Enemies? (Paulchard)

Kapitel 9.

Beim Drehort angekommen war Paul einer der ersten, die aus dem Auto sprangen. Doch sobald er den Boden mit seinen Füßen berührt hatte, bereute er seine Entscheidung sofort. Generell bereute er viele Dinge in diesem Moment. Zum Beispiel das er heute Morgen überhaupt aufgestanden war. Oder das er jemals diesen Karrieregang gewählt hatte, der ihn nun an diesen eiskalten Ort gebracht hatte. 

Draußen wehte nämlich ein solcher Wind, das es Paul fast Augenblicklich alle Haare vom Kopf pustete. Dazu kam dann auch noch das es so kalt war, das Paul die Kälte selbst durch seine vielen Schichten, bis auf die Knochen runter spürte. Zitternd zog er sich seinen Schal enger, und die Kapuze tiefer ins Gesicht. So wie es aussah, würde es mit drehen heute nicht klappen. Wie auch bei dem ganzen Schnee. Soweit er es mitbekommen hatte, wollten sie das Video eigentlich drehen, wenn maximal, nur halb so viel von dem weißen Puderzeug auf dem Boden lag. 

Aber gut. Für das Wetter konnte schließlich keiner was. 

Till stellte sich neben ihn und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. "Na du kleine Frostbeule? So schlimm ist es doch nicht". Fast schon entsetzt blickte Paul den Sänger an. "Alter, willst du mich verarschen? Es ist so kalt das ich an Stellen friere, an denen ich gar nicht wusste, das man frieren kann", sagte er in seinem Berliner Akzent und zog sich die Kapuze noch tiefer ins Gesicht. 

"Ach bei der Kälte brauchst du dir keine Sorgen machen. So klein wie bestimmte teile bei dir sind, kann sich da gar nichts mehr verändern", kam es plötzlich von Richard welcher sich lachend mit den anderen neben ihn stelle. Für diesen Satz bekam er von Flake ordentlich eine in die Seite geknufft als kleines Zeichen, das so ein Spruch gerade eher weniger Angebracht war. "Also deine Mutter hat sich noch nie darüber beschwert", antwortete Paul kurz und bündig. Mit frechem Grinsen betrachtete er, wie sich Richards Gesichtsausdruck zu einem leicht wütenden und fassungslosen verwandelte. "Was hast du da gerade gesagt"?, fragte er. Der Leadgitarrist stapfte auf ihn zu und baute sich fast schon bedrohlich vor Paul auf. "Sag das noch einmal", knurrte er aus zugepressten Zähnen hervor. 

Grinsend trat Paul noch näher an ihn heran. Nun waren sie sich wieder so nah, wie gestern und er blickte Richard tief in seine blauen Augen. Vielleicht sogar ein Stück näher. "Deine Mutter hat sich noch nie beschwert", antwortete Paul und hätten Flake und Schneider, Richard nicht in genau dem Moment zurück gezogen, wäre die ganze Situation womöglich noch mehr eskaliert. Dieser versuchte sich zu wehren, doch die beiden hielten ihn mit eisernem Griff fest. Auch Till legte vorsichtig einen Arm um Paul um diesen falls nötig im Zaum zu halten. 

"Lasst den Scheiß Ladys. Streiten könnt ihr euch später noch", sagte Schneider und zog Richard mit einem festen Ruck so zurück, das dieser keine andere Wahl hatte, als sich zu beruhigen. "Krieg dich wieder ein Alter. Er hat das nicht ernst gemeint", sagte Schneider und versuchte mit diesen Worten, seinen Kollegen bestmöglich zu beruhigen. Zum Glück ging sein Plan auf und Richard beruhigte sich wieder langsam. 

Und so machten konnten sie sich endlich auf den Weg zum Studiogebäude machen, welches ihnen von der Firma zur Verfügung gestellt wurde, doch ohne, das Richard, Paul noch einmal böse Anfunkelte und ihm ein 'Na warte nur du Zwerg' zuflüsterte. 

Das Gebäude in welchem sie den Song aufnehmen und das Equipment für das Video aufbewahrten, war nicht besonders groß, doch für ihr vorhaben würde es reichen. Till hatte im Auto noch kurz den Anruf bekommen, dass das Team, im Studio warten würde, was bei dem Scheiß Wetter mehr als Verständlich war. 

Also stapfte die Gruppe durch den tiefen Schnee, der Paul bis nach oben zu den Waden ging. Es fühlte sich fast so an, als würde man versuchen durch Zement zu gehen. Ein weiterer eisiger Windstoß fegte herbei und Paul schwor sich, nie wieder bei so einem Wetter raus zu gehen. Endlich bei dem Haus angekommen, klopfte Till einige Male an die Tür und nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete ein Junger Mann, Mitte 30 diese.