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Müde drehte ich mich auf die andere Seite. Es war ein recht kühler Herbstmorgen. Da weder mir noch Reesh Kälte etwas ausmachte, schliefen wir wie gewöhnlich mit offenem Fenster. Vorsichtig ließ ich meine Hand auf seine Bettseite fahren. Im Moment sehnte ich mich nach seiner Nähe. Richards warmer Körper war aber nicht auffindbar.

Verschlafen öffnete ich ein Auge und schielte auf seine Seite. Sie war leer. Hellwach setzte ich mich im Bett auf und ließ meinen Blick durch das Schlafzimmer fahren. Es dauerte ein paar Sekunden bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die Tür zum Balkon stand einen Spalt breit offen. Draußen an der frischen Luft konnte ich die Umrisse einer Person ausfindig machen. Richard.

In der linken Hand hielt er eine brennende Zigarette und in der rechten sein Telefon. Erst jetzt konnte ich seine gedämpfte Stimme vernehmen. Er schien zu telefonieren. Vermutlich wollte er mich nicht wach machen, weshalb Richard nach draußen gegangen war. Oder er wollte nicht das du das Gespräch mitbekommst, meldete sich eine leise Stimme im meinem Hinterkopf. Ein unwohles Gefühl breitete sich in mir aus.

Nein. Ich kannte ihn schon lange genug um zu wissen das er mich nicht betrügen würde. Barfuß verließ ich die warmen Laken und machte mich auf den Weg nach draußen. An meinem Körper trug ich nicht mehr als ein großes T-Shirt von Richard und ein Höschen.

Durch die Morgenkälte waren meine Nippel steif und stachen aus dem Shirt hervor, was mich aber nicht weiter störte. Sobald ich Reesh erreichte, schlang ich meine Arme von hinten um seinen Körper. Ich konnte fühlen das er sich in meine Berührung lehnte. Sofort entspannten sich seine Muskeln. "Ja, nein. Hör zu Paul, ich werde da sein." Mit den Worten beendete er den Anruf und drehte sich zu mir um.

Seine großen Arme um mich schlingend, zog er mich an seinen warmen Körper. "Hab ich dich geweckt, Liebchen?", fragte er sanft während seine Hand durch meine Haare strich. In der Ferne begann die Sonne bereits ihre ersten Strahlen zu zeigen. Es war ein schöner Anblick.

Die kühle Luft jagte mir eine Gänsehaut über meinen Körper. Augenblicklich verstärkte Richard seinen Griff um mich. "Nein. Hast du nicht.", flüsterte ich leise. "Ist alles okay? Wer war am Telefon?" Meinen Blick hebend, schaute ich in seine eisigen Augen, die in der Dunkelheit hervorstachen.

Sein Blick ruhte ebenfalls auf mir. Sanft hob Richard seine rechte Hand an und strich behutsam mit seinem Daumen über meine Lippen. "Das war mein alter Bandkollege Paul. Er meinte das die Gruppe sich wieder vereinen möchte. Anscheinend haben sie vor wieder Musik zu produzieren, aber nicht ohne mich." Vor Jahren hatte sich Rammstein getrennt.

Den Grund der plötzlichen Trennung, der bekanntesten Rockband Deutschlands, wollte Richard mir nie wirklich verraten. Da ich ihn zu nichts zwingen wollte, hatte ich es dabei belassen und es einfach so hingenommen. Wir hatten uns erst nach der Trennung kennen gelernt, weshalb ich seine Bandkollegen nicht kannte, also ich kannte sie schon aber nicht persönlich.

"Also hat Paul dich zur einem Treffen eingeladen.", schlussfolgerte ich. Ein Nicken von Richard bestätigte meine Vermutung. Die kühle Luft hatte meine Wangen und Nase leicht erröten lassen. Besorgt blickte Richard zur mir hinunter. "Ist dir kalt? Ich will nicht das du krank wirst."

Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Bei seinen Worten machte mein Herz einen leichten Satz. Ich liebte es wenn Richard sich um mich sorgte. Es ließ mir immer das Herz aufgehen. "Du bist übrigens auch eingeladen, aber keiner verlangt von dir dort zu erscheinen, Liebchen."

"Nein, ist schon gut. Ich komme gerne mit."

"Womit hab ich dich nur verdient?", säuselte Richard verträumt ehe er seinen Kopf zur mir hinunter beugte um seine Lippen auf meine zu legen. Bei seiner Leidenschaft, die er an den Tag legte, entwich mir ein kleines Seufzen.

Seine Lippen waren sanft und schmeckten nach Rauch und Bourbon. Diese Kombination ließ meine Knie weich werden. Schwer atmend lösten wir uns wieder voneinander. Stumm hielt Richard mir seine, immer noch brennende, Zigarette hin. Zufrieden nahm ich sie zwischen meine Finger und führte sie an meine Lippen.

Das Nikotin füllte meine Lungen und beruhigte meine Nerven. Erneut hob ich meinen Blick um in Reesh Augen sehen zu können. Er hatte mir nicht alles erzählt. Da war noch mehr. Vorsichtig legte ich meine Hand an seine Wange.

"Irgendwas hast du doch. Was ist los?" Anscheinend hatte er meine Frage nicht erwartet. Einen Moment lang sah er mir wortlos in die Augen ehe er seine Hand hob um meine Finger in seine zu nehmen. Sanft hauchte er mir einen Kuss auf meinen Handrücken.

"Es ist alles gut. Ich bin nur müde."

Lüge.

Wir waren jetzt schon so lange zusammen das ich wusste wenn Richard log. Sein flehender Blick nicht weiter drauf einzugehen, hielt mich davon ab weitere Fragen zu stellen. Anstatt ihn auf sein merkwürdiges Verhalten anzusprechen, lehnte ich mich mit meinem Rücken an seine Brust. Gemeinsam sahen wir der aufgehenden Sonne zu. Es war wie immer ein wunderschöner Anblick.

Nach zwei weiteren Zigaretten begaben wir uns wieder nach drinnen. "Lass uns schlafen gehen. Du siehst fertig aus, Liebchen.", flüsterte Richard sanft und strich mir eine meiner blonden Strähnen hinters Ohr. Als Antwort nickte ich nur. Reesh hatte recht, ich war unglaublich müde.

In letzter Zeit plagten mich wieder diese Alpträume. Nur selten fand ich Schlaf. Kraftlos kroch ich zurück in die weichen Kissen. Richard folgte meinem Beispiel und begab sich ebenfalls unter die warme Decke. Vorsichtig legte er seine Arme um meine Taille und zog mich sanft an seine warme Brust.

Tief atmete ich seinen Geruch ein. Ein kleines Seufzen fiel mir von den Lippen, als ich meinen Kopf an seine Brust lehnte. Das gleichmäßige schlagen seines Herzens ließ meine Augenlieder immer schwerer werden. Sanft strich Richard meinen Rücken auf und ab. Das letzte was ich noch vernahm, war wie er flüsterte das er mich liebe ehe der Schlaf mich einholte und ich in der Dunkelheit versank.

Liebe ist für alle da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt