EPILOG | Alea

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Die offene Zeltplane gewährte mir einen Blick nach draußen. Der kobaltblaue Himmel färbte sich langsam heller. Die Sonne stand tief am Horizont und würde bald untergehen. Tief atmete ich ein, ignorierte dabei das leichte Ziepen, dass ich noch in meiner Seite spürte. Der frische salzige Geschmack des Meeres lag in der Luft und benetzte meine Lippen. Vorsichtig setzte ich mich auf und schwang meine Füße über die Bettkante.

»Hey, hey ... langsam!« Jasper war aufgewacht und reichte mir seine Hand. Seine Augen waren noch leicht gerötet und ließen mich ein wenig melancholisch werden. Die beiden Jungs hatten vorhin noch ein langes Gespräch mit mir. Mein Herz zog sich bei dem Gedanken an vorhin zusammen. Wir waren einer weniger. Würden es für immer sein. Traurig lächelte ich ihm zu, als er mich fragte, wohin wir gehen wollten.

»Ich will die anderen sehen. Und die Linie übertreten.« Ich hatte mich meiner Meinung nach genügend ausgeruht. Wir mussten jetzt nach vorne sehen. Uns die Freiheit auf der Zunge zergehen lassen. Ich wollte es mit eigenen Augen sehen und mit jeder Faser spüren.

Jasper nickte. Der Anflug von Trauer auf seinem Gesicht war wie weggeblasen. Er half mir, aufzustehen und legte seinen Arm vorsichtig um meine Taille, um mich zu stützen.

»Geht schon, aber danke«, flüsterte ich, trotz, dass ich noch recht wacklig auf den Beinen war. Ich schien Unmengen von Blut verloren zu haben, aber ich wollte endlich raus.

Tapfer humpelte ich an Jaspers Seite aus dem großen Krankenzelt raus. Er wich keine Sekunde von meiner Seite und achtete darauf, dass ich nicht zu viel von mir selbst tragen musste. Noch heilte meine genähte Narbe ab. Aber schon bald war sie nicht mehr als das; eine Narbe, die eine sehr lange Geschichte erzählte.

Langsam atmete ich die kalte Abendluft ein. Das Meeresrauschen im Hintergrund wirkte so friedlich auf mich, dass ich herzlich aufseufzte. Das war genau das, was ich gebraucht hatte.

Als wir das große Tor des Lagers erreichten, sah ich zu Jasper. Glitzernde Tränen schwammen in seinen Augen. Er hatte mir erzählt, dass der Kreidestrich vor unseren Füßen der Neuanfang war, in einer sicheren Welt. Er war nur noch nicht drüber getreten, weil er auf mich warten wollte. Es war ein überwältigendes Gefühl, mit ihm an meiner Seite hier zu stehen und gleich den schönsten Schritt unseres Lebens zu machen.

»Bereit?«, fragte ich ganz aufgeregt.

»Bereit, wenn du es bist.«

Jasper sah sich nicht um. Er hatte nicht mal einen Blick für die Schönheit des Ortes übrig. Stattdessen sah er zu mir. Beobachtete meine Bewegungen, sah immer wieder auf meine Lippen und lächelte. Er brachte die Schmetterlinge in meinem Bauch dazu, aufgeregt mit ihren Flügeln zu flattern.

Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss, was Jasper leise lachen ließ. Mit funkelnden Augen schloss er seine Hand um meine und nickten wir uns gegenseitig zu.

Dann taten wir den entscheidenden Schritt in Richtung Freiheit. Wir griffen nach dem Seil der goldenen Glocke, die daneben hing und zogen kräftig daran. Ein tiefer Gong ertönte über der Bucht und kündigte uns an. Eine angenehme Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen.

Tosender Applaus und lauter Jubel brachen aus, kaum dass wir die Linie übertreten hatten. Ich sah überrascht auf. Fast alle hier Anwesenden hatten uns dabei beobachtet und riefen jetzt in ihrem Jubelgeschrei unsere Namen. Sie feuerten uns regelrecht an. Ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus, als ich sah, wie sehr sich die anderen freuten.

Jasper zögerte nicht mehr länger und zog mich mit einer Hand gegen seine Brust. Ich sah zu ihm auf und seufzte leise. In seinen Armen fühlte ich mich so unglaublich sicher und geborgen.

FIGHTERS - Flammender Zorn ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt