Kapitel 13.

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Das Erste, was Paul bemerkte, als sie am Studio ankamen, war, dass das gesamte Team bereits draußen stand und emsig damit beschäftigt war, seltsame Konstruktionen aufzubauen. Es wirkte beinahe so, als stünde dort eine Feier bevor. Noch dazu kam es, das so ziemlich alle Statisten sich in traditionell Rumänischer Kleidung, gekleidet hatten.  

Auf charmante Weise erschien die Szenerie ein wenig skurril. Paul hatte grundsätzlich keine Abneigung gegenüber traditioneller Kleidung, dennoch konnte er nicht leugnen, dass manche der Anwesenden ein wenig eigenartig aussahen. Trotzdem schlüpfte er selber Jahr für Jahr gerne in seine Lederhose, um gemeinsam mit Freunden und Familie das Oktoberfest in München zu besuchen. Vielleicht sollte er seine Haltung gegenüber traditioneller Kleidung nochmals überdenken, insbesondere da er selbst dieser Tradition folgte.

Leider konnte er sich während der Fahrt nicht neben Richard setzen, obwohl er das gern getan hätte. Angesichts der Ereignisse heute Morgen wäre das jedoch keine kluge Entscheidung gewesen. Schließlich wollten sie ihre Beziehung vorerst geheim halten. Langsam fand Paul Gefallen an diesem Gedanken. So konnten die beiden noch eine Weile die Ruhe vor dem Sturm genießen. Natürlich würde der Zeitpunkt kommen, an dem sie es ihren Freunden erzählen müssten. Dann wäre es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Medien davon Wind bekämen.

Dennoch konnte Paul es nicht lassen, hin und wieder einen Blick zu seinem Partner zu werfen. Und wenn er sich nicht täuschte, erwischte er auch Richard dabei, wie dieser ihm ab und an einen kurzen Blick nach hinten zuwarf.

Am liebsten hätte sich Paul neben ihn gesetzt und sich an ihn geschmiegt. Doch heute Abend würde er endlich dazu in der Lage sein, sein kleines Verlangen ein wenig zu stillen.

Paul war wieder einmal der Erste, der aus dem Van sprang und sich ausgiebig streckte. Zum Glück war es an diesem Tag nicht allzu kalt, aber dennoch drang jeder noch so kleine Windstoß bis auf die Knochen. Er zog seinen Schal etwas enger und stapfte mit dem Rest der Truppe hinunter zu Jacob, der schon von Weitem gut zu erkennen war.

Deutlich sichtbar war dies daran, dass er gerade einen Praktikanten zurechtwies, weil dieser offenbar ein Instrument falsch gestimmt hatte. Auf gewisse Weise tat der Junge Paul leid. Der arme Kerl sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. "Hey Jacob, was ist hier los?", fragte Paul und legte sanft eine Hand auf die Schulter des Jungen. "Es passiert jedem mal, dass er eine Gitarre verstimmt. Wie oft denkst du, ist das Richard schon passiert? Du musst ihn deswegen nicht anschreien", verteidigte Paul den jungen Praktikanten, der kaum fünfzehn aussah. Dankbar blickte dieser zu ihm auf, wagte es aber nicht, ein einziges Wort zu sagen.

Empört sah Jacob Paul an. "Paul, es geht um deine Gitarre! Es wird Stunden dauern, bis wir sie wieder richtig eingestellt haben und der Drehplan für heute ist komplett durch getacktet", erklärte er und stemmte die Hände in die Hüften. "Na und? Hat dir denn jemand gezeigt, wie man eine Gitarre richtig einstellt? Geschweige denn bei dem Modell, das ich benutze?" Der junge Praktikant schüttelte zaghaft den Kopf. Nun war es Paul, der Jacob einen empörten Blick aufsetzte. "Schreie ihn bitte nicht mehr so an." Dann wandte sich Paul erneut an den Jungen. "Komm, ich zeige dir, wie es richtig gemacht wird. Und mach dir keine Sorgen. Wenn dir niemand richtig zeigt, wie es geht, kannst du es auch nicht wissen."

Damit nahm er den Jungen mit, um ihm beim richtigen Stimmen der Gitarre zu helfen. Ein kleines 'Dankeschön', verließ dessen Lippen als sie außer Hörweite von Jacob waren. Dies zauberte ein kleines Lächeln auf Pauls Lippen. "Bitteschön. Immer wieder gerne".

Richard sah den beiden grinsend hinterher. Es berührte ihn, wie sehr Paul den Jungen verteidigt hatte. Jacob hätte ihn wirklich nicht wegen einer Kleinigkeit so anschreien müssen. Auch die anderen schienen ein klein wenig stolz auf ihren Rhythmus Gitarristen zu sein.

Enemies? (Paulchard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt