Kapitel 6.

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Nach gefühlt zweitausend Jahren kam die Gruppe endlich an ihrem Zielort an. Der Wagen hielt vor einer kleineren Villa mit ziemlich großen Fenstern und dem anliegenden Schwarzwald. Der Schnee hatte das gesamte Anwesen in eine wunderschöne weiße Decke gehüllt, und es kam einem fast so vor, als sei man in einem Märchen gelandet.

Paul war mittlerweile wieder wach. Er war etwa eine halbe Stunde vor der Ankunft aufgewacht und stieg nun als Erster aus dem Auto aus. Sofort wehte ihm eine eisige Brise um die Nase, weshalb er seinen Schal ein wenig fester zog. Die anderen hatten zum Glück nichts gesagt, als er aufgewacht war. Deshalb ging Paul einfach einmal davon aus, dass es ihnen egal war, dass er auf dem Schoß von Richard die ganze Autofahrt lang gepennt hatte.

Neugierig ging Paul ein paar Schritte auf das Anwesen zu. Es sah zu luxuriös aus, zu luxuriös für Pauls Geschmack; ein einfaches Hotelzimmer hätte ihm mehr als gereicht. Nichtsdestotrotz würde er die Zeit hier genießen, auch wenn es bloß eine Woche war und diese auch noch mit Arbeit verbunden war.

"Wunderschön, nicht wahr?" Erschrocken fuhr Paul herum und erkannte Flake, der hinter ihm stand. Erneut fing Pauls Herz an, einen Takt schneller zu schlagen, doch dieses Mal war es nicht wegen Richard. "Mensch Flake, du hast mich mega erschreckt!", sagte er, und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Du hast recht, es ist wirklich wunderschön hier. Allerdings wäre es mir fürs Dauerhafte Wohnen ein wenig zu luxuriös, findest du nicht auch?" "Ja, kann schon sein. Ich glaube auf Dauer würde man sich hier ziemlich einsam fühlen", sagte Flake und trat neben ihn. "Dann brauchst du einfach noch mehr Katzen", sagte Paul mit breitem Grinsen.

"Bist du bereit für den Dreh in den nächsten Tagen?", fragte Flake vorsichtig. Der Keyboarder wusste, wie nervös Paul vor Auftritten und vor allem vor Videodrehs werden konnte. "Es geht, ich habe nur Angst, irgendetwas zu verkacken oder mich blöd anzustellen", gab Paul zu und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Mach dir darum keine Sorgen, Pauli. Du bist der beste Gitarrist, neben Richard und Oliver, den ich kenne. Du schaffst das schon. Außerdem unterstützen wir dich alle." Flakes Worte sollten ihm eigentlich Mut machen, doch stattdessen machten sie ihn noch unsicherer.

"Naja, nicht alle", sagte er mit einem langen Seufzer und blickte vorsichtig nach hinten zu den anderen. Diese waren gerade dabei, den Kofferraum des Vans auszuräumen, während Apollo ganz brav neben diesem saß und ihnen dabei zusah. Pauls Blick fiel auf Richard, der gerade ihre Gitarren aus dem Kofferraum holte. Flake verstand sofort, was Pauls Blick bedeutete, und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

"Mach dir keinen Kopf. Du weißt, wie Richard sein kann. Der ist halt unser alter Grummelpeter." "Ich weiß. Komischerweise hat er aber nur gegen mich etwas."

Bevor sie ihr kleines Gespräch weiterführen konnten, wurden sie von Till unterbrochen, der sich bei den beiden einhakte und mit ihnen in Richtung Eingangstüre ging. "So, meine Hübschen, genug philosophiert. Jetzt gehen wir uns erst einmal das Innere dieses Schuppens anschauen und klären, wer mit wem im Zimmer schläft", sagte er und holte einen kleinen Schlüssel aus seiner Jackentasche.

"Wann hast du den bitte bekommen?", fragte Flake verwirrt. "Unser Manager hat mir den vor der Abfahrt heute Morgen gegeben. Also jetzt kommt schon, die anderen tragen die Sachen rein, und wir gehen uns derweil umschauen."

Mit diesen Worten machten sich die drei auf den Weg ins Innere, um auf eine kleine Erkundungstour zu gehen.

Das Haus wirkte von außen nicht so groß, doch von Innen war es gigantisch, zumindest empfand Paul dies so. Es gab drei große Schlafzimmer mit anliegendem Bad, einen Tonraum, einen eigenen Kinosaal, einen Innenpool und eine riesengroße Küche. Fast schon ehrfürchtig sahen sich die drei alle Räume gemeinsam an, bis sie im letzten Schlafzimmer, im obersten Dgock stehen blieben.

Enemies? (Paulchard)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt