Kapitel 11

905 41 3
                                    

„Tia bist du so weit?" fragt Alex mich, als ich die Treppen nach unten komme. „Ja, hab alles." meine ich und folge ihm nach draußen zum Auto. Heute ist Samstag, das heißt, dass ich heute am Vormittag Fußballtraining habe. Morgen gibt es dann ein Fußballspiel. Deshalb wird das Training heute wahrscheinlich nicht ganz so anstrengend wie normalerweise werden. Ich bin froh darüber, denn ich kann von vorgestern den Muskelkater noch spüren.

Am Trainingsgeländer hüpfe ich aus dem Auto und gehe geradewegs in die Umkleide, wo ich die erste heute bin. Eigentlich dachte ich, dass ich schon etwas spät dran bin, weil Alex mich so gedrängt hat, aber anscheinend war das nicht der Fall.

Kurze Zeit später kommt bereits Lisa in den Raum. „Hey! Wie geht's?" fragt sie und umarmt mich zur Begrüßung. „Hi! Mir geht es gut und dir?" Nach dem anfänglichen Smalltalk, kommen wir auf interessanter Themen zu sprechen. „Wir müssen mal etwas unternehmen?" meint Lisa. „Ja, du hast recht." stimme ich ihr zu. „Lass uns doch heute Abend um die Häuser ziehen. Ich kenne da einen guten Club, in den wir auf jeden Fall auch reinkommen." zwinkert sie mir zu. „Denkst du, dass das eine so gute Idee ist, wenn wir morgen ein Spiel haben. Nora wird davon sicher nicht so begeistert sein." sage ich skeptisch. „Ach was. Wir sind jung. Wir können eine Partynacht schon gut wegstecken, glaub mir." meint sie lachend. Ich muss ebenfalls lachen.

Wie erwartet ist das Training heute nicht ganz so anstrengend, wie es die letzten Male war. Zusammen gehen alle Mädchen, inklusive mir, in die Umkleiden. Nicht jeder duscht immer gleich nach den Training. Ich kenne viele Mädchen, die es bevorzugen, erst zu Hause zu duschen. Mir ist es gleich. Ich habe nichts dagegen gleich hier zu duschen oder erst später zu Hause. Es kommt immer darauf an, ob jemand auf mich wartet und wie viel Zeit ich habe.

„Hallo, Tia. Wie war das Training?" fragt mich Alexander, als ich zu ihm ins Auto steige. „Heute war es zum Glück nicht so anstrengend wie die letzten Male." erzähle ich ihm. „Verständlich. Schließlich müsst ihr morgen alle fit sein." sagt Alex. Ich nicke nur. „Du Alex?" frage ich mit einem Grinsen im Gesicht. „Was willst du?" lacht auch mein Bruder. „Lisa und ich wollen heute Abend in einem Club gehen und da ja heute Samstag ist, sollte das doch kein Problem sein." meine ich etwas zögerlich.

Seit ich abgehauen bin, sind alle ziemlich vorsichtig mit mir bezüglich Freunde treffen und so weiter. Alex will eigentlich nicht, dass ich ausgehe. Er macht sich Sorgen, dass sie das alles noch einmal wiederholen könnte. Was es aber nicht wird. Auch wenn die jetzige Situation mit Liora nicht gerade sonderlich schön ist, würde ich so etwas nicht mehr machen.

Natürlich gab es auch gute Sachen daran. Ich habe Vanessa kennengelernt. Sie hat mich immer unterstützt und mir unter die Arme gegriffen. Vanessa hat sich Probleme eingehandelt nur weil sie mir geholfen hat. Das macht nicht jeder. Die meisten Menschen denken immer nur an sich und manche von ihnen freuen sich sogar noch, wenn es den anderen schlecht geht. So etwas ist fürchterlich. Wir alle sollten mal mehr auf unsere Mitmenschen achten. Denjenigen helfen, denen es nicht so gut geht, wie uns. Die, die weniger haben. Ich hatte einfach nur wahnsinniges Glück mit Vanessa. Ich hätte genau so gut an jemanden geraten können, der mich verletzen hätte wollen oder noch schlimmeres. Zudem kann sich keiner vorstellen wie ich Alex und die Anderen vermisst habe.

„Tia, denkst du, dass das eine gute Idee ist, wenn du morgen ein Fußballmatch hast?" hinterfragt mein großer Bruder skeptisch. „Ich bekomme das schon hin." antworte ich. „Na gut. Es ist deine Verantwortung. Ich hoffe nur, dass du dir den Konsequenzen bewusst bist, wenn du morgen dann nicht spielen kannst und damit meine ich nicht Konsequenzen, die du von mir zu erwarten hast. Ich will nicht, dass du so viel Alkohol trinkst, dass du dich danach nicht mehr daran erinnern kannst, oder du wieder Drogen nimmst und dann wieder ins Krankenhaus eingeliefert wird. So etwas wird sich nicht mehr wiederholen, haben wir uns dabei verstanden, junge Dame?" War ja mal wieder klar, dass er wieder einen ganzen Monolog darüber halten muss. „Ja, ist klar." sage ich nur.

Den restlichen Tag verbringe ich dieses Mal draußen im Garten, da wirklich schönes Wetter ist. Liora schwimmt auch schon seit Stunden im Pool. „Lio, kommst du bitte mal raus? Dir ist doch bestimmt schon kalt und wir wollen ja alle nicht, dass du krank wirst." sagt Ben, der schon etwas länger versucht dieses Mädchen aus dem Wasser zu bekommen. Doch anscheinend hat er keinen großen Erfolg dabei. Liora denkt nicht mal daran aus dem Wasser zu kommen. Ich muss ja sagen, ich hätte jetzt nicht gerade etwas dagegen, wenn sie krank werden würde, dann würde sie wenigstens mich nicht mehr nerven können. Vom diesem Gedanken muss ich automatisch grinsen. Seitdem Liora mein Zimmer durchsucht hat, habe ich kein Mitgefühl mehr mit ihr. Sie ist daran selber schuld. Liora hätte das nicht machen dürfen.

Am Abend mache ich mich fertig, bis Lisa irgendwann für meiner Tür steht. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in den Club. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht wissen, wen ich an diesem Abend noch über den Weg laufen werde ...

Twisted Life 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt