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Ich konnte nicht schlafen. Ständig wanderten meine Gedanken zu Till und hielten mich somit wach. Egal was ich versuchte, der schwarzhaarige wollte meinen Kopf nicht verlassen. Ich hatte das Gefühl als hätte er mein Gehirn beschlagnahmt.

Immer wieder dachte ich an seine Nähe, seinen Duft und seine Körperwärme. Wie meine Haut gekribbelt hat, als er sie berührte. Wie ich mich nach mehr sehnte. So wohl ich mich in Tills Armen gefühlt hatte, hatte ich mich lange nicht mehr in Richards Armen gefühlt. Der Fakt, das seine Nähe mich mehr anzog als Reeshs, hatte sich in meinen Schädel gebrannt. Er geisterte in meinem Kopf umher und hielt mich davon ab einzuschlafen.

Nur im Schlaf könnte ich meinen Gedanken entkommen. Dieser war im Moment aber nicht auffindbar. Nach mehreren Stunden des Wachliegens, hatte ich mich schließlich ergeben und nach draußen auf den Balkon verzogen. Hoffentlich machte mich die frische Nachtluft müde.

Es brachte eh nichts sich zu quälen und dem Schlaf nachzulaufen. Früher oder später würde ich schon müde werden. Träge ließ ich mich auf einem der Stühle sinken, die draußen standen. Auf dem kleinen beleuchteten Balkon hatte man eine schöne Aussicht über die Straßen Berlins.

Das Haus, in dem ich mich befand, stand ein wenig abseits der Stadt und grenzte an einem Wald. Die Baumspitzen wippten im Wind leicht hin und her. Der herrliche Ausblick auf Wald und Stadt, war atemberaubend schön. Mein Blick viel hinunter auf die kleine Lichterkette, die am Geländer vom Balkon umwickelt war.

Das leichte Licht verlieh allem eine schöne Atmosphäre. Nun schon eine Stunde saß ich auf dem Balkon unseres Zimmers und beobachtete die vorbei fahrenden Autos. Mittlerweile war es nach zwei Uhr morgens, was mir ein Blick auf die Uhr verriet. Richard und die anderen waren noch immer nicht von der Bar zurückgekehrt und Till schlief.

Dachte ich zu mindestens. Meiner Vermutung wurde aber widersprochen, als sich die Balkontür des Zimmers neben uns öffnete und ein halbnackte Till nach draußen trat. Unauffällig musterte ich den Großen. Eine tiefliegende Jeans war so gut wie das einzige Kleidungstück, dass seinen Körper umhüllte. Tills Oberkörper war unbedeckt. Ich konnte es nicht verhindern meine Augen über seine muskulöse Statur fahren zu lassen. Verdammt sah der gut aus. Ungestört zündete sich Till eine Zigarette an, welche bereits zwischen seinen Lippen baumelte.

"Du starrst."

Augenblicklich wendete ich meinen Blick von ihm ab. Schuldbewusst sah ich hinunter auf meine Hände. Zwischen meinen Fingern balancierte ebenfalls eine Zigarette, welche ich noch nicht angezündet hatte. "Tut mir leid.", murmelte ich verlegen.

"Brauch es nicht. Kannst du auch nicht schlafen?"

Dankbar das Till das Thema gewechselt hatte, traute ich mich nun wieder in seine Richtung zu schauen. Seine zwei eisblauen Augen lagen bereits auf mir und erwarteten eine Antwort.

"Nein, kann ich nicht."

"Was hält dich wach?" Bei jedem Wort entwich etwas Rauch aus seinen vollen Lippen. Du, Till. Du hältst mich wach. Unsicher was ich darauf antworten sollte, blieb ich einen Moment lang still. Erneut sah ich hinab auf meine nicht brennende Zigarette. Mit einem leichten Seufzen führte ich den Stängel an meine Lippen und zündete ihn an.

"Richard."

Till war inzwischen ans Geländer getreten und lehnte sich leicht über dieses. Sein Blick ruhte auf mir. "Falls es irgendwann mal eskalieren sollte, in welcher Weise auch immer, kannst du immer zu mir kommen. Ich rücke ihm gerne den Schädel zurecht."

Als Antwort schenkte ich ihm ein kleines dankbares Lächeln, unfähig ein Wort über meine Lippen fließen zu lassen. "Ich gehe wieder rein. Schlaf gut, klein Milla." Im Handumdrehen warf der schwarzhaarige den verbrannten Stängel in eine Blechdose und wandte sich der Tür zu. Die Hand schon der Türklinge, hielt er noch mal inne. "Meine Tür ist immer für dich geöffnet."

Liebe ist für alle da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt