Kapitel 17

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Fassungslos blickte Paul, seinem Gegenüber in die Augen. Er konnte seinen Ohren nicht trauen. Hatte er sich auch ganz sicher nicht gerade verhört? Das leise Rauschen des Windes durchbrach die Stille zwischen ihnen, während Richard mit einem Ausdruck der Aufrichtigkeit in den Augen, auf seinen Freund hinunter blickte. Die Worte schienen in der Luft zu hängen, und Paul spürte, wie sein Herz schneller schlug. Noch immer war er fest der Meinung, sich verhört zu haben.

Ein unerwartetes Gefühl der Unsicherheit überkam Paul. Dieser Moment war so intensiv, dass er sich fast wie in einem Film fühlte. Er atmete tief durch, versuchte, die Wirbelstürme seiner Gedanken zu ordnen. "Richard....meinst du das gerade ernst? Denn wenn nicht sorge ich dafür das du nie wieder laufen kannst", stammelte er schließlich. Die Tränen auf der Wange des Kleineren waren längst getrocknet. Doch der eiskalte Wind hinterließ stattdessen einen stechenden Schmerz auf dieser, das es Paul nur so schüttelte.

Richard senkte den Blick für einen Moment, als ob er sich für seine eigenen Worte, ein bisschen schämte. Er wusste was er fühlte, und er wusste es schon seit längerem, doch bis jetzt war er sich zu feige, es einzugestehen. "Ich kann nicht länger schweigen, Paul. Ich liebe dich, und ich kann nicht ertragen, dich einfach gehen zu lassen. Du bedeutest mehr für mich, als Worte je ausdrücken könnten. Ich denke, das ich schon seit längerem weiß, das ich dich liebe. Ich war bis jetzt nur zu feige, es zu akzeptieren. Ich liebe dich Paul, von ganzem Herzen, und egal wie du dich jetzt entscheiden solltest, ich werde dich immer lieben."

Pauls Blick wanderte zwischen Richard und dem dunklen Auto hin und her. Die Spannung zwischen ihnen war greifbar. Doch da drängte sich ein Gedanke in Pauls Kopf. "Aber was wird unser Manager dazu sagen? Und was willst du unseren Fans erzählen? Wirst du nach deiner Heutigen Reaktion damit überhaupt an die Öffentlichkeit wollen?", murmelte er, während er sich an seinen Fluchtplan erinnerte.

Vor wenigen Minuten war er sich noch so sicher, diesen Ort verlassen zu wollen. Und nun wusste er nicht, was er tun sollte. Auf der einen Seite wollte er bleiben. Am liebsten, wollte er sich einfach nur in Richards Arme stürzen und sich wieder so sicher und beschützt fühlen, wie er das noch vor wenigen Tagen getan hatte. Doch er war noch immer so verletzt von seinen Worten, von den Dingen, die sein Freund gesagt hatte. Sollte er wirklich bleiben?

"Natürlich will ich damit an die Öffentlichkeit. Ich möchte das jeder weiß, das wir zwei ein Paar sind. Ich habe auch keine Angst davor was unsere Fans, oder unsere Manager dazu sagen werden. Am Ende zählt doch nur, was für uns beide das richtige ist. Außerdem haben wir die Unterstützung unserer Freunde, sollte unser Manager uns nicht mehr akzeptieren, dann suchen wir uns einfach einen anderen. Ich bitte dich aus tiefstem Herzen Paul. Bitte verzeih mir". 

In Richards Blick spiegelte sich so viel Reue, aber auch Ehrlichkeit wieder das Paul es nur schwer hatte, seinen Worten keinen Glauben zu schenken. Die tiefen Falten auf seiner Stirn und die leicht gesenkten Augen verrieten, dass hier mehr als nur ein einfaches Bedauern vorlag. Jeder Blick, jede Falte auf Richards Stirn, schien eine Geschichte zu erzählen – von Fehlern, Reue und dem Wunsch nach Vergebung.

Paul wusste was er fühlte. Und er wusste auch was er tun wollte, doch er hatte Angst. Panische Angst. Doch er wusste ganz tief in seinem Herzen, das Richards Worte der Wirklichkeit entsprachen und er ihn nicht gerade wieder auf irgendeine Art und Weise verarschte. 

Also blickte Paul ein letztes Mal nach hinten zu Pascal. Er wusste was er tun wollte und musste, er musste lediglich seine Stimme wieder finden. Den Kloss welchen er zu Beginn noch in seinem Hals gehabt hatte, war komplett verschwunden. Stattdessen war an dieser Stelle ein warmes Gefühl welches ihn entspannt Seufzen lies. "Es tut mir leid Pascal, aber ich kann nicht mit dir mitfahren", antwortete Paul mit einer Selbstsicherheit und einem Selbstbewusstsein in seiner Stimme, das selbst das letzte Mitglied ihrer Band stutzig werden ließ. Seine Worte hallten in der kleinen, leicht abgewetzten Probebühne wider, und die Stille, die darauf folgte, war fast greifbar. Normalerweise war Paul eher der schüchterne, zurückhaltende Typ, der sich lieber im Hintergrund aufhielt und Konfrontationen vermied.

Enemies? (Paulchard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt