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Nachdem die Jungs sich ordentlich begrüßt hatten, waren sie nach und nach wieder im Haus verschwunden. Der einzige der zurückgeblieben war, war Till. Er hatte mir den Rücken zugekehrt, den Blick in Richtung Wald gewandt. Unschuldig ließ ich meine Augen seinen Körper hinunter wandern. Verdammt hatte der einen geilen Arsch.

"Meine Augen sind aber hier oben.", bemerkte Till belustigt. Shit. Mit leicht erröteten Wangen blickte ich hinauf in zwei eisblaue Augen. Der schwarzhaarige schien nicht sauer zu sein, ganz im Gegenteil, er wirkte belustigt. Fast schon geschmeichelt. "Ich..äh..sorry.", stammelte ich verlegen und richtete meine Augen hinunter auf meine Hände.

Zwei lange Finger schlossen sich aus dem nichts um mein Kinn und hoben dieses leicht an. Grinsend blickte der Große auf mich hinab. "Entschuldige dich nicht dafür, ich fühl mich geschmeichelt.", flüsterte er ruhig. Erneut fühlte ich mich als blickte Till bis in meine Seele.

Ich konnte mir nicht selber helfen. als für eine Millisekunde hinunter auf seine vollen Lippen zu schauen. Grinsend leckte er sich über eben diese, bevor er sich langsam von meinem Gesicht entfernte. Erst jetzt realisierte ich wie nah Till meinem Gesicht gewesen war. Eine Stimme ließ uns beide erschrocken herumfahren. Wie zwei Kriminelle die auf frischer Tat ertappt wurde.

Ich konnte nicht verhindern das mir eine leichte röte in die Wangen schoss. "Essen ist fertig.", lächelte Schneider, was aber schnell wieder verschwand, sobald er unsere Gesichter sah. Peinlich berührt erhob ich mich von meinem Stuhl und begab mich nach drinnen.

Was war nur los mit mir? Verdammt ich war mit Richard zusammen. Welcher dir lange nicht mehr so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte wie Till in wenigen Minuten, meldete sich eine Stimme leise in meinem Kopf. Leicht schüttelte ich mit diesem um die Gedanken loszuwerden.

Im meinem Rücken konnte ich Tills Blicke brennen spüren. Sie bohrten sich förmlich in meine Haut. Mit einem aufgesetztem Lächeln nahm ich neben Richard platzt und drückte diesem schuldbewusst einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

Gekränkt bemerkte ich das ich mal wieder nicht das Zentrum seiner Aufmerksamkeit war. Ich wollte nicht wie eine Bitch klingen, aber es verletzte mich schon ein wenig keine Reaktion von ihm zu bekommen. Aufgeregt unterhielt er sich mit Paul und ließ mich komplett links liegen.

Mittlerweile hatten Schneider und Till ebenfalls den Tisch erreicht. Ein glückliches Lächeln umspielte Tills Lippen als er sich in dem Stuhl, gegenüber von mir, niederließ. Meine Augen glitt hinunter zur dem Essen, welches vor mir auf dem Tisch stand. Bei dem Anblick verkrampfte sich mein Magen.

Im Moment war mir wirklich nicht nach essen. Etwas unwohl suchte ich nach Richards Blick, welcher nicht mal mehr in meine Richtung sah. Zu sehr war er damit beschäftigt sich mit Paul zu unterhalten. "Milla was kann ich dir zu trinken bringen?", riss Schneiders warme Stimme mich aus den Gedanken.

"Du brauchst dir nicht extra die Mühe machen und-", begann ich doch wurde unterbrochen.

"Das ist kein Problem für mich, immerhin bist du unser Gast. Also, was möchtest du trinken?"

"Habt ihr vielleicht Bourbon oder Whiskey?", fragte ich etwas zaghaft. Sobald diese Worte meinen Mund verlassen hatten, lag die Aufmerksamkeit das ganzes Tisches auf mir. Etwas unwohl rutschte ich in meinem Stuhl umher.

"Ich bin mir sicher das wir noch welchen haben. Bin gleich wieder da." Mit den Worten erhob Schneider sich von seinem Stuhl und verschwand kurzer Hand in Richtung Küche. Nervös spielte ich mit meinen Ringen, als ich etwas an meinem Bein spürte. Jemand tippte mich mit seinem Fuß leicht an.

Sobald ich aufsah, blickte ich in Tills eisblaue Augen, welche mich besorgt ansahen. Ist alles in Ordnung? Fragte er mich, doch kein Ton wich über seine Lippen. Unsicher was ich darauf antworten sollte nickte ich nur stumm mit dem Kopf.

Nach einigen Minuten erschien Schneider mit einem Glass, in dem eine bernsteinfarbige Flüssigkeit schwamm, in der Hand und überreichte es mir. "Danke.", murmelte ich leise. Der starke Alkohol lockerte meine Nerven um einiges. Sofort fühlte ich mich in meiner Umgebung wohler. Etwas zaghaft fing ich an mir Essen aufzufüllen.

Es gab, zur meiner Überraschung, Spaghetti Bolognese. Offensichtlich wurde es selber gekocht und ich musste sagen, es schmeckte fabelhaft. Besser als ich es jemals könnte. Um ehrlich zu sein konnte ich auch nicht kochen.

Mittlerweile waren die Gespräche am Tisch eingegangen und wurden von Stille ersetzt. Nur das Geräusch von vereinzelnden Gabeln, die auf Porzellan kratzten, unterhielten den sonst ruhigen Raum. Es war eine angenehme Stille. Gesättigt von dem leckeren Essen ließ ich mich in meinen Stuhl zurücksinken. Sobald ich meinen Blick hob, traf er auf Tills.

Verlegen wendete ich meine Augen ab was meinem gegenüber zum schmunzeln brachte. Unauffällig stieß Till mit seinem Bein meins an. Nachdem alle mit dem Essen fertig waren, half ich Schneider und Olli noch beim aufräumen ehe ich mich an die frische Luft begab.

Zur meinem Enttäuschen war ich aber nicht alleine. Lässig lehnte Till an einer Steinmauer, eine Zigarette zwischen den Fingern, den Blick starr auf den Wald gerichtet. Er schien in Gedanken versunken zu sein. Fast schon mechanisch griff ich nach meiner Schachtel Zigaretten und steckte mir eine zwischen die Lippen.

Wie hypnotisiert sah ich dabei zu wie sich ein kleines Häufchen Asche von dem Nikotin Stängel löste und vom Wind davon getragen wurde. Inzwischen war es schon recht dunkel geworden. Tills raue Stimme riss mich plötzlich aus meinen Gedanken.

"Darf ich dich was fragen?"

Meinen Kopf wandte ich in Tills Richtung um seinen Blick auffangen zu können. Geduldig wartete er auf meine Antwort. "Ja klar.", antwortete ich kleinlaut. Erwartungsvoll sah ich in Tills blaue Augen.

"Behandelt er dich gut?"

Die Frage kam so urplötzlich dass ich einen Moment brauchte um sie zu verstehen. Was meinte er damit? Natürlich behandelt Richard mich gut. "Falls du Richard meinst, ja der behandelt mich gut."

Auf meine Antwort reagierte Till nicht, schien aber mit ihr zufrieden zu sein. Sobald er mit seiner Zigarette fertig war, ließ er den kleinen Stummel zu Boden fallen und trat ihn mit seinem Fuß aus. Wie in Zeitlupe kam er auf mich zu. Wenige Zentimeter entfernt blieb Till von mir stehen. Sanft strich er eine meiner blonden Haarsträhnen hinters Ohr.

Vorsichtig beugte er sich zur mir hinunter um mir wenig später einen Kuss auf die Wange zu hauchen. Augenblicklich liefen diese rot an und begannen zu kribbeln. Zum Glück war es dunkel genug, sodass Till dies nicht sah. " Gute Nacht, Klein Milla."

Wie angewurzelt blieb ich noch einen Moment lang da stehen.

Liebe ist für alle da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt