Kapitel 1.

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Kaffee. 

Ein einziges Wort hinter dem so viele Emotionen und Bedürfnisse steckten. Doch für Paul war dieses Getränk essenziel geworden. Der Prozess dorthin, war ein langsamer gewesen. Vor einigen Monaten noch, hatte er bloß zwei Tassen Kaffee am Tag getrunken. Doch mit dem neuen Album und dem einhergehenden Stress, war sein Konsum auf sieben bis acht Tassen am Tag angestiegen.

Natürlich wusste er das dies nicht gut für ihn war. Sein Schlafrhythmus ließ ihn das jede Nacht, aufs neue spüren. Doch er brauchte das Koffein, ansonsten würde er bei den Aufnahmen im Studio einschlafen. Und da er sich nicht schon wieder eine Standpauke von den Jungs anhören wollte, hatte er sich unterwegs noch schnell einen Kaffee geholt

 Americano mit drei Shots Espresso, so trank er ihn am liebsten. Mittlerweile war es wirklich verdammt schwer geworden, guten Kaffee in Berlin zu finden. Er hatte ja nichts gegen die ganzen neuen Milchalternativen und den ganzen anderen Scheiß. Doch irgendwann war auch mal gut. Mit seinen 35 Jahren war er zwar nicht zu alt für das Zeug, seiner Meinung nach. Doch wenn ihn noch einmal, ein Barista 15 Minuten darüber ausfragen würde, welche Milchalternative er den haben möchte, würde Paul zum Mörder werden. 

Er war gerade, wie gesagt, auf dem Weg ins Studio, um die Aufnahmen für ihren neuen Song zu beenden. Es fehlten nur noch die Rhythmus Gitarre von Paul und dann war die Aufgabe der Band zu mindestens erst einmal erledigt. Danach konnten sie für ein paar Tage wieder tun und lassen, was sie wollten. 

Paul zog sich seinen Schal etwas enger. Dafür das es erst Oktober war, herrschten in Berlin bereits unter 15 Grad und es wehten eiskalte Winde durch die Straßen. Doch irgendwie hatte das ganze auch etwas. Die kalten Straßen, der Nebel, welcher sich ganz früh Morgens bildete. Sich einen warmen Kaffee am Morgen zu holen. Vielleicht romantisierte Paul sein Leben auch ein wenig zu sehr. 

Als der Gitarrist endlich beim Studio ankam, wurde er sofort vom Rest der Band empfangen. Obwohl, vielleicht doch nicht von allen. Richard war gerade dran mit seiner letzten Aufnahme und irgendwie war es Paul auch lieber, wenn er ihn nicht begrüßen musste. Irgendwie hatte Richard etwas gegen ihn. So kam es nämlich meistens immer rüber. Er sprach kaum mit ihm, es sei den, es ist absolut notwendig. Er würdigte ihn kaum eines Blickes. Sagte kaum Hallo und tschüss. Eigentlich waren das für Paul alles Anzeichen, das Richard ihn absolut nicht leiden konnte. 

Was Paul eigentlich sehr schade fand. Der Leadgitarrist wirkte eigentlich ziemlich nett, wenn er nicht gerade mit ihm sprach. Noch dazu fand Paul ihn viel zu attraktiv, um ihn nicht mögen zu können. Wenn er ehrlich sein sollte, war Richard sogar genau sein Typ. Doch er würde ihn wahrscheinlich umbringen, wenn er das erfahren würde. Es war immerhin auch ein kleines Geheimnis, das Paul auf Männer stand. Lediglich Flake wusste davon bescheid. Er war derjenige, dem Paul am meisten Vertraute.

Paul wurde aus seinen Gedanken gerissen. Als er von dem Studio Direktor an der Schulter gerüttelt wurde. 

"Hey Kleiner. Bist du bereit für deine Aufnahmen"? Paul nickte. Irgendwann hatte der Direktor angefangen, ihn so zu nennen. Doch Paul störte das nicht besonders. Ihm war es irgendwie egal. Bei all den Spitznamen die er in seinem Leben schon gehabt hat, war dieser hier noch der Harmloseste. In der Schule war es für ihn viel schlimmer gewesen. Schnell lehrte er seinen Kaffee, in einem letzten Zug aus und ging dann in den Raum, für die Tonaufnahmen.

In dieser stand bereits seine Gitarre. Vorsichtig legte er sich den Gurt um die Schulter und begann damit, die Gitarre einzustellen. Paul bemerkte gar nicht, das Richard die ganze Zeit noch im Raum war. Allerdings war dieser gerade dabei seine Gitarre einzupacken und den Raum zu verlassen. Doch bevor er dies final tun konnte, warf er Paul noch einen beißenden Blick zu. "Versau es nicht ja? Wir wollen nicht ewig an den Aufnahmen für den Song sitzen", fauchte er fast schon und verließ danach den Raum. 

Was hatte der denn bitte für ein Problem? Paul verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Er war in einem Alter angekommen, indem solche Sachen bloß noch zum einen Ohr rein und auf der anderen Seite raus gingen. Wahrscheinlich wahr Richard heute mal wieder mit dem falschen Fuß aufgestanden, dachte er sich und begann mit der ersten Strophe.

Keine Stunde später war er bereits mit seinen Aufnahmen fertig und er hatte sich kein einziges Mal verspielt was für ihn nicht verwunderlich war. Wenn er erst einmal gut in einer Sache war, dann war er das auch. Und da die Musik seine große Leidenschaft war, war er natürlich umso besser darin. Zufrieden packte er seine Gitarre wieder in seinen Koffer und verließ mit dieser den Raum. Normalerweise ließen sie ihre Instrumente im Studio, doch Paul wollte noch ein bisschen Zuhause üben und die Seiten der Gitarre neu einstellen. Noch dazu hatte er bemerkt, das eine der Seiten bald reißen würde. Also musste er im Gitarrenladen auf dem Weg zu seiner Wohnung kurz stehen bleiben, um eine neue zu kaufen. 

Und schon war sein Tag mal wieder komplett durchgeplant.

Zurück bei den anderen angekommen ließ sich Paul erst einmal auf das große Sofa, neben Flake fallen. Dieser war mal wieder fleißig am schreiben, er wollte bald sein erstes eigenes Buch veröffentlichen, wofür er die Unterstützung von allen bekam. 

"Und was habt ihr heute noch so vor"?, fraget Till in die Runde und trank einen Schluck seines Kaffees. Paul wollte anfangen zu erzählen, doch da grätschte ihm Richard dazwischen. "Wahrscheinlich noch in einen Club oder so gehen. Hat einer von euch Lust mit zu kommen"?, fragte er. "Ne danke du weißt wie das beim letzten Mal ausgegangen ist", sagte Schneider und kniff die Augen zusammen, so, als würden ihn die Erinnerungen von ihrer letzten Partynacht, noch immer im Kopf herum schweben.

"Ach komm, du fandest die Kleine von letztens doch gar nicht so schlecht. Hat sich zu mindestens nicht so angehört", sagte Richard und fing an zu Lachen. Wenn er nicht so ein verdammtes Arschloch wäre, dann würde Paul fast schon sagen, das sich sein Lachen schön anhört. Doch da es nun einmal Richard war, schüttelte er lieber den Kopf und verwarf diesen Gedanken so schnell, wie er gekommen war. 

"Erinnere mich bitte nicht daran", sagte Schneider erneut und blickte zu Till. "Geh doch einfach mit Till los, der hatte sowieso schon lange keine Frau mehr am Start", sagte er und blickte zu diesem. "Haha ich komme gerne mit, allerdings muss ich das mit dem Frauen klären für heute Abend ablehnen". "Wieso denn das"?, fragte Richard verwundert. Till und er waren sonst immer die Frauenhelden der Band gewesen. "Ich lerne gerade jemanden kennen", sagte dieser und auf sein Gesicht schlich sich ein breites Lächeln. 

Nun musste auch Paul Grinsen und während alle anderen ihn zu der Person ausfragten, die Till anscheinend den Kopf verdreht hatte, warf Paul ihm bloß ein Lächeln zu und sagte dann, "Ich freue mich für dich Till. Wenn du willst, beziehungsweise dazu bereit bist, dann kannst du sie uns ja gerne einmal vorstellen". Till nickte dankend in Pauls Richtung. "Danke Pauli, mal sehen, was sich daraus entwickelt". 

Genervt stöhnte Richard. "Man ihr Langweiler. Aber Oli, du kommst heute mit oder"? "Wenn dein Libido dann endlich mit heute Nacht befriedigt ist meinetwegen. Aber wehe du treibst es wieder mit einer auf meiner Couch. Dann Kastriere ich dich höchst persönlich", sagte Oliver mit einem Lachen in der Stimme.

"Und was ist mit dir Paul? Kommst du mit"? Oliver fragte ihn ganz vorsichtig da er wusste, das Paul eigentlich nicht gerne Feiern ging. er mochte es Zeit mit seinen Freunden zu verbringen, doch Clubs waren ihm oft viel zu laut und er bevorzugte es lieber, sich mit ihnen in einer Bar oder der gleichen zu treffen.

Paul warf einen kurzen Blick zu Richard hinüber. Doch als er dessen genervten Gesichtsausdruck sah, musste er hart schlucken und ein kalter Schauer rannte ihm seinen Rücken hinunter. Er wusste, das er ihn nicht leiden konnte, wieso auch immer. Und das tat weh ... warum auch immer. Er wollte sich doch bloß mit allen verstehen.

"Danke, aber ich muss heute noch bei Sven im Gitarrenshop vorbei schauen, eine Seite an meiner Gitarre ist kaputt und die muss ich austauschen. Außerdem wartet Apollo auf mich zuhause", sagte er und stand auf. Apollo, oder sein voller Name Apollo 13, war Pauls sechs Monate alter Jack Russell Terrier, welchen er sich damals aus dem Tierheim geholt hatte. Alle aus der Band hatten sich sofort in ihn Schock verliebt, sogar Richard. 

Paul verabschiedete sich von der Band und machte sich auf den Weg zum Gitarrenladen, und dann auf den Weg nach Hause. Das einzige was er nach diesem Tag brauchte war eine Ordentliche Portion Kuscheln mit seinem Hund und eine Tasse heißen Kakao. Man ist nie zu alt für den. 

Das letzte was er heute brauchen würde, war eine Portion Unruhe.

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Enemies? (Paulchard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt