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"Ich werde Vater.", stammelte der schwarzhaarige ungläubig, seine Augen starr auf das Stück Papier in seinen Händen gerichtet. Tills Worte klangen mehr wie eine Frage, als eine Feststellung. Erleichtert atmete ich aus.

Till war der Vater.

Wie mechanisch legte ich eine Hand auf meinen Bauch. Unfähig mich zu bewegen, sah ich meinen Gegenüber nur stumm an. Langsam hob Till seinen Blick. Ein leises Zischen entwich mir, als seine Augen meine fanden.

"Du bist schwanger...und ich...bin der Vater?"

Unweigerlich bildeten sich Tränen in meinen Augen. "Ich wollte nicht das du es so erfährst.", flüsterte ich unbeholfen. Till schwieg nur und sah mich wortlos an. Leise tropften die ersten Tränen meine Wange hinunter und landeten auf meiner Kleidung. Seinem Gesichtsausdruck konnte ich keine Emotion entnehmen.

"Verdammt jetzt sag doch endlich was!"

Doch kein Wort wich über seine Lippen. Wie in Zeitlupe setzte Till sich in Bewegung. Zwischen jedem Schritt, den er nahm, verstrich eine gefühlte Ewigkeit. Wie erstarrt beobachtete ich ihm bei seinem tun.

Wenige Zentimeter von mir entfernt, blieb er stehen. Ein fürsorglicher Gesichtsausdruck huschte ihm über seine Züge, als er meinen Bauch anblickte. Fertig von allem schloss ich meine Augen und zog tief seinen Geruch ein. Ich konnte fühlen wie Till eine Hand auf meinen Bauch legte. Die Wärme, die von ihm ausging, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.

"Das ist mein Kind?"

Das Zittern in seiner Stimme brachte mich schließlich dazu meine Lieder wieder zu öffnen. Tills eisige Augen waren voller Tränen.

"Ja."

Augenblicklich legte Till eine Hand an meine Wange, hob mein Gesicht und legte seine Lippen auf meine. Zaghaft bewegte er seine Lippen auf meine. Als könne er mich leicht verletzten. Seine freie Hand hatte ihren Platz an meiner Taille gefunden. Vorsichtig zog er mich dichter an seinen Körper.

Trotzt der vielen positiven Gefühle, die mich überschwemmten, liefen Tränen meine Wange hinunter. Sie waren aber nicht wegen meiner Freude. Ich wollte nie ein Kind haben. Schwer atmend lösten wir uns voneinander. Auch wenn Till den Augenkontakt suchte, konnte ich ihn nicht ansehen.

Unwohl entfernte ich mich ein bisschen von ihm und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Was ist los?", fragte Till mich besorgt.

So von meinen Gefühlen überwältigt, brach ich schließlich zusammen. "Ich will kein Kind, Till. Ich wollte noch nie ein Kind haben.", brachte ich unter Schluchzern hervor. Immer mehr Tränen liefen meine Wangen hinab. Mitfühlend beugte der Große sich zu mir hinunter und nahm mich stumm in den Arm.

"Ich will kein Kind.", wiederholte ich meine Worte.

Eine unangenehme Stille kehrte ein. Till sprach kein Wort. Stumm zog er mich mehr an seine Brust und strich beruhigend über meinen Rücken. "Ich bin keine gute Mutter und ich werde nie eine gute Mutter sein. Ich will kein Kind."

Frustriert fuhr ich mir durch die Haare. Aus dem nichts legte Till seine Hand an meine Wange. Mitfühlend musterten seine eisigen Augen meine. "Egal was für eine Entscheidung du für dieses Kind triffst, ich werde voll und ganz hinter dir stehen. Es ist dein Körper und deine Entscheidung. Wenn du das Kind nicht haben möchtest, suche ich dir den besten Arzt den ich nur finden kann. Egal wie teuer, egal wie weit weg. Ich lasse dich damit nicht alleine. Ich liebe dich Ludmilla."

Ein frische Welle Tränen kullerten meine Wangen hinab. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ein kleines Lächeln legte sich auf Tills Gesicht, welches ich zaghaft erwiderte. "Ich liebe dich auch Till." Erneut trafen sich unsere Lippen in einem innigen Kuss.

Später am Abend saßen wir eingekuschelt auf der Couch. Ich hatte meinen Platz zwischen seinen Beinen gefunden, während Till seine Arme um mich geschlungen hatte. Eine Decke war um uns beide gewickelt. Zufrieden lehnte ich an seiner Brust und lauschte seinem Herzschlag.

Das knistern des Kamins war das einzige Geräusch, das im Wohnzimmer zu hören war. Sanft fuhr Till mit seiner Hand über meinen Bauch. Ich liebte seine Zuneigung. "Weißt du ich habe nachgedacht.", flüsterte Till nach einiger Zeit.

"Worüber?"

"Da du ja schwanger bist, darfst du weder Alkohol trinken, noch Zigaretten rauchen. Da dachte ich mir, ich höre mit dir gemeinsam auf und werde ebenfalls nüchtern. Ich kann mir nur schlecht vorstellen wie du dich all die Wochen damit alleine rumschlagen musstest. Ich will das mit dir durchstehen. Ab heute bleibe ich mit dir nüchtern."

Erstaunt wandte ich mich ihm zu. Sanft nahm ich Tills Gesicht in meine Hände. Seine Worte hatten bei mir die Tränendrüse betätigt. Er war so unfassbar süß.

"Das musst du nicht für mich machen. Nur weil ich keine Zigaretten rauchen und kein Alkohol trinken darf, heißt das nicht das du das auch aufgeben musst."

"Ich will das aber mit dir machen. Gemeinsam."

Ich konnte praktisch sehen wie ihm ein Licht aufging. Was kam jetzt? Verwirrt sah ich Till dabei zu wie er aufstand und nach draußen auf den Balkon ging. Binnen Sekunden war er wieder im Wohnzimmer. In seinen Händen hielt er unsere Zigarettenschachtel.

Ohne zu zögern, warf er die Krebserreger in die Flammen des Kamins. Mir fiel wortwörtlich die Kinnlade runter. Würde sie nicht fest in meinem Gesicht sitzen, läge sie spätestens jetzt auf dem Fußboden. Er hatte gerade wirklich einfach so zwanzig Euro verbrannt.

Deswegen war ich aber nicht sauer, ganz im Gegenteil. Von Glückshormonen überströmt, verließ ich ebenfalls die Wärme der Couch und überbrückte die letzten Zentimeter zu Till. Wortlos legte ich meine Lippen auf seine.

Was eigentlich nur ein kurzer Kuss werden sollte, verwandelte sich schnell in eine wilde Knutscherei. Ehe ich mich versah, lag ich rücklings auf der Couch mit Till auf mir drauf. Meine Beine hatte ich um seine Mitte geschlungen und hielt ihn so dicht an mich gepresst.

Gierig wanderten die Hände des Großen unter meinem - seinem - Pullover. Bedacht langsam fuhr er die Seiten meines Körpers entlang. Seine Berührungen hinterließen eine Spur Gänsehaut. Grinsend umfasste seine wandernde Hand meine Brust.

Keuchend öffnete ich meine Lippen ein wenig, um ein kleines Wimmern von mir zu geben, als ich seine Erektion an meiner Mitte fühlen konnte. Doch kein Laut wich über meine Lippen, da Till dies als Einladung sah und seine Zunge kurzerhand in meinem Mund verschwinden ließ.

Seine Hände waren inzwischen weiter zu anderen Regionen meines Körpers gewandert.

"Ich will dich sehen.", hauchte Till atemlos ehe er seinen Pullover über meinen Kopf zog. "Du bist so wunderschön."

Erneut verschmolzen unsere Lippen miteinander. Langsam entledigte Till sich ebenfalls von seinen Klamotten. Binnen Sekunden lagen wir nackt aufeinander. Eine Decke über uns geworfen, platzierte er sich nun an meinem Eingang.

Seine blauen Augen blickten tief in meine, als Till sich langsam in mich gleiten ließ. Es war mir als würde ich ihn zum ersten mal in mir spüren. Ich konnte seine Blicke auf mir fühlen, als ich meinen Kopf in den Nacken warf ich meine Augen schloss.

Bedacht langsam begann Till sich in mir zu bewegen. Jeder Stoß war ein Zeichen seiner Liebe. Unserer Liebe. Ein leises Versprechen, dass er immer an meiner Seite stehen würde. Stöhnend ergriff Till meine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander.

Hauchzart verteilte er Küsse an meinem Hals, während sein Tempo langsam stieg. Ich hielt das alles nicht mehr lange aus und zog mich schließlich um ihn zusammen. Mehrmals verließ Tills Name meine Lippen, als ich meinen Höhepunkt erreichte. Laut stöhnend erreichte er kurze Zeit nach mir ebenfalls seine Erlösung.

"Ich liebe dich Ludmilla."

"Ich liebe dich auch Till."

Nichts könnte mich im Moment glücklicher machen.





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Liebe ist für alle da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt