass sie sich auch wunderbar alleine halten konnte, aber als wir sie dann losließen und Jorge über einen etwas größeren Stein fuhr, krallte sie sich ängstlich in unsere Jacken.

Der rettende Ausgang kam immer näher. Ich kniff die Augen zusammen, als rechts und links Wasser an den Seiten emporspritze, als wir durch eine große Pfütze bretterten und immer weiterfuhren. Der Tunnel entfernte sich zunehmend schneller und irgendwann fiel die ganze Panik von mir ab. Rechts neben uns zog sich eine lange Steinwandentlang , die kein Ende zu nehmen schien. Links waren bisher nur Bäume zu sehen.

»Ich bin beeindruckt«, lobte Jorge uns schon fast sarkastisch, als er das schützende Metall an der Fahrerseite nach unten klappte. »Ihr habt fast einen ganzen Tag durchgehalten.«

Thomas atmete schwer, als er dafür entschuldigte, Brenda und Jorge mit reingezogen zu haben. Von meinem wirklich unbequemen Sitzplatz aus konnte ich sehen, wie sich Brenda zu Thomas umdrehte und ihn mit hochgezogenen Brauen musste.

Ich beugte mich durch die fensterlose Lücke in den Innenraum und schlug Thomas gegen den Hinterkopf. »Eigentlich will er sagen, danke, dass ihr uns gerettet habt«, sprach ich für Thomas und warf ihm einen regelrecht vernichtenden Blick zu. Konnte ja wohl nicht wahr sein, dass sich der Kerl nicht einmal einfach bedanken konnte.

»Kein Problem«, erwiderte Brenda mit einem Grinsen und drehte sich wieder nach vorne.

»Macht euch bloß keine Hoffnungen. Der Checkpoint dort hinten war die letzte Sperre vor der Stadt. Wenn der überrannt wurde, dann ist es die Stadt mit Sicherheit auch.« Jorge hielt seinen Blick auf die staubige Straße gerichtet, linste aber immer wieder zu uns durch den Rückspiegel.

»Ja, außer sie haben einen anderen Weg gefunden, die Cranks irgendwie draußen zu halten«, entgegnete Newt. Ich folgte seinem Blick nach links. Die Bäume wurden weniger, doch dafür tauchten im Tal, weit unter uns, hochmoderne Wolkenkratzer und Häuser auf, die von einer wirklich dicken Mauer umgeben waren. Ringsherum standen zerfallene Gebäude, doch das Tal war größtenteils durch die Stadt verborgen.

Jorge legte eine Vollbremsung hin, die mich gegen Chloe schleuderte, und Chloe gegen Samuel. Mit schmerzverzerrten Gesicht rieb er sich den Kopf, den er sich wohl angestoßen hatte.

Ich klopfte den Staub von mir, als ich nach draußen kletterte. Chloe und die anderen Jungs folgten mir. Jorge schien wirklich verblüfft von dem Anblick, als er sich zu uns gesellte.

»Witzig«, murmelte Newt. »Drei Jahre waren wir hinter diesen Mauern, haben versucht auszubrechen und wollen jetzt wieder einbrechen.«

»Ja. Nicht zu fassen.« Pfanne war der Einzige, der sich auf die Ladefläche des Trucks gestellt hatte, um besser zu sehen. Er schirmte seine Augen mit seiner Hand ab.

»Jorge, wie kommen wir da rein?«, fragte ich sofort. Wenn das die letzte Stadt war, dann musste Alea irgendwo dort sein. Und ich brauchte einen Weg dort rein, so schnell wie möglich.

»Da fragst du den Falschen, hermano. Die Mauern sind neu. Ich denke, dass wird wohl WCKDs Antwort auf alles sein.« Frustriert zog Jorge sich die Handschuhe aus und steckte sie sich in seine schwarze Jacke.

»Tja«, erwiderte Brenda. »Von hier oben werden wir das wohl nicht feststellen können. Los geht's.« Sie lief zurück zum Auto und stieg auf der Beifahrerseite ein.

༻༺

Es war die Hölle hier unten. Wir hatten die Stadtgrenze erreicht und es gab kein Weiterkommen mit dem Auto. Bis zu den Mauern, die die letzte Stadt schützten, mussten wir also zu Fuß weiter, durch die engen Straßen.

FIGHTERS - Flammender Zorn ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt