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Schweren Herzens brachte ich die letzten Treppenstufen zur meiner Wohnung hinter mir. Wann ich das letzte mal hier gewesen war, wusste ich nicht. Mit einem lauten Knarzen öffnete sich die schwere Holztür. Sofort schlug mir ein leicht muffiger Geruch entgegen. Angewidert brachte ich die letzten paar Meter zum nächsten Fenster hinter mir und stieß dieses auf. Frische Luft würde meiner Wohnung gut tun.

Hatte ich überhaupt noch was zur Essen hier? Etwas unsicher stolperte ich in die Küche, welche sich rechts von der Eingangstür befand. Die Schränke waren leer und auch im Kühlschrank befand sich nicht ein Krümmel. Das einzige was ich finden konnte war Alkohol. Wein, Whiskey, Bourbon. Alles mögliche stand in einer Glasvitrine neben der Küchenzeile.

Mit zittrigen Händen öffnete ich das Kabinett und griff blindlings nach einer der Flaschen. Sollte mir recht sein was für ein Fummel ich da in den Händen hielt. Egal was es war es, hatte es so oder so die gleiche Wirkung. Kurzerhand köpfte ich meine gewählte Flasche und nahm einen großen Schluck des Gesöffs. Die Flüssigkeit hinterließ eine warme Spur auf ihren Weg nach unten und brannte leicht im Abgang.

Wein war das ganz sicher nicht. Ohne einen weiteren Gedanken darüber zu verlieren, stolzierte ich Richtung Balkon. Vorsichtig stellte ich die Flasche auf meinem Geländer ab ehe ich nach meinen Zigarette fischte. Scheiße. In aller eile hatte ich Richards Schachtel gegriffen und nicht meine.

Etwas betrübt begutachtete ich das Päckchen in meinen Händen. Auch wenn ich ganz genau wusste, das ich das bereuen würde, steckte ich mir einen der Stängel zwischen die Lippen. Später würde ich nach dem Rauch riechen, welcher mich an Richard erinnerte. Mit zittrigen Finger führte ich das Feuer an die Spitze und ließ den Rauch meine Lungen füllen.

Eine kleine Träne bahnte sich ihren Weg aus meinem Auge und kullerte meine Wange hinab. Vorsichtig wischte ich sie mit meinem Jackenärmel davon. Den Blick geradeaus gerichtet, griff ich blindlings in meine Jackentasche und zog mein Telefon hervor. Sobald es wieder eingeschaltet war, flogen mir tausende Nachrichten und Anrufe entgegen. Richard war der einzige Name den ich auf meinem Display ausmachen konnte.

Gerade war ich dabei mir seine Texte durchzulesen, als eine neue Nachricht meine Aufmerksamkeit erregte. Unbekannte Nummer. Till.

Geht es dir gut? Wo bist du?

Sollte ich ihm antworten? Es wäre unfair Richard gegenüber, oder? Unsicher blickte ich auf die leuchtenden Worte hinab. Neue Nachricht.

Ich mach mir Sorgen, klein Milla. Schreib mir bitte wenigstens das es dir gut geht. Das ist alles meine Schuld. Ich fühle mich schlecht.

Wie von selbst bewegten sich mein Finger auf den Anrufbutton. Zwei Sekunden später nahm Till direkt ab. Das ging schnell.

"Milla?"

Seine Stimme zitterte leicht. Er schien wirklich Schuldgefühle zur haben. Ein paar frische Tränen bildeten sich in meinen Augen und kullerten meine Wange hinab. Kein Wort floss über meine Lippen. Stumm lauschte ich dem Rauschen der Bäume und den Straßengeräuschen um mich herum.

"Soll ich zur dir kommen oder willst du mich erstmal nicht sehen?"

Wollte ich Till sehen? Einen Moment lang hielt ich inne. Ja, ja das wollte ich. Schnell tippte ich ihm meine Adresse und beendete den Anruf. Wenn er kommen wollte, konnte er das tun. Mit zittrigen Händen griff ich nach der Flasche, welche vor mir auf dem Geländer stand, und nahm einen großen Schluck der Flüssigkeit.

Das Gebräu auf leerem Magen zu trinken, war vermutlich nicht die beste Idee die ich hatte. Nach dem dritten Schluck fing der Alkohol zu wirken an. Zwar nur leicht, aber bemerklich. Leicht schwankend stolperte ich zurück in die Wohnung. Die Flasche hatte ich draußen stehen gelassen. Gerade durchkreuzte der Gedanke meinen Kopf, das Till nicht mehr kam, als es an der Tür klopfte.

Liebe ist für alle da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt