Kapitel 12.

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Kaffee – ein einziges Wort, das unzählige Erinnerungen und Emotionen in Paul weckt. Und erneut war dies der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, als er am nächsten Morgen erwachte. Vielleicht sollte er wirklich einmal über seinen bedenklichen Konsum nachdenken.

Seine Sicht war noch leicht verschwommen, und sein Körper schien sich immer noch im Tiefschlaf zu befinden. Doch nach und nach wurde er immer wacher. Pauls Augen hingegen benötigten deutlich länger, und so konnte er zunächst nur die Umrisse des Zimmers erkennen. Ein schmaler Lichtspalt kämpfte sich mühsam durch die dicken Vorhänge. Ansonsten herrschte stockfinstere Dunkelheit im Raum.

Nach einer Weile gelang es Paul endlich, klare Sicht zu erlangen, und er richtete sich langsam im Bett auf. Sofort vermisste er die weichen Kissen in seinem Rücken. Müde streckte er sich aus und entließ dabei ein lautes Gähnen. Er fühlte sich entspannt, ruhig und ausgesprochen wohl. Nach all den Wochen, in welchen er nicht wirklich gut geschlafen hatte, war dies eine erfreuliche Abwechslung. Als Paul an sich hinabsah, bemerkte er sofort, dass er keinerlei Kleidung trug – nicht einmal eine Boxershorts. Ein rötlicher Schimmer überzog die Wangen des Gitarristen.

Erinnerungen an die vergangene Nacht kamen in Paul hoch, und er musste sich bemühen, nicht sofort wieder eine Erregung zu bekommen. Er konnte sich noch ganz genau an alles erinnern: Richards Hände an seinen Hüften, seine raue, tiefe Stimme direkt neben seinem Ohr, die Geräusche und die Worte, die zwischen ihnen ausgetauscht wurden. Verdammt. Am liebsten würde er all das noch einmal erleben. Nach Richards Worten, kurz vor dem Einschlafen gestern Abend, schien es, als würden sie in der Zukunft noch viele Gelegenheiten dazu haben.

Bei dem Gedanken an seinen nun festen Freund drehte sich Paul nun auf die Seite, um eben diesem einen schönen guten Morgen zu wünschen, doch die andere Betthälfte war leer. Prüfend fuhr Paul mit der Hand eben über diese. Sie war eiskalt. Richard musste schon länger wach sein. Höchstwahrscheinlich war er gerade unten bei den anderen oder so. Paul hatte gestern gar nicht mehr mitbekommen, wann diese nach Hause gekommen waren. Hoffentlich hatten sie nichts mitbekommen. Wobei es unmöglich gewesen wäre, sie bei ihren Taten gestern zu überhören.

Da Paul noch nicht aufstehen wollte, kuschelte er sich erst einmal wieder zurück in die Kissen. Die Decke zog er sich wieder weit nach oben und ignorierte die Tatsache, dass er früher oder später aufstehen musste, um 1. mit Apollo rauszugehen und 2. er dringend seinen Kaffee brauchte. Doch es fühlte sich fast so an, als würde das Bett ihn gefangen halten und nie wieder los lassen wollen. Allerdings würden sie heute wieder zum Drehort fahren müssen, um ihre Kostüme anzuprobieren und um mit den ersten Aufnahmen zu beginnen. Sonst würden sie noch ewig hier bleiben müssen. Wobei Paul auch nicht umbedingt etwas dagegen hätte. 

Aufgrund der Tatsache, dass sich Paul unter die Decke verkrochen hatte, bemerkte er gar nicht, wie sich langsam die Tür öffnete und Richard hindurchtrat. Kopfschüttelnd schloss er die Tür so leise wie möglich hinter sich und setzte sich neben seinen Freund auf das Bett. Wie konnte man nur so lange schlafen?, fragte er sich. Da sich das Bett so plötzlich gesenkt hatte, blickte Paul nun doch unter dieser hervor und setzte sich sofort auf, als er erkannte, das es Richard war.

Lächelnd drückte ihm dieser einen kleinen Kuss auf die Stirn. "Guten Morgen, du Langschläfer", sagte er. In seiner Stimme lag eine Wärme, die Paul von ihm gar nicht gewohnt war. Er kannte immer nur den kalten, emotionslosen Richard, der niemanden leiden konnte. Doch diese Version von ihm gefiel Paul deutlich besser.

"Guten Morgen. Wo warst du denn? Ich habe schon gedacht, dass du nach gestern einfach abgehauen bist". Der Ton in Pauls Stimme klang ehrlich besorgt. Ganz sanft zog der Größere der beiden ihn in seine Arme und begann liebevoll über dessen Rücken zu streicheln, um ihn hoffentlich zu beruhigen, was zum Glück funktionierte. "Nein, Paulchen. Das hätte ich nie gemacht. So langsam glaube ich, dass du viel Bestätigung in einer Beziehung brauchst, oder?" Verwundert blickte Paul zu ihm hoch. "So genau habe ich darüber noch nie nachgedacht. Wieso glaubst du das?" "Weil du selbst nach allem, was gestern passiert ist, daran zweifelst, dass ich ernste Absichten mit dir habe".

Enemies? (Paulchard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt