Kapitel 7

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Ben's Sicht

Mittlerweile ist Liora schon ganze zwei Wochen bei uns. Man merkt wie sie immer mehr aufblüht und damit aber auch ihre ganze Persönlichkeit zeigt. Damit meine ich, dass Lio auch mal sagt, wenn ihr etwas nicht passt. Sie kann auch manchmal schon etwas wütend und bockig werden, aber solange sich das im Rahmen hält, ist daran nichts auszusetzen. Schließlich hat jedes Kind so seine Phasen und mir persönlich ist eine bockige Liora tausend Mal lieber, als eine in sich gekehrte Liora. Ihrem Vater geht es leider noch immer nicht besser, aber zum Glück auch nicht schlechter. Sein Zustand ist unverändert. Er liegt nach wie vor im Koma.

Heute ist Donnerstag und ich mache mich gerade für die Nachschicht im Krankenhaus fertig. Es ist die erste Nachtschicht, die ich arbeite, seit Liora hier bei uns lebt. Hoffentlich kann sie gut schlafen und hat keine Albträume. Levin ist zwar auch noch da, aber trotz allem hat Lio zu mir die engste Bindung.

Frisch geduscht steige ich aus der Dusche und schnappe mir ein Handtuch, welches ich mir um die Hüfte knote. Gekonnt rasiere ich mir meinen Dreitage Bart kurz und benutze meine Pflegeprodukte. Ich gehe aus meinem Badezimmer hinaus in mein Schlafzimmer, wo ich mir schon eine dunkelgraue Stoffhose und ein Hemd bereitgelegt habe. Nachdem ich mir meine Sachen angezogen habe, rubble ich mir mit dem Handtuch meine Haare trocken. Zurück im Badezimmer style ich mir noch schnell meine Haare und schon bin ich bereit für die Klinik.

Unten angekommen höre ich ein bereits Levin und Liora. Anscheinend passt Lio gerade etwas nicht. Ich begebe mich ohne Umwege in die Küche, wo die zwei stehen. „Was ist los?" hinterfrage ich die Situation. Liora steht mit Tränen in den Augen vor Levi. Sofort als mich Lio erblickt, stürmt sie auf mich zu und schlingt ihre kleinen Arme um meinem Bauch. „Lio möchte nicht, dass du gehst." meint Levin schließlich. Mein Blick fällt auf Liora, die sich nach wie vor an mich klammert. Kurzerhand hebe ich das kleine Mädchen hoch und setze sie auf einen der Barhocker in der Küche. „Ach Lio, du weißt doch, dass ich arbeiten gehen muss und dazu gehören nun mal auch Nachtschichten. Wir haben darüber doch schon gesprochen." seufze ich. „Ich will trotzdem nicht, dass du gehst." Ihre Stimme ist ganz zittrig. Sie vor mir so zu sehen, zerbricht mir das Herz, aber ich kann an der Situation gerade nichts ändern. Ich muss arbeiten gehen.

„Wenn es ein Problem gibt, ist Levin da, okay? Außerdem gehst du doch eh bald schlafen und wenn du dann wieder morgen früh aufwachst, bin ich auch schon wieder da." meine ich mit einem leichten Lächeln. Traurig nickt Lio. „Komm zu mir, Lio. Ben muss jetzt wirklich gehen." sagt Levin, als er meinen Blick auf die Uhr sieht. Zögerlich löst sich die Kleine von mir und geht zu Levin, der gleich seine starken Arme um sie schlingt. Nach einer schnellen Verabschieden, befinde ich mich jetzt auch schon in meinem Auto auf dem Weg zum Krankenhaus.

Liora's Sicht

Noch immer befinden Levin und ich uns in der Küche. Eigentlich mag ich Levin. Er war immer nett zu mir, so wie auch die Anderen. Nur mit Tiana hatte ich noch nicht wirklich viel Kontakt. Irgendwie glaube ich, dass sie mich nicht mag und daher mag ich sie auch nicht wirklich.

„Was magst du essen?" fragt Levin. „Ich habe keinen Hunger." antworte ich schulterzuckend. Levi ist natürlich mit meiner Antwort nicht zufrieden. „Okay. Dann gibt es einfach Spaghetti." beschließt er.

Levin fängt an zu kochen und ich schaue ihm eine Zeit lang zu, jedoch wird mir schnell langweilig. „Mir ist langweilig." nörgle ich herum. „Wie wäre es, wenn du einen Film schaust." meint Levin. „Keinen Bock." Mittlerweile drehe ich mich auf dem Barhocker im Kreis. „Du könntest auch etwas zeichnen. Tiana macht das sehr gerne, wenn ihr langweilig ist." schlägt er wieder vor, aber auch das möchte ich nicht. „Nein." Ich ziehe das Wort ganz lang und drehe mich noch immer dabei im Kreis. „Lio, hör auf dich so viel zu drehen. Dir muss doch schon ganz schwindelig sein." sagt Levin. „Aber mir ist langweilig." meine ich schon genervt. „Du kannst nach oben gehen und etwas an der Spielekonsole spielen. Was hältst du davon?" Ich finde diesen Vorschlag auch nicht besonders großartig. Alleine zu spielen macht nicht so viel Spaß. Doch da kommt mir eine Idee in den Sinn. Auf Levin's Frage nicke ich einfach nur und mache mich auf den Weg nach oben.

Anstatt in das Spielezimmer zu gehen, schleiche ich mich in Tiana's Zimmer. Ich werde mich einfach mal umschauen und vielleicht finde ich ja etwas Interessantes, gesagt getan.

Leise schließe ich die Zimmertür hinter mir. Tiana hat ein größeres Zimmer als ich. Sie hat ein riesiges Bett. Kurzerhand lasse ich mich rückwärts auf das Bett fallen. Es ist wirklich gemütlich. Zu lange halte ich mich jedoch damit nicht auf. Ich stehe wieder auf und gehe zunächst mal durch die erste Tür. Dahinter verbirgt sich ein Ankleidezimmer. Am Boden liegt ein Haufen voller Kleidungsstücke. Ich schaue oberflächlich ihre Kleidung durch, kann aber nichts Spannendes entdecken, weshalb ich durch die andere Tür trete.

Hier ist ihr Badezimmer. Auch in diesem Zimmer liegt wieder Kleidung am Boden. Tiana scheint wirklich nicht gerade eine ordentliche Person zu sein. Ich gehe zum Waschbecken und öffne die Schublade, die sich darunter verbirgt. Auch hier ist nichts Außergewöhnliches außer so komische kleine Fläschchen mit einer Flüssigkeit darin. Hm, was das wohl ist? Ich nehme einfach eines Mal mit.

Lächelnd trete ich wieder aus dem Badezimmer heraus und gehe zu ihrem Schreibtisch. Gerade als ich die erste Schublade aufmache, geht die Tür hinter mir auf. Erschrocken zucke ich zusammen. Auch Tiana erschreckt sich, als sie mich erblickt. „Was machst du hier?" fragt sie mich. Aber anstatt ihr eine Antwort zu geben, will ich mich durch die Tür quetschen, in der Tiana steht. „Nein, du bleibst jetzt hier und erklärst mir, was du verdammt nochmal in meinem Zimmer zu suchen hast!" meint sie mit scharfer Stimme, weshalb ich wieder zusammenzucke.

„Lass mich durch!" sage ich mit zittriger Stimme. „Bestimmt nicht! Zuerst erklärst du mir, was du hier willst." sagt Tiana streng. Ohne auf ihre Worte zu achten, schubse ich Tiana und dränge ich mich an ihr vorbei. Schnell laufe ich nach unten. Hinter mir kann ich die lauten Schritte von Tiana hören. Ich biege in die Küche ein, wo auch Levin noch immer ist. Allerdings bin ich viel zu schnell dran und rutsche dadurch aus. Mit einem lauten Knall lande ich auf dem Boden. 

Twisted Life 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt