Kapitel 10

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Am nächsten Morgen schlendere ich die Treppe nach unten, wo die anderen bereits frühstücken. Alex hat mich vor einer halben Stunde geweckt und meinte ich soll mich fertig machen und danach runterkommen. Allerdings war ich viel zu müde, um mich aufzuraffen und meine Morgenroutine durchzuführen, weshalb ich mit wilden Haaren und meinen Schlafklamotten in das Esszimmer komme.

Alle sitzen am Tisch bis auf Liora. Zum Glück. Ich brauche wirklich nicht noch mehr Ärger wegen ihr. „Guten Morgen, Kleine!" begrüßt mich Arian als erstes, da mich vor den anderen gesehen hat. Auch ich begrüße alle und setze mich dann auf meinem Platz. „Was war denn gestern los?" fragt Ben, während wir gemeinsam frühstücken. Ich zucke nur mit den Schulter. Es ist doch eh egal, was ich sage, sie werden nur Liora Glauben schenken und nicht mir.

„Tia, bitte erzähl uns was los war." meint dieses Mal auch mein Bruder. „Warum? Ihr glaubt mir doch eh nicht." sage ich trotzig. „Tiana, das stimmt nicht. Wir wollen uns ein Gesamtbild bilden und das geht nur, wenn wir beide Sichtweisen hören. Also würdest du uns bitte sagen, was gestern passiert ist?" spricht Arian. Seufzend nicke ich.

„Ich bin gestern nach dem Training nach Hause gekommen und bin in mein Zimmer gegangen, weil ich noch schnell mein Handy zum Aufladen anstecken wollte. Als ich dann die Tür geöffnet habe, habe ich Liora gesehen. Sie hat gerade mein Zimmer durchsucht. Sie wollte so schnell wie möglich weg, aber ich stand in der Tür und somit konnte sie nicht durch. Ich habe Liora natürlich gefragt, was sie in meinem Zimmer zu suchen hat. Sie hat mir nicht geantwortet, sondern hat mich plötzlich zur Seite gestoßen und ist die Treppen hinuntergelaufen. Ich bin ihr hinterher und dann ist sie halt ausgerutscht." erzähle ich den ganzen Vorfall. Alle hören mir aufmerksam zu.

„Okay. Hast du sie denn auch beleidigt oder bist du ruhig geblieben?" fragt Alexander. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. „Ich habe niemanden beleidigt. Ich meine, ich bin vielleicht etwas lauter geworden, aber ich habe sie sicherlich nicht beleidigt." verteidige ich mich.

„Doch! Du hast gesagt, dass ich verschwinden sollen und mich beschimpft. Du hast gesagt, dass mich keiner hier haben will und dass es das Beste gewesen wäre, wenn ich bei dem Unfall auch schlimm verletzt geworden wäre." meint plötzlich eine Stimme. Ich drehe mich um und sehe Liora.

„Hä? Das stimmt doch gar nicht. Was erzählst du schon wieder für einen Mist?!" rufe ich laut. „Doch! Hast du. Ich hasse dich. Du bist immer so gemein zu mir. Du sollst verschwinden, nicht ich." schreit Liora zurück. Jetzt reicht es aber. Ich springe auf und gehe einige Schritte auf sie zu. Ich baue mich vor ihr auf, damit sie Angst vor mir hat. „Was hast du gerade gesagt?" frage ich bedrohlich leise. Man merkt, wie die Angst in Liora hochkriecht. „Du bist hier die miese Lügnerin, sicherlich nicht ich. Du hast in meinem Zimmer herumgeschnüffelt, nicht ich. Du kannst hier nicht alles erlauben, du kleine Schl- " schreie ich in Liora's Gesicht, doch Arian durchbricht meinen Wutanfall. „Es reicht. Ihr atmet erstmal beide tief durch." meint er komplett ernst. So autoritär habe ich ihn noch nie erlebt.

Auch er ist aufgestanden und schiebt mich von Liora weg. „Setz dich bitte wieder hin." Angespannt gehe ich wieder zu meinem Platz und lasse mich fallen. „Wir klären das jetzt gemeinsam in Ruhe. Keiner schreit mehr rum. Ist das klar?" sagt nun auch mein großer Bruder ernst. Ich nicke nur und starre auf den Tisch vor mir.

„Komm her, Lio." sagt Ben. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie sie in Ben's Arme fällt. Ich platze gleich. Alle fallen auf sie rein. Sie hat sich falsch verhalten und trotzdem benimmt sich jeder hier, als ob sie das Opfer wäre.

Als ich plötzlich höre, wie sie aufschluchzt, platzt mir der Kragen. „Das kann es doch nicht sein. Hör verdammt nochmal auf zu heulen. Dein Schauspiel ist echt bemerkenswert, aber ich falle da sicher nicht drauf rein." Ich will noch weiter reden, oder eher mehr schreien, als reden, jedoch werde ich schon wieder unterbrochen. „Tiana! Es reicht jetzt wirklich. Was habe ich gerade gesagt. Hör auf zu schreien." sagt Alex. Ich schnaufe auf und blicke wütend zu Alex und dann wieder zu Liora. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre sie jetzt sicherlich tot.

„Liora, was ist gestern passiert? Warst du wirklich in ihrem Zimmer?" fragt Ben mit leiser und fürsorglicher Stimme. „Ja." flüstert sie ganz leise. „Seht ihr! Ich habe es doch gesagt." schreite ich ein. „Tiana, du bist jetzt ruhig." meint nun auch Arian. Ich verdrehe die Augen.

„Warum? Du hast dort nichts zu suchen. Vor allem, wenn du mir erzählst, dass du ins Spielezimmer gehst, um etwas an der Spielekonsole zu spielen." sagt Levin und schaut Liora an. „Es tut mir leid." weint sie wieder. „Warum warst du denn in Tiana's Zimmer?" fragt Ben. „Mir war es langweilig und ich weiß auch nicht. Dann bin ich halt auf die Idee gekommen. Es tut mir leid, Tia." meint sie mit zittriger Stimme und Tränen in den Augen.

Ja, klar. Jetzt tut es ihr auf einmal leid und vorher mich noch beschuldigen. „Es ist gut, Lio. Allerdings musst du versprechen, dass du so etwas nie wieder machst, okay?" sagt mein Bruder. Liora nickt und versteckt ihren Kopf in Ben's Brust. Das soll es jetzt gewesen sein. Sie bekommt keine Strafe? „Das war's jetzt?" frage ich mit offenen Mund. „Ja, Lio hat sich bei dir entschuldigt." meint mein großer Bruder. „Alex, was soll das? Ich will nicht wissen, welche Strafe ich bekommen hätte, wenn ich das gemacht hätte." sage ich wütend.

„Tiana du hast dich vorhin auch nicht richtig verhalten. Sollen wir euch jetzt beide bestrafen?" fragt Levin. „Ja, ja. Schon klar." murmle ich vor mich hin. Wenn Liora etwas anstellt, hat das natürlich für sie keine Konsequenzen. Bei mir würde das alles anders aussehen. „Ich hoffe, dass das Thema damit erledigt ist und wir nun in Ruhe weiter frühstücken können." sagt Ben. 

Twisted Life 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt