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Besorgt musterte Till mich, als ich zur ihm ins Auto stieg. Vorsichtig lehnte er sich über die Mittelkonsole und nahm mein Gesicht in seine Hände, sobald ich in dem Wagen saß. Zaghaft wischte er mit seinem Daumen meine Tränen weg. "Geht es dir gut? Bist du verletzt?" Voller Sorge betrachtete Till mein Gesicht, machte aber nichts alarmierendes ausfindig. Sobald seine Augen auf meine trafen, lief eine frische Welle Tränen meine Wangen hinunter.

Leise schluchzte ich vor mich hin. "Milla.", flüsterte Till sachte. Seine Hände verließen mein Gesicht und platzierten sich links und rechts von mir. Behutsam hob er mich über die Mittelkonsole und setzte mich auf seinem Schoß ab. Sofort beruhigte ich mich etwas.

Träge ließ ich mich nach vorne fallen. Meine beiden Arme um Till schlingend, weinte ich gegen seine Brust. "Till er...hat...hat gesagt.", brachte ich zwischen Schluchzern hervor. Beruhigend fuhr Till mit durch die Haare. "Ich habe alles gehört.", flüsterte er leise. Ein überraschter Laut fuhr über seine Lippen, als mein Griff um ihn fester wurde. Etwas unsicher wohin mit seinen Händen, legte Till sie vorsichtig um meine Mitte.

Seine rechte Hand fing langsam an auf meinem Rücken auf und ab zu fahren. Seine Berührungen hinterließen eine warme Spur auf meiner Haut. "Du bist eiskalt.", stellte Till erschrocken fest. Augenblicklich schaltete er die Heizung an und zog mich dichter an seine Brust - falls das überhaupt noch möglich war. Zusätzlich öffnete er seine Jacke ein bisschen und umhüllte meinen Körper mit dem warmen Stoff.

Die Kälte spürte ich nicht, dennoch zitterte ich am ganzen Körper. "Alles ist gut.", flüsterte er beruhigend. Wie von selbst legte Tills Hand sich an meine Wange um meinen Kopf leicht anzuheben. Tief blickten seine eisblauen Augen in meine.

Sie waren so wunderschön. Sanft strich Till eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. Er war so fürsorglich. So liebevoll. Richard war auch mal so, bis dieser bescheuerte Anruf kam. Erneut kullerten frische Tränen meine Wangen hinunter und tropften auf meine Kleidung. Viele kleine dunkle Punkte waren auf dem Stoff von Richards Shirt sichtbar. Eine Mischung aus Tills und Richards Duft stieg mir in die Nase und benebelte meine Sinne.

Wieder konnte ich spüren wie Till meine Tränen trocknete. "Er hat dich nicht verdient, klein Milla." Ich wusste das Till recht hatte, aber ich konnte nicht einfach so von jemanden loslassen, der fünf Jahre an meiner Seite stand. Trotz meinen bestehenden Gefühlen für Richard, entstand in meiner Bauchregion ein warmes Kribbeln, als Tills Hand sich auf meine Taille legte.

Unbewusst lehnte ich mich in seine Berührung. Ich wusste es war falsch, dennoch konnte ich aber nicht verhindern meinen Blick hinunter zur seinen vollen Lippen schweifen zu lassen. Als hätte Till nur auf Bestätigung gewartet, begann er langsam sich zur mir hinunter zu beugen.

Kurz bevor seine Lippen meine berührten, zog ich meinen Kopf leicht zurück. "Wir sollten das nicht machen. Es ist falsch gegenüber Richard."

"Nach all dem was er getan hat?", fragte Till ungläubig.

Stumm nickte ich nur, bewegte mich aber nicht weiter von Till weg. Auch nicht, als sich sein Gesicht meinem erneut näherte. Keiner sprach ein Wort. Nur das gleichmäßige Atmen zweier Personen füllte die Stille. Ich konnte Tills warmen Atem auf meiner Haut spüren. Ihm war deutlich anzusehen, dass es ihm schwer fiel seine Lippen nicht auf meine zu legen. Einen Moment lang haderte ich mit mir selber.

Von seinen Augen so angezogen, lehnte ich mich nun doch etwas weiter vor. Im Bruchteil einer Millisekunde streiften sich unsere Lippen. Till sah mir an das ich einen inneren Kampf führte. Langsam entfernte er sich ein wenig von meinem Gesicht.

"Egal wie sehr ich das in diesem Moment auch will,", begann er. "akzeptiere ich deine Entscheidung. Ich werde niemals etwas machen was du nicht willst, auch wenn ich meine Bedürfnisse damit vernachlässige. Dafür bist du mir zu wichtig."

Liebe ist für alle da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt