Kapitel 7.

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Es dauerte einige Zeit, doch nach ein paar Stunden hatte Paul sich von seinem Heulkrampf erholt und genug Kraft gefunden, um sich anzuziehen und aus dem Badezimmer zu gehen. Es war bereits relativ spät, weshalb er schnell nach unten zu den anderen ging. Draußen war es stockfinster geworden, aber durch die vielen großen Fenster konnte man immerhin die Sterne gut sehen.

Till hatte im Auto erwähnt, dass er heute Abend für alle kochen wollte. In Pauls Meinung war Till der beste Koch der Welt, und er wollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen, selbst wenn es bedeutete, weitere Stunden im selben Raum wie Richard zu verbringen. In der Vergangenheit hatte der Sänger oft für die Bandmitglieder gekocht, und es war fast jedes Mal köstlich gewesen.

Paul zog einen grauen Pullover an und machte sich dann auf den Weg nach unten. Passend zu seinem Pullover hatte er eine graue Jogginghose und ein paar graue Socken gewählt. Irgendwie mochte er die Farbe Grau in letzter Zeit besonders gerne.

Die Hose war ein wenig zu eng, sodass sie um seine Hüften enger saß, aber das war ihm egal. Er fand sie schön und wirklich bequem, also war ihm dieses kleine Detail egal.

Unten angekommen wurde er von Apollo begrüßt, der bellend an seinem Bein hochsprang. Grinsend hob er den kleinen Hund auf seinen Arm, kraulte ihn ein wenig und drückte ihm einen kleinen Kuss auf den Kopf. Dann stellte er sich neben Till, der bereits fleißig am Kochen war. Es roch herrlich, und er sah seinen Freunden an, dass sie es kaum erwarten konnten, bis das Essen fertig war. Alle außer Richard. Dieser saß auf der Couch und stimmte seine Gitarre neu. Dabei beachtete er die anderen nicht.

Kopfschüttelnd setzte Paul seinen Hund wieder auf den Boden ab und lehnte sich ein wenig auf die Kücheninsel. "Wie lange brauchst du noch, Till? Es riecht viel zu gut, mein Magen hält das nicht länger aus", quengelte Paul ein wenig und formte seine Lippen zu einem kleinen Schmollmund.

Der Sänger der Band warf ihm ein kleines Lächeln zu, bevor er das letzte Blech in den Ofen schob. "Gedulde dich noch ein wenig, Pauli. Das Essen ist in etwa zwanzig Minuten fertig." "Was gibt es denn überhaupt?", fragte Paul neugierig und stellte sich nun neben Till. "Ich habe einfach nur schnell Pizza selber gemacht. Ich glaube, nach so einer langen Autofahrt spricht nichts gegen kaltes Bier und Pizza, oder?"

Ein Ausdruck der Freude schlich sich auf die Gesichter der Jungs. Irgendwie war das schon immer ihr Comfort Food gewesen. Paul konnte sich noch daran erinnern, wie sie sich alle zum ersten Mal als Gruppe getroffen hatten und Till an dem Tag selbst Pizza gemacht hatte. Das war ein echt chaotischer Tag gewesen. Flake hatte sein Keyboard vergessen, und Schneider hatte vor Nervosität in den nächsten Mülleimer kotzen müssen.

Paul wurde durch einen extrem schiefen Ton, der von Richard kam, aus seinen Gedanken gerissen. Er hatte sich anscheinend auf der Gitarre beim Einstimmen verspielt, und nun jagte ein so schräger Ton durch das Wohnzimmer, dass Paul das Gesicht verkrampfte. "Alles gut bei dir, Richard?", fragte Schneider leicht besorgt und drehte sich in seine Richtung. "Jaja, alles gut. Die Gitarre lässt sich heute nur irgendwie nicht richtig stimmen", sagte er und legte sie frustriert beiseite. Irgendwie tat er Paul leid. Selbst nach der Sache, die im Zimmer vorgefallen war. Sollte er ihm vielleicht helfen? Immerhin kannte Paul sich mit seiner Gitarre aus, er hatte früher oft beim Stimmen geholfen.

Das Essen würde noch kurz dauern, er hätte also genug Zeit, sich im schlimmsten Fall noch einmal ins Zimmer zurückzuziehen. Also gab Paul sich einen kleinen Ruck und ging auf Richard zu. Er blieb vor ihm stehen, doch dieser ignorierte ihn komplett. Erst als Paul sich räusperte, hob dieser den Kopf und sah ihn mit genervtem Gesichtsausdruck an. "Was willst du, Landers?", fragte er. Paul wusste, dass er ihn am liebsten aus der Band haben würde, aber es brachte nichts, wenn er jetzt ebenfalls sauer auf ihn war. Also half er ihm lieber.

Enemies? (Paulchard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt