Kapitel 16

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Die zweite Halbzeit beginnt. Es dauert nicht lange bis wir ein Tor kassieren. Jetzt steht es 1:1. Alle aus unserem Team ärgern sich. Wir kämpfen und kämpfen. Es sind nur noch zehn Minuten auf der Uhr. Ich habe gerade den Ball und sprinte damit nach vorne. Anna steht vor dem Tor. In einer schnellen Bewegung passe ich ihr den Ball zu. Sie nimmt an und trifft. Anna und ich rennen beide aufeinander zu und umarmen uns. 2:1 für uns. Allerdings hat kurze Zeit später das gegnerische Team wieder den Ball und schon steht es 2:2.

Nur noch vier Minuten sind zu spielen. Das schaffen sie nicht, um dieses Spiel noch zu gewinnen. Wir müssen es gewinnen. Wieder sind wir im Ballbesitz. Ohne das ich überhaupt den Ball habe, stößt mich dieses Mädchen von vorhin. „Was soll der Scheiß?" gehe ich sie an. Das Spiel geht weiter. Niemand bemerkt unser Streitgespräch. „Was? Ich mache doch gar nichts." sagt sie und läuft weg von mir. Im Vorbeilaufen an mir steigt sie mir jedoch mit ihren Fußballschuhen auf den Fuß. Dieses kleine Miststück. Am liebsten würde ich ihr ins Gesicht schlagen, doch weiß es besser und mache nichts dergleichen.

Plötzlich hat das gegnerische Team den Ball. Sie laufen auf unser Tor zu. Ausgerechnet das Mädchen, welches mich die ganze Zeit beleidigt hat den Ball. Ich renne auf sie zu und ...

Pfiff. Der Schiedsrichter läuft auf uns zu. „Was soll das? Was foulst du sie?" schreit mich ein anderes Mädchen aus diesem Team an. „Was machst du überhaupt hier? Du bist viel zu fett, um Fußball zu spielen. Schau mal in den Spiegel, Mädchen." sagt sie wieder und schaut mich mit einem ekelhaften Blick an. „Beruhigt euch, Mädels." sagt der Schiedsrichter. „Sehen Sie nicht, dass sie verletzt ist?" ruft das andere Mädchen wieder und zeigt auf ihre Mitspielerin. Ohne lange zu zögern, hält der Schiedsrichter die rote Karte hoch. Wollen die mich hier alle verarschen?! „Was? Nie im Leben war das eine rote Karte. Machen Sie alles, was die anderen sagen?" frage ich aufgebracht. „Es reicht. Du gehst jetzt." sagt er streng. Wütend stapfe ich vom Feld in die Kabine, dabei ignoriere ich vollkommen unsere Trainerin, die mich wütend anschreit. Die können mich alle mal. Ich habe nichts falsch gemacht.

In der Kabine angekommen, schlage ich wütend auf die Sitzbank. Sie beleidigen mich die ganze Zeit, aber dagegen wird natürlich nichts unternommen. Ist klar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das der Schiedsrichter gar nicht mitbekommen hat.

Immer noch voller Wut raufe ich mir die Haare, als plötzlich laute Rufe von draußen zuhören sind. So wie es sich anhört, haben wir nun auch noch ein Tor bekommen. Na super, jetzt haben wir tatsächlich auch noch verloren. Aufgebracht gehe ich schnell duschen und ziehe mich danach wieder meine normalen Sachen an. Danach packe ich alle meine restlichen Sachen in meine Tasche und stürme danach aus den Umkleiden heraus. Zum Glück treffe ich auf keinen, auch nicht auf meine Teamkollegen. Ich brauche jetzt einfach ein bisschen Abstand von dem ganzen Fußballthema und somit auch von meinem Team.

Draußen angekommen, sehe ich direkt Ben und Alex, wie sie auf mich zu laufen. Beide sehen sehr ernst aus. „Tiana, lass uns nach Hause fahren." sagt mein Bruder und nimmt mir meine Tasche ab. Wow, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich dachte eher, dass er komplett wütend auf mich ist und mir einen ganzen Vortrag darüber hält.

Gemeinsam gehen wir zum Auto, wo mir Ben die Hintertür aufhält, bevor er selbst einsteigt. Während der Fahrt unterhalten sich Ben und Alex miteinander, ich bin jedoch die ganze Zeit still und höre ihnen auch nicht zu. Ich bin einfach zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt. Dieses ganze Spiel heute regt mich noch immer total auf. Diese Gören beschimpfen mich die ganze Zeit und dagegen macht keiner etwas. Und dann, nur weil ich der einen reingegrätscht bin, habe ich eine rote Karte bekommen. Das ist doch nicht fair.

„Tia, kommst du?" fragt Benjamin, der mir wieder die Tür aufhält. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass wir schon zu Hause angekommen sind. Drinnen angekommen, ziehe ich mir schnell die Schuhe aus und will schon nach oben in mein Zimmer verschwinden, als ich von den beiden zurückgerufen werde. Wahrscheinlich kommt jetzt der Anschiss, der bis jetzt ausgeblieben ist.

„Was ist?" frage ich genervt und folge den beiden in die Küche. „Die anderen kommen gleich und bringen Essen mit." sagt Alexander. „Ich habe aber keinen Hunger." Ich bin eh schon viel zu fett. Die Gegenspielerinnen heute haben doch nur die Wahrheit gesagt, aber deshalb tut es nicht weniger weh. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du keinen Hunger hast. Du hast heute noch nicht viel gegessen und das Spiel war sicherlich auch sehr anstrengend und Kräfte raubend, also setzt dich schon mal ins Esszimmer. Wir kommen sofort." spricht Alex sein Machtwort. Widerwillig stehe ich auf und gehe ins Esszimmer.

Nicht viel später, höre ich wie die Haustüre aufgeht und Arian und Liora hereinkommen. Sie kommen mit einigen Pizzakartons ins Esszimmer. Auch Ben und Arian kommen mit Tellern ins Zimmer und setzen sich. „Greift zu!"

Ich esse zögerlich ein Stück Pizza. Ich will gar nicht daran denken, wie viele Kalorien ich gerade in mich hineinstopfe. Alleine bei diesem Gedanken wird mir schon kotzübel. „Tia, ist bei dir alles in Ordnung? Schmeckt es dir nicht?" fragt plötzlich Arian. Muss das sein? Kann der mich nicht einfach alleine lassen. „Doch." murmle ich. Ich spüre die besorgten Blicke der anderen auf mir.

„Darf ich aufstehen? Ich habe keinen Hunger mehr." spreche ich und schaue meinen Bruder an. Alex sieht mich nachdenklich an, bis er schließlich nickt. Aufatmend stehe ich auf und verschwinde in meinem Zimmer. 

Twisted Life 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt