Kapitel 14.

205 7 0
                                    

Das war der längste Drehtag in Pauls gesamtem Leben gewesen. Er dachte schon, dass die Drehtage für 'Du riechst so gut' oder 'Du hast' lang waren. Doch der heutige Tag hatte fast alles übertroffen. Sie mussten mehrere Szenen extrem oft wiederholen, da eines der Statistenkinder nicht aufgehört hatte, Faxen zu machen und dadurch mehrere Aufnahmen ruiniert hatte. Bis sie endlich eine Szene fertig hatten, waren bereits mehrere Stunden vergangen. Insgesamt hatte dieser gesamte Drehtag zwölf Stunden gedauert und draußen war es mittlerweile Stockfinster.

Paul fühlte sich, als wäre er tot. Regungslos lag er im Auto auf der Rückbank und versuchte irgendwie einen zwanzigminütigen Powernap zu machen oder so lange zu schlafen, bis sie bei der Villa ankamen. Er war wirklich froh darüber, dass die anderen sich auf die restlichen Sitze quetschten, damit er die Rückbank nutzen konnte.

Ein wenig besorgt warf Richard einen Blick nach hinten zu Paul auf die Rückbank. Am liebsten hätte er sich zu ihm gesetzt, seinen Kopf behutsam auf seinen Schoß gelegt und ihm sanft durch die Haare gestrichen. Ein leises Seufzen verließ seine Lippen, und er blickte wieder nach vorne zu den anderen. Hoffentlich war die Rückbank nicht allzu hart. Im Zimmer würde er Paul dann erst einmal ein warmes Bad einlassen, da er sicherlich durchgekühlt war.

"Richard, du hast gestarrt", flüsterte ihm plötzlich Olli ins Ohr. Ein wenig verwirrt sah er zu ihm rüber. "Was redest du da? Das habe ich überhaupt nicht." Ungläubig legte der Bassist den Kopf leicht schief, und Richard fühlte sich ertappt. "Doch, das hast du. Ich nehme es dir nicht übel. Paul ist wirklich niedlich. Tu mir nur einen Gefallen und tu ihm nicht weh, okay? Er hat schon genug wegen dir und deinen Diva-Launen durchmachen müssen." Jetzt war Richard baff. Wusste Olli etwa von ihrer Beziehung? Es waren noch nicht einmal 48 Stunden vergangen, und er hatte es schon herausgefunden? Dieser erkannte den Fragenden Blick, welcher sich auf Richards Gesicht gelegt hatte. "Mir ist von Anfang an aufgefallen, dass du ihn magst. Hättest du ihn nicht auf diese Weise gemocht, hättest du ihn nicht immer freiwillig ins Bett getragen, wenn er mal wieder auf der Couch eingeschlafen ist", flüsterte sein Gegenüber ihm ins Ohr.

Zum Glück waren die anderen gerade am Diskutieren, wer heute Abend kochen würde, und hörten die beiden somit nicht.

"Ich werde ihm nicht wehtun. Das verspreche ich... aber bitte sag den anderen nichts. Wir wollen es noch ein wenig für uns behalten", flüsterte Richard und zog den Mund zu einem schiefen Lächeln. "Das braucht ihr eigentlich nicht. Ihr werdet nirgendwo auf dieser Welt mehr Verständnis finden als bei uns, Richard. Aber nehmt euch ruhig Zeit. Ich werde es für mich behalten. Wenn ich allerdings merke, dass du Paul wehtust, werde ich dafür sorgen, dass du in der Hölle schmoren wirst." Grinsend nickte Richard nur. Es war süß, wie viele Sorgen sich Olli um seinen besten Freund machte.

Früher hatte Richard geglaubt, dass zwischen den beiden etwas laufen würde. Doch als er erkannte, dass es lediglich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden war, freute er sich eher. Vor allem für die beiden.

Als sie schließlich bei der Villa ankamen, lief ihnen ein bellender Apollo entgegen. Vom Geräusch seines Bellens wurde Paul plötzlich wach und richtete sich verschlafen auf. Müde rieb er sich die Augen. "Jungs... sind wir schon da?", fragte er, und ein langes Gähnen entwich seinem Mund. "Ja, Paul. Apollo wartet bereits auf dich", sagte Schneider und öffnete die Tür, woraufhin ein mehr als aufgeregter Hund zu ihnen ins Auto sprang.

Mit einem riesengroßen Lächeln hob Paul seinen Hund hoch und begann, ihn zu kraulen, während er ihm einige Küsse auf den Kopf gab. Er war froh, dass er sich Apollo damals geholt hatte. Ohne ihn wären so manche Tage in seinem Leben vielleicht nicht so gut verlaufen. Aber darüber wollte er gerade nicht nachdenken. Mit seinem Hund auf dem Arm stieg er aus dem Auto aus und machte sich mit dem Rest der Bande auf den Weg in die Villa.

Enemies? (Paulchard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt