Kapitel 13

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„Wollen wir tanzen?" fragt Julia uns drei. „Ja, klar." antwortet Lisa und steht auf. „Kommt ihr auch mit?" fragt Julia. Ich schaue zu Anna und sehe, dass auch sie tanzen gehen will, also folge ich den Mädels.

Die Tanzfläche ist sehr voll. Überall sind junge Leute, doch ich kenne niemanden von ihnen. Wir Mädels stehen in einem Kreis und tanzen ausgelassen miteinander. Es macht echt Spaß. Solche Zeiten habe ich wirklich vermisst. Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal so frei und glücklich gefühlt habe. Grinsend schließe ich meine Augen und tanze vor mich hin. Ich liebe dieses Gefühl, wenn man laute Musik hört und diese blinkenden, bunten Lichter überall sieht. Man denkt über nichts mehr nach und genießt einfach nur die Zeit, die man mit seinen Freunden genießt.

Plötzlich stößt mir jemand seinen Ellbogen in die Rippen. Erschrocken öffne ich meine Augen und blicke um mich herum. „Sieht du diesen Jungen da drüben? Ist das nicht Max?" fragt mich Lisa. Sie war es auch diejenige, die mir ihren Ellbogen in die Rippen gestoßen hat, um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Ich blicke in die gleiche Richtung und sehe wirklich einen Jungen, der zumindest von hinten genauso aussieht, wie Max. Seine dunklen Haare und sein muskulöser Körper lassen mich zumindest erahnen, dass es sich um Max handeln muss. Auch den Pulli, den er trägt, kenne ich. Es war der gleiche Pulli, den Max anhatte, als wir uns zum allerersten Mal getroffen haben. In dem Park, als ich auf der Bank saß und einfach nur weinte, weil Moritz mich begrapscht hat. Max war damals für mich da, obwohl wir uns kein bisschen kannten. Er hat mir diesen Pullover schlussendlich gegeben, da mir eisig kalt war.

Auf einmal dreht sich Max um und blickt direkt in meine Richtung. Er sieht mir direkt in die Augen. Ein leichtes, schwaches Lächeln kann ich erkennen. Max wirkt irgendwie schmerzerfüllt, so wie er mir gerade in die Augen schaut. Ist das wegen mir? Wegen uns? Er war doch derjenige, der mir fremdgegangen ist, mich einfach betrogen hat und mir damit mein Herz gebrochen hat.

„Tia, alles in Ordnung?" fragt Lisa besorgt, die mich noch immer ansieht. „Ehm, ja. Ja, es ist Max." bestätige ich ihre Vermutung. „Sollen wir gehen? Oder willst du an die Bar, weg von ihm?" fragt sie noch immer besorgt. „Nein, es ist alles gut. Ich bin darüber hinweg." meine ich schulterzuckend und breche erst jetzt meinen Blickkontakt mit Max. Lisa mustert mich noch immer besorgt, nickt aber schlussendlich.

Ich tausche mit Julia den Platz, sodass ich nicht mehr in die Richtung von Max schauen muss. Wir tanzen ausgelassen weiter, auch wenn meine Gedanken immer wieder an die Zeiten mit Max und unsere Beziehung abrutschen. Ich habe mit ihm eine echt schöne Zeit verbracht. Damals war ich wunschlos glücklich. Ich habe Max wirklich geliebt und ich liebe ihn immer noch. Ich bin der Meinung, wenn man eine Person wirklich liebt und nicht nur ein bisschen verknallt ist, dann wird man diese Person immer lieben, egal was passiert. Genauso wie ich auch der Meinung bin, dass man seine Eltern immer liebt, egal was passiert ist. Ich liebe meinen Vater, auch wenn er mir schreckliche Sachen angetan hat. Ich kann ihn dafür nicht hassen, das geht einfach nicht. Ich liebe auch meine Mutter, obwohl sie sich das Leben genommen hat und mich damit im Stich gelassen hat. Ich würde alles dafür geben, um mit den beiden wieder schöne Zeiten zu erleben, doch das wird nicht geschehen, zumindest nicht bei meiner Mama. Und von meinem Papa habe ich seitdem er im Gefängnis ist, nichts mehr gehört. Ich weiß nur das Alex und die anderen rechtliche Schritte gegen ihn in die Wege geleitet haben, als sie erfahren haben, dass er mich misshandelt hat. Vielleicht ist der deshalb sauer auf mich und meldet sich deswegen nicht mehr? Ich weiß es nicht.

„Geht es dir gut? Du siehst so in deinen Gedanken versunken aus." meint dieses Mal Anna zu mir. „Ja, ja. Es ist alles gut. Ich gehe nur mal schnell aufs WC." meine ich zu ihr. Was eine zufällige Begegnung mit Max alles in mir auslösen kann, hätte ich nicht gedacht und wir haben noch nicht einmal ein Wort miteinander gesprochen. „Sollen wir mitkommen?" fragt Anna wieder. „Nein, schon gut." antworte ich ihr.

Ich dränge mich durch die ganzen, zum Teil betrunkenen, Menschen, um zu den Toiletten zu gelangen. Als ich endlich angekommen bin, kann ich eine riesen Schlange vor dem Damen-WC erkennen. War ja mal wieder klar, dass bei uns Frauen eine wirklich lange Schlange ist, während man sich bei den Männern gar nicht anstellen muss.

Nach gefühlten dreißig Minuten bin ich dann auch mal endlich dran. Ich gehe in eine freie Kabine und erledige mein Geschäft. Als ich wieder nach draußen gehe, wasche ich mir noch schnell meine Hände und blicke mich im Spiegel an. Ich fahre kurz mit meinen Händen durch meine Haare, um sie wieder etwas in Ordnung zu bringen, denn sie sind vom Tanzen etwas verknotet. Danach verlasse ich die Toilette und will mich gerade auf den Weg zu den Mädels wieder machen, als mich jemand plötzlich am Arm packt und mich ein Stück zu sich zieht.

Twisted Life 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt