Kapitel 4

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Tiana's Sicht

Total früh werde ich heute schon wach. Ich freue mich auf den heutigen Tag total. Alex wollte heute mit meiner früheren Fußballtrainerin sprechen, ob ich wieder zurück ins Team kann. Ich hoffe, dass alles klappt und ich schon beim nächsten Training wieder dabei sein kann. Ich vermisse es.

Ich steige aus meinem Bett, hole mir frische bequeme Klamotten und gehe damit ins Badezimmer. Ich stelle mich unter das warme Wasser der Dusche und schamponiere meine Haare mit meinem Rosenshampoo. Es riecht so gut. Ich liebe diesen Duft einfach. Danach spüle ich meine Haare aus, stelle das Wasser ab und wickle meinen Körper und Haare in ein Handtuch ein. Die Dusche hat wirklich gut getan. Bevor ich das Badezimmer wieder verlasse, putze ich noch meine Zähne. Glücklich spaziere ich die Treppen nach unten. Es duftet schon nach Pancakes, weshalb ich sogleich in die Küche gehe.

„Guten Morgen!" lächle ich Ben entgegen. Ben schaut sehr verwundert aus, dass ich schon wach bin. Es ist nicht wirklich überraschend, dass er so reagiert. Normalerweise bin ich frühestens um 10:00 Uhr wach und das ist wirklich schon sehr früh für mich.

Als mir Ben sagt, dass Alex seine Schicht im Krankenhaus übernommen hat und somit nicht zu Hause ist, verändert sich meine Laune augenblicklich. Warum bin ich nicht wirklich überrascht über die Situation? Ich flüchte wieder in mein Zimmer. Jetzt bin ich eindeutig viel schlechter gelaunt, als vor ein paar Minuten noch.

Es dauert nicht lange bis Ben wieder an meiner Zimmertür klopft und sofort eintritt. Er holt mich für das Frühstück, aber mir ist jeglicher Appetit vergangen. Leider lässt Benjamin keine Diskussion zu und so muss ich mich geschlagen geben und gehe wieder nach unten. Es hat sich ja richtig ausgezahlt, dass ich wieder hoch in mein Zimmer gegangen bin.

Als ich unten ankomme, ist der Tisch bereits gedeckt und alles steht bereit. Ich setze mich schon mal und warte auf die anderen. Allerdings dauert es einige Zeit, bis Ben mit Liora auf den Arm auftaucht. Ich habe wirklich darüber nachgedacht einfach wieder in meinem Zimmer zu verschwinden.

Irgendwie schaut Liora sehr müde und erschöpft aus. Ihr muss es wohl richtig schlecht gehen. Sie kuschelt sich völlig an Ben ran und versteckt ihren Kopf in seiner Brust. „Lasst es euch schmecken." grinst Ben, während er Liora's Rücken auf und ab streicht. „Haben wir auch Nutella da?" frage ich, da ich das Nutellaglas nirgends am Tisch entdecken kann. „Tia, zum Frühstück gibt es kein Nutella." meint Ben etwas strenger und sieht mich tadelnd an. Genervt atme ich aus. War ja mal wieder klar, dass der so reagieren muss. „Okay, dann esse ich einfach nichts." meine ich schulterzuckend. Mir ist dabei bewusst, dass ich Ben provoziere. „Tiana, wie wäre es wenn du ein bisschen Obst dazu ist, oder du kannst auch Marmelade haben, wenn du willst. Aber Nutella gibt es um diese Uhrzeit bestimmt noch nicht." sagt er nur und scheint dabei noch ziemlich ruhig zu sein. Schlussendlich esse ich meinen Pancake einfach nur mit etwas Obst.

„Lio, du musst auch etwas essen." spricht Ben sie an. Doch Liora versteckt sich nur weiterhin. Er seufzt einmal und drückt ihr einen Kuss auf den Kopf. Ich bin die ganze Zeit still, auch wenn ich zugeben muss, dass ich etwas eifersüchtig auf Liora bin. Ich weiß, Liora macht gerade eine ziemlich schlimmer Zeit durch und ich fühle mich auch schlecht dabei, aber trotzdem bekommt sie die meiste Aufmerksamkeit und Fürsorge. Als meine Mama gestorben ist, war auch niemand für mich da. Im Gegenteil da hat der Albtraum erst so richtig angefangen.

Nach dem Essen verschwinde ich ganz schnell in mein Zimmer. Was soll ich denn jetzt tun? Ich will endlich wissen, ob ich wieder Fußball spielen darf. Ich liege eine Weile einfach nur in meinem Bett und starre auf mein Handy. Bis mir eine Idee kommt. Ich könnte einfach selbst zum Fußballverein fahren und nachfragen. Sofort ziehe ich mir andere Klamotten an und hüpfe danach auch schon die Stufen hinunter.

„Wo willst du hin?" fragt mich Benjamin, als ich mir gerade die Schuhe anziehe. „Ehm... Ich treffe mich mit Mila." erfinde ich schnell eine Lüge. Ben muss nicht wissen, was ich wirklich vorhabe. „Okay. Du bist spätestens um 18:00 Uhr zu Hause und du baust keinen Mist. Haben wir uns da verstanden?" meint er streng, was mich sofort meine Augen verdrehen lässt. Ich weiß zwar, dass Ben das zurecht sagt, da Mila und ich in der Vergangenheit schon ziemlich viel Mist gebaut haben. „Jaja." antworte ich. „Tia, wenn etwas ist, ich bin immer erreichbar." sagt er noch, als ich schon die Tür hinter mir schließe.

Mila und ich hatten schon lange Zeit keinen Kontakt mehr. Der Kontakt zu ihr ist damals abgebrochen, als ich abgehauen bin. Seitdem habe ich mich bei ihr nicht mehr gemeldet und da ich auch nicht in der Schule war, haben wir uns dort auch nicht gesehen. Ich muss mich wirklich mal wieder bei ihr melden und mich entschuldigen. Hoffentlich nimmt sie mir das nicht übel, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich an ihrer Stelle wäre wahrscheinlich schon etwas böse auf mich.

Nach kurzer Zeit komme ich bereits am Fußballplatz an. Ich muss sagen, dass ich schon recht nervös bin. Ich begebe mich in das Gebäude und gehe zum Büro meiner ehemaligen Trainerin Nora. Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich anklopfe. „Ja?" erklingt von drinnen. Zögerlich öffne ich die Tür und trete ein. „Tiana, was machst du denn hier?" fragt Nora sichtlich schockiert. „Ehm..." Ich habe absolut keine Ahnung, was ich sagen soll. Ich kann gerade keinen richtigen Satz formulieren.

„Setz dich doch." meint Nora, als sie merkt, dass ich total überfordert bin. Ich setze mich also auf den Sessel vor ihrem Schreibtisch. Nervös knete ich meine Finger und starre auf meine Hände. „Was bringt dich denn hier her?" fragt sie sanft und steht auf, um sich auf den Stuhl neben mich zu setzen. Dadurch wird die Atmosphäre in diesem Raum gleich besser und wirkt nicht mehr so autoritär. „Ehm... also ich wollte fragen, ob es vielleicht irgendwie möglich wäre, dass ich hier wieder anfange zu spielen." stottere ich leise vor mich hin. Beruhigend legt mir Nora ihre Hand auf meinen Arm. „Warum bist du denn nicht mehr gekommen? Ich und auch die Mädels haben dich sehr vermisst." spricht sie. Ich dachte schon, dass diese Frage auf mich zukommen wird.

„Naja, ehm... es war so, dass es ehm... Familienprobleme gab und deshalb war ich nicht zu Hause. Ich weiß, ich hätte Bescheid geben müssen, dass ich nicht kommen werde, aber das ist irgendwie untergegangen und ich habe es vergessen." stottere ich die halbe Wahrheit, aber so genau muss Nora das nicht wissen. „Okay. Hör zu, eigentlich bin ich sehr streng, wenn es um solche Sachen geht. Mir ist wichtig, dass alle immer pünktlich zu den Trainings und vor allem zu den Spielen kommen. Ich muss mich auf euch verlassen können." sagt Nora. Mit jedem Wort, welches sie spricht, werde ich zutiefst trauriger. Es wäre auch zu schöne gewesen, wenn ich einfach wieder anfangen hätte können, aber ich kann Nora's Punkt auch verstehen. „Es tut mir leid." flüstere ich leise. „Hey Tiana! Ich war noch nicht fertig. Ich weiß nicht, was passiert ist und du musst mir das verständlicherweise auch nicht sagen, wenn du nicht willst. Ich bin kein Unmensch und du warst eine sehr gute Spielerin. Ich sehe Potenzial in dir und würde mich freuen, wenn du wieder bei uns dabei bist, vorausgesetzt, dass sich so etwas nicht wiederholt." lächelt sie mich an. Ich kann es gar nicht glauben. Ich darf wieder bei ihnen Fußball spielen. Ich springe auf und falle Nora um den Hals. „Danke! Danke!" sage ich überglücklich. Ich löse mich wieder von ihr und nehme wieder auf dem Stuhl platz.

„Ich bin sicher, dass sich die anderen Mädels auch freuen werden. Ansonsten gibt es jetzt noch die organisatorischen Sachen zu klären. Du kannst den gleichen Spind in der Umkleide wieder haben. Außerdem haben wir letztens eine neue Teamausstattung bekommen, also neue Trainingsanzüge, neue Turnschuhe und so weiter. Natürlich sind das nur ein paar Sachen und du musst selber die restlichen Trainingssachen besorgen, da sonst mit der Kleidung bei unseren häufigen Trainings nicht auskommen wirst. Das solltest du ja aber eigentlich schon kennen. Ich werde dir die Sachen nachbestellen, sodass du sie dann auch hast. Das ist kein Problem. Dein Bruder muss noch diesen Zettel unterschreiben. Hier hast du noch den neuen Trainingsplan. Übermorgen ist dann das nächste Training, Tiana." lächelt sie mich an und übergibt mir die Sachen. Ich bedanke mich nochmals bei ihr und verabschiede mich. Ich bin so glücklich gerade. 

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