17

205 13 1
                                    

Unsere Trennung war nun schon eine Woche her. Die ganze Zeit über war Till bei mir gewesen und was soll ich sagen, wir waren nun mehr oder weniger zusammen. Okay, die offiziellen Worte hatten wir noch nicht ausgesprochen, aber es fühlte sich schon wie eine Beiziehung an.

Lange Rede kurzer Sinn, Till kam auf die Idee in den Urlaub zu fliegen. Er meinte das wir beide mal Abstand von allem brauchten und nun waren wir hier, in einem Flieger der, Gott weiß wohin, flog. Till hatte mir nämlich nicht verraten wohin es ging. Lediglich nur das ich Sommerkleidung benötigte. Mehr konnte ich aus dem Großen nicht rausbekommen.

Was mich aber mehr belastete, war das wir in einem Privatjet flogen und Till drauf bestand den ganzen Trip zu bezahlen. Ich wollte gar nicht wissen wie teuer das ganze war. Nervös biss ich auf meiner Unterlippe rum, den Blick aus dem Fenster gerichtet.

Till saß mir gegenüber. Ein Buch lag auf seinem Schoß, welches er in aller Ruhe ließ. Immer mal wieder konnte ich spüren wie er über den Rand seines Romans hinüberspäte und mich ansah. Ich hatte zwar ebenfalls ein Buch bei mir, was von mir aber keine Aufmerksamkeit bekam. Zu sehr war ich auf die Wolken fokussiert, die sich über den blauen Himmel erstreckten. Es war ein schöner Anblick.

"Weißt du eigentlich das du wunderschön bist?"

Wo kam das den her? Bei seinen Worten kroch eine leichte röte in meine Wange. Verlegen schielte ich zu Till hinüber, welcher mich bereits ansah. Seine Ehrlichkeit stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Geduldig wartete er auf eine Antwort.

"Eigentlich nicht, nein."

"Dann muss ich das wohl öfter sagen. Das eine bildhübsche Frau sich nicht schön findet ist ein Verbrechen."

Mit den Worten wandte er sich wieder seinem Roman zu. Zur meinem Glück. Inzwischen musste ich so rot wie eine Tomate sein. Müde schloss ich meine Augen und ließ mich mehr in den Sitz sinken. Die restliche Zeit verging schneller als gedacht und schon befanden wir uns im Landeanflug. Leider konnte ich nirgendswo ausmachen wo wir uns denn eigentlich befanden.

Till hielt auch dicht. Im Augenwinkel konnte ich sehen das er schmunzelte. "Das du mir noch nicht tot umgefallen bist, so nervös wie du aussiehst.", kommentierte er mein Dasein.

Beleidigt verschränkte ich meine Arme vor der Brust und ließ mich erneut in den Sitz sinken. "Ich mag halt keine Überraschungen."

Eigentlich hatte ich gehofft mit meiner Aussage ein paar Worte aus im zu locken, doch nichts. Statt mich von meinem Leiden zu erlösen, sah er mir nur belustigt dabei zu. Grinsend griff er nach meiner Hand, um mir einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen.

"Jetzt schau doch nicht so beleidigt, vertrau dem alten Mann doch mal."

Till wollte versuchen ernst zu bleiben, was ihm leider nicht so gut geling. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

"Du bist vieles, aber nicht alt. Ich vertrau dir ja, ich mag nur keine Überraschungen. Und schon gar nicht wenn sie so teuer sind."

Der letzte Satz war mehr an mich als an Till gerichtet, dennoch verstärkte sich sein Griff um meine Hand. Sanft strich er mit seinem Daumen über meinen Handrücken.

"Es wird dir gefallen, versprochen."

Till sollte Recht behalten. Auf dem Weg zur unserer Unterkunft kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Landschaft war wunderschön. Anhand mehrerer Straßenschilder konnte ich auch endlich ausmachen wo wir uns befanden - Palermo, Italien.

Mit geweiteten Augen sah ich zu Till hinüber, welcher nur dümmlich grinste. "Woher wusstest du das ich schon immer mal nach Palermo wollte? Oder ist das reiner Zufall?"

"Kein Zufall. Ich hab mit Richard telefoniert. Ich denke mal, die Überraschung ist mir gelungen?"

"Auf jeden Fall.", schwärmte ich glücklich.

Grinsend wandte Till sich wieder der Straße zu. Ich war gerade damit beschäftigt die Landschaft zu bewundern, als sich eine Hand auf meinem Oberschenkel platzierte. Erstaunt sah ich auf den Fremdkörper hinab. Nach längerem überlegen legte ich meine Hand auf Tills. Irgendwie fühlte es sich fremd und falsch an so innig mit Till zu sein.

Ein kleiner Teil von mir trauerte Richard und unserer Beziehung immer noch hinterher. Es erstaunte mich immer wieder aufs neue, wie schnell ich doch über unsere Trennung hinweg gekommen war. Vielleicht hatte ich schon früher Gefühle verloren, als ich es mir eingestehen wollte. Etwas unsicher entfernte ich meine Hand wieder von Tills. Dieser schien meine geknickte Stimmung bemerkt zu haben.

"Worüber denkst du nach?"

Ich konnte es nicht verhindern das eine Träne meine Wange hinunter kullerte. Zaghaft wischte ich sie mit meinem Jackenärmel davon. "Nicht so wichtig. Tut mir leid, ich wollte die Stimmung nicht zerstören."

"Das hast du nicht. Ich merk doch das du irgendwas hast. Was brennt dir auf der Seele, klein Milla?"

"Ist es schlecht so schnell über Richard hinweggekommen zu sein? Ich meine, die Trennung ist erst eine Woche her. Warum bin ich nicht am Boden zerstört?"

"Das ist nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Es ist sogar gut das du über ihn hinweg bist...oder?"

"Ja du hast vermutlich Recht."

Ohne groß weiter drüber nachzudenken, legte ich meine Hand erneut auf Tills. Dieser ließ von meinem Bein ab, um meine Hand ganz in seine nehmen zu können. Sanft strich er mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Seine Berührungen beruhigten mich.

"Wir sind fast da.", teilte Till mir mit. Ein stolzes Grinsen lag auf seinen vollen Lippen. Als unsere Unterkunft in Sichtweite war, klappte mir die Kinnlade runter. Ich hatte ja mit einem Hotel gerechnet, aber nicht mit einer Villa.

"Du spinnst doch. Hast du die ganze Villa gemietet?"

"Jap. Für die nächsten acht Tage ist das alles unser."

Der will mich doch verarschen. Es reichte ja nicht das Till uns eine Villa gemietet hat, nein. Natürlich musste sie auch noch einen mega Ausblick übers Meer haben. Von dem Haus bis zum Strand waren es fünf Minuten.

"Heilige Scheiße. Ich will gar nicht wissen wie teuer das alles ist.", flüsterte ich mir leise selber zu. Trotzt meiner gedämpften Lautstärke schien Till mich gehört zu haben.

"Willst du auch nicht."

Sobald der Wagen geparkt war, sprang ich aus dem Auto. Jetzt brauchte ich erstmal eine Zigarette. Till anscheinend auch, denn sobald ich meinen Stängel angezündet hatte, wurde er von ihm geklaut. Ich konnte nicht anders, als mit den Augen zu rollen und mir noch eine anzuzünden.

"Wow", entfuhr es mir. "Die Aussicht ist wunderschön."

Ich konnte immer noch nicht fassen das Till all das für mich getan hatte. Ich werde ihm das auf jeden Fall noch zurückzahlen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen wandte ich mich dem schwarzhaarigen zu, wessen Blick immer noch auf dem Meer vor uns hing.

Vorsichtig hob ich meine rechte Hand und platzierte sie auf Tills Wange, um seinen Kopf zu mir zu drehen. Mich auf meine Zehnspitzen stellend, hauchte ich ihm einen dankbaren Kuss auf die Lippen.

Bei einem sollte es aber nicht bleiben. Bestimmend legte Till seine Hände auf meine Taille und zog mich dichter an ihn. Mir entkam ein überraschendes Seufzen, als seine rechte Hand zur meinem Arsch hinunter wanderte und in mein Fleisch kniff.

Die Gelegenheit nutzend, ließ Till seine Zunge in meinen Mund schlüpfen. Er schmeckte nach Zigarette und Kaffee. Verdammt kann der gut küssen.

Erst als uns die Luft ausging lösten wir uns wieder voneinander. Schwer atmend lehnte Till seine Stirn gegen meine.

"Was machst du nur mit mir, dass ich nicht genug von dir bekommen kann?", säuselte er leise ehe er sich erneut zu mir hinunter beugte und seine Lippen mit meinen versiegelte.

Liebe ist für alle da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt