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Minho, Jorge und Pfanne drehten Thomas mit vereinter Kraft um. Er war bei dem Versuch, Teresas Hand zu ergreifen, als sie in die Tiefe stürzte, beinah aus dem Berk in die lodernden Flammen gefallen. Er lag nun schwer atmend auf dem Rücken und starrte mit verklärtem Blick in der Gegend rum, hielt sich den Bauch und keuchte.

Mit zitternden Händen drückte ich mich zwischen Jorge und Vince durch. Mir zerfloss die Zeit zwischen den Fingern; ich konnte nicht dabei zusehen, wie sie erschrocken um Thomas herumstanden. Ich musste zu Alea. Musste wissen, ob es ihr gut ging. Ob sie es geschafft hatte.

Ich hechtete die breite Ladefläche des Berks hoch, merkte nicht, wie ich einige Räume passierte und schließlich vor einer Tür stehen blieb, die verschlossen war. Ich hörte, wie jemand leise weinte.

Mein Herz schien auszusetzen. Einen Schlag, dann zwei, dann drei. Ich spürte nicht einmal, wie es wieder einsetzte und doppelt so schnell weiterschlug. Innerlich wappnete ich mich gegen das, was mich gleich erwarten würde.

Vorsichtig klopfte ich gegen das harte Eisen der Tür. Als keine Antwort kam, drückte ich zögerlich die Klinke nach unten und öffnete die Tür.

Meine Lippe bebte, als ich Alea dort liegen sah, um ihre Taille ein frischer Verband, der jedoch wieder von Blut getränkt war. Samuel saß neben ihr, in einem kleinen Sessel, hielt ihre Hand und weinte. Mein Herz krampfte sich zusammen, als ich die beiden so sah. Sie ist nicht tot, nein!

Ich sank neben Aleas Bett auf die Knie und sah sie mir an. Sie war ganz blass und verschwitzt. Nein, sie war wirklich noch nicht tot. Sie kämpfte um ihr Leben.

Samuel schniefte und erregte meine Aufmerksamkeit. Ich sah zu ihm auf. Seine Augen waren rot und von Tränen verquollen. Seine Nase lief. Er sah wirklich mies aus. Ich hatte das Gefühl, ich konnte nicht genügend Sauerstoff in meine Lunge saugen.

Bevor ich irgendwelche Fragen stellen konnte, wandte ich mich wieder Alea zu. Ich strich ihr mit Tränen in den Augen eine verschwitzte Strähne aus der Stirn. Meine Finger zitterten heftig, als ich meine Hand wieder zurücknahm. Ihre Stirn war eiskalt.

Ich sah wieder zu meinem besten Freund, sah ihn flehend an, doch er brach wieder in Tränen aus. Es war, als würde mir jemand das Herz aus der Brust reißen, wieder reinstecken, nur, um es wieder rauszureißen.

Samuel legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte brüderlich zu, ehe er mir mit dem Kopf deutete, ich solle ihm folgen. Sofort stand ich auf und war hinter ihm. Kaum waren wir aus der Tür getreten und in einen anderen Raum gelaufen, platzten die Fragen nur so aus mir heraus.

»Wie geht es ihr? Und dir? Wo ist Chloe? Habt ihr es vor der Explosion rausgeschafft? Wie lange wird Alea brauchen, bis sie wieder fit ist? Sie ... sie wird es doch schaffen, habe ich recht? Und warum ist sie so kalt? Wieso ist sie denn noch nicht aufgewacht? Ihr geht es doch besser? Oder?«

Samuel blinzelte angestrengt die Tränen aus seinen Augen weg, als er mir beide Hände auf die Schulter legte. Er zwang mich, tief durchzuatmen. Für einen Moment schloss ich die Augen, doch es hielt nicht lange an.

»Setz dich.« Er klang schwach, müde und traurig. Unendlich traurig. Gleich würde er mir etwas ganz Schlimmes sagen, ich spürte es. Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich mich auf einen der ungemütlichen Sessel fallen ließ.

»Ey, Samu ... bitte – ich halts echt nicht mehr aus.« Meine Stimme brach, als ich mit ihm sprach. Er saß schweigend vor mir und kämpfte mit den Tränen, während er hilflos in der Luft nach einer Antwort suchte. Ihm schienen die Worte in der Kehle steckenzubleiben.

»Samu ...?« Ich konnte das Zittern in meiner Stimme nicht verbergen. Angst schnürte mir den Hals zu, ließ mich krank fühlen.

»Versprich mir, dass du jetzt stark bleibst.« Samuel wischte sich aggressiv die Tränen aus den Augen und blinzelte heftig. Er rieb sich seine Hände und fixierte einen Punkt hinter mir.

FIGHTERS - Flammender Zorn ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt