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Heyy,

bevor du anfängst das Kapitel zu lesen, wollte ich noch schnell etwas zur meinem Buch sagen. In manchen Kapiteln, einschließlich diesem, kommen Inhalte über Selbstverletzung, Suizidgedanken, Essstörung oder andere triggerne Inhalte vor. (Mal stärker mal schwächer ausgeprägt) Falls du ein Problem damit haben solltest, würde ich das Buch nicht lesen. Falls du sowas abkannst möchte ich dich nicht vom lesen abhalten. Das wars. Viel Spaß beim lesen.

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"Bist du dir sicher das du mitkommen möchtest?", ertönte Richards Stimme hinter mir. Mittlerweile wusste ich nicht wie oft er mich das schon gefragt hatte. Ab dem fünften mal hatte ich aufgehört mitzuzählen. Allmählich bekam ich das Gefühl das er mich nicht dabei haben wollte. Warum, war mir immer noch ein Rätsel.

Mit meiner Antwort ließ ich mir Zeit. Er hatte sich seitdem Anruf komisch verhalten. Irgendwie distanzierter. Mein Blick glitt hinunter zur meiner Zigarette, welche ich zwischen meinen Fingern balancierte. Ein kleines Häufchen Asche hatte sich gelöst und wurde vom Wind davon getragen. Hinter mir konnte ich Fußschritte vernehmen.

Richard musste sich wohl zur mir nach draußen begeben haben. Ungestört setzte ich die Kippe an meine Lippen und ließ meinen Blick über die Stadt wandern. "Bekomme ich heute noch eine Antwort?", fragte er hinter mir mit einem leichten genervtem Unterton. "Weißt du irgendwie hab ich das Gefühl das du mich nicht dabei haben willst.", sprach ich meine Gedanken aus.

Die folgende Stille verlieh meinen Worten Nachdruck. "Bin ich dir etwa peinlich?" Als ich keine Antwort auf meine Frage bekam, fuhr ich zur ihm herum. Richard schien nach Worten zu ringen. Generell wirkte er nervös.

Diese Seite kannte ich nicht an ihm. Seitdem wir zusammen waren, war er immer ehrlich und offen gegenüber mir gewesen, dann bekam er einen Anruf und schon verhielt er sich seltsam. Irgendwas passte da nicht ins Bild. Und das er mir nicht verraten wollte was ihn belastet, machte die ganze Situation nicht besser.

Genervt von allem warf ich den Zigarettenstummel in einen nahelegenden Aschenbecher und verschränkte die Arme vor der Brust. Schweigend betrachtete ich meinem gegenüber. "Nein. Du bist mir nicht peinlich, es ist nur", begann Richard. "ich möchte nicht das du dich...unwohl fühlst."

"Woah.", fuhr mir über die Lippen. Offensichtlich war er derjenige der sich unwohl fühlte. Ich wusste das das eine glatte Lüge war. Gekränkt wandte ich meinen Blick von ihm ab. "Du bist ein echt schlechter Lügner.", nuschelte ich leise. "Wie lange sind wir jetzt schon zusammen? Fünf Jahre? Ich dachte das das aus reicht um seinem Partner gegenüber ehrlich zu sein, aber anscheinend nicht. Ich meine, wenn du es mir nicht verraten willst, fein. Dann tu es nicht, aber lüg mich nicht an."

Mit den Worten ging ich an ihm vorbei zurück in die Wohnung. Richards Hand schloss sich um mein Handgelenk und stoppte mich so von meinem tun. "Milla...", flüsterte er gekränkt. "Lass gut sein Reesh. Ich packe meine Sachen wieder aus. Wenn du unbedingt alleine fahren möchtest, möchte ich dich nicht aufhalten."

Eine einzelne Träne bannte sich ihren Weg nach draußen und kullerte meine Wange hinunter. Seine Unehrlichkeit mir gegenüber machte mir sehr zu schaffen. Ich weiß das ich mich anhörte wie eine Dramaqueen, aber ich hatte schon immer Probleme damit Personen vertrauen zu können, sodass mich sowas halt kränkte. Richard wusste davon.

Immer mehr negative Gedanken setzten sich in meinen Kopf. Gedanken von denen ich gehofft hatte, sie nie wieder erleben zu müssen. Mit sanfter Gewalt riss ich mich von Richard los und setzte meinen Weg nach drinnen fort. Vor dem offenen Koffer, der auf unserem Bett ausgebreitet lag, nahm ich einen Stapel meiner Sachen heraus und trug sie zurück in meine Seite des Kleiderschrankes.

Zwei große Arme schlangen sich von hinten um meine Mitte. Seufzend vergrub Richard seinen Kopf in meinem Nacken. "So wahr das nicht gemeint, es ist nur so", weiter kam er nicht. Die folgende Stille jagte mir einen Schauer über den Rücken. Warum konnte er mir nicht einfach sagen was los war? Wir kannten uns schon so lange. Was könnte passiert sein das er es mir nicht sagen wollte? Oder konnte er es mir nicht sagen?

Als könnte Richard meine Gedanken lesen, verstärkte sich sein Griff um meine Taille. Sanft ergriff er meine Hände und drehte mich herum, sodass er mich in eine Umarmung ziehen konnte. Sein gleichmäßiger Herzschlag entspannte meine Nerven um einiges. Vorsichtig ließ er seine Hand durch meine blonden Haare fahren.

Keiner sagte etwas für ein paar Minuten. Auch wenn Richard mir gerade zeigte das ich ihm was bedeutete, konnte ich fühlen das der Anruf etwas zwischen uns verändert hatte und das hier nur der Anfang war. "Pack deine Sachen wieder in den Koffer. Du kommst mit."

Mit den Worten und einen Kuss auf die Stirn löste er sich wieder von mir und begab sich nach draußen. Ich konnte sehen das er sich eine Zigarette anzündete. Jetzt fühlte ich mich noch schlechter als vorher, da ich ihm meine Anwesenheit aufgezwungen hatte. Angewidert von mir selber kniff ich ein paar mal in meine Haut.

Der leichte Schmerz holte mich zurück in die Wirklichkeit. Fasst schon mechanisch wandte ich mich meinem Kleiderschrank zu um meinen Klamottenstapel, den ich gerade wieder verstaut hatte, zurück in den schwarzen Koffer zu packen. Meine Gefühle fuhren Achterbahn und ich konnte es nicht verhindern in Erwägung zu ziehen das Richard mich betrug.

Mit zittrigen Händen griff ich nach meiner Schachtel Zigaretten und steckte mir eine zwischen die Lippen. Ich konnte Richards Blicke in meinem Rücken spüren, doch ich ignorierte es. Wenig später fühlte ich zwei Hände an meiner Taille. Vorsichtig nahm Richard, die noch nicht brennende, Zigarette aus meinem Mund um mir einen leichten Kuss auf die Lippen zu hauchen.

Sehnsüchtig lehnte ich mich in seine Berührungen. "Es tut mir leid Liebes. Ich wollte kein Arsch sein. Natürlich möchte ich das du mitkommst."

Zu spät, dachte ich sagte aber nichts. Stattdessen ließ ich mich in einen weiteren Kuss ziehen.

Liebe ist für alle da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt