Kapitel 2.

226 7 1
                                    

Mit einem warmen Kakao in der Hand ließ sich Paul auf sein Bett fallen. Natürlich nicht wortwörtlich genommen, denn sonst wäre sein gesamtes Bett voller Kakao. Er hatte sich den ganzen Tag auf diesen Moment gefreut. Breit grinsend schnappte er sich die Fernbedienung, die auf seinem Nachttisch lag, und begann damit, sich einen Film für den heutigen Abend auszusuchen.

Apollo 13 sprang zu ihm aufs Bett und kuschelte sich neben ihn. Während Paul nach einem Film suchte, kraulte er den kleinen Kerl ein wenig am Bauch. Zufrieden brummend schmiss sich dieser auf die Seite, um mehr von seinem Besitzer gekrault zu werden.

Frustriert seufzte Paul auf, als er gefühlt nach Stunden noch immer keinen Film gefunden hatte, den er sich ansehen wollte. Entweder hatte er alle spannenden Filme bereits gesehen oder sie interessierten ihn nicht. Gab es denn wirklich keine guten Filme mehr?, dachte sich Paul und legte genervt die Fernbedienung neben sich. Dann würde er halt einfach an seinem Buch weiterlesen, wenn schon nichts im Fernsehen zu sehen gab.

Er trank einen großen Schluck von seinem Kakao, bevor er sich in seine Bettdecke einkuschelte und sein Buch hervorkramte. Obwohl er gerne las, war Paul nicht besonders schnell darin. Wenn er Glück hatte, brauchte er für ein Buch zwei Wochen, und das war für ihn schnell. Doch bei all den anderen Sachen, die er um die Ohren hatte, war ihm das egal. Er benutzte Lesen als eine Art Meditation, und so lange das für ihn funktionierte, war er komplett okay damit.

Und so verlor sich Paul kurze Zeit später in seinem Buch. Er verschlang eine Seite nach der anderen und vergaß komplett die Zeit. So kam es dann auch, dass er zwei Stunden später auf die Uhr blickte und erschrocken einatmete. Verdammte Scheiße, war es wirklich schon so spät? Schnell legte er sein Buch weg. Paul musste zwar nicht morgen aufstehen, er hatte aber keine besonders große Lust, wieder bis zwei Uhr nachmittags durchzuschlafen.

Also kuschelte er sich tief in seine Bettdecke hinein und drehte das Licht neben seinem Bett ab. In seinem Kopf ging er noch ein letztes Mal seine To-do-Liste für morgen durch. Da es ein Samstag war, wollte er es eher ruhig angehen. Also würde er lediglich einkaufen gehen, ein bisschen putzen, Gitarre üben und vielleicht eine Runde Sport machen. Doch so wie Paul sich selber kannte, würde er wohl eher stattdessen weiterlesen oder mit Apollo rausgehen.

Dieser hatte sich eng an sein Herrchen gekuschelt und war bereits am Schlafen. Auch Paul war kurz davor einzuschlafen. Seine Augenlider wurden immer schwerer, und keine Minute später fielen sie ihm zu.

Doch so schnell wie Paul eingeschlafen war, genauso schnell wurde er auch wieder aufgeweckt – durch sein liebes Handy, das nun wie verrückt klingelte. Wer zum Teufel ruft um diese Uhrzeit an? Ein Blick auf sein Handy reichte, um ihm diese Frage zu beantworten. Es war Oliver. Aber warum musste er ihn mitten in der Nacht anrufen? Oliver rief nie an; er war so ein Freund, der nur SMS schrieb. Selbst wenn irgendwo brennen sollte, war sich Paul sicher, dass Oliver ihm einfach nur eine kurze SMS schreiben würde.

Also ging er lieber ans Handy. "Oliver, weißt du eigentlich, wie spät es ist? Du wirst jetzt besser einen guten Grund haben, wieso du mich mitten in der Nacht anrufst", sagte Paul und versuchte so gut wie möglich wach zu bleiben. Seine Augenlider waren noch immer so schwer wie Steine, und es war wirklich schwer, nicht wieder einzuschlafen. "Ich weiß, Paul. Es tut mir wirklich extrem leid, dass ich dich geweckt habe, aber ich habe ein Problem." Sofort wurde Paul hellhörig und setzte sich im Bett auf. Oliver fragte nie nach Hilfe. "Was ist denn passiert?" Man konnte die Sorgen in seiner Stimme deutlich hören. "Es geht um Richard. Er ist stockbesoffen, und meine Freundin bringt mich um, wenn ich ihn zu uns in die Wohnung mitnehme."

Genervt atmete Paul aus. Er hatte kurz gedacht, dass Oliver etwas Schlimmes zugestoßen war, aber das? Konnte sich darum nicht jemand anderes kümmern? "Kann nicht jemand anderes sich darum kümmern? Du weißt, wie gerne ich dich habe, Oli. Aber Richard?" Oliver wurde am anderen Ende des Hörers ein wenig sauer. "Paul, ich bitte dich. Es geht keiner der anderen Jungs ran. Noch dazu bist du der einzige von uns allen, der ein Auto hat. Bitte hilf mir, nur dieses eine Mal. Ich weiß, wie du zu ihm stehst, aber er gehört auch zur Band und somit zu Familie." Nach diesen Worten knickte der Gitarrist schließlich ein. "Okay, okay, schick mir deinen Standort. Ich bin dann gleich da." Mit diesen Worten legte Paul auf, sprang in die nächstbesten Klamotten, die er finden konnte, gab Apollo noch einen kleinen Kuss und machte sich dann in seinem Auto auf den Weg zu diesem verdammten Club.

Enemies? (Paulchard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt