Brüder

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„Keine Ahnung, was dein scheiß Problem ist! Itachi hat sich nicht so angestellt!"

***Aus Sasukes Sicht***

Die Worte brennen sich in mein Hirn. Ich sehe Sakura komplett entgeistert an, schnappe mir mein T- Shirt und verlasse den Raum. Ich muss hier weg, weg von Sakura. Als ich durch Nejis Haus laufe, komme ich an der Küche vorbei. Hinata ist komplett in ein Buch vertieft, während Sai mit dem Kopf auf dem Tisch liegt und auf seinem Skizzenbuch schläft. Die beiden sind sehr still, weshalb mich das nicht wundert. Sie haben sich schon relativ früh am Abend in die Küche verzogen, um ein wenig Ruhe zu haben. Ich wünschte, ich hätte das auch getan. Dann wäre ich nicht mit Sakura nach oben gegangen. Im Wohnzimmer liegen Neji und Tenten nebeneinander auf dem Sofa und sehen sich einfach nur an. Ino liegt auf dem Fußboden. Sie ist total hinüber. Eigentlich wollte ich so schnell wie möglich verschwinden, aber das kann ich mir so nicht ansehen. Ich ignoriere Neji und Tenten, greife unter Inos Körper und hebe sie auf die Couch. Sie bekommt das gar nicht richtig mit. Dann lege ich eine Decke über sie und möchte endlich gehen. Erst überlege ich durch den Garten zu flüchten, doch da ich weiß, dass Shikamaru und Temari dort sind und wer weiß was anstellen, nehme ich lieber den Vordereingang. Ich nehme meine Sachen und gehe nach draußen, wo ich auf der anderen Straßenseite Naruto vorfinde. Er steht über einem Busch und kotzt sich die Seele aus dem Leib. Was soll das denn? Ich möchte einfach nur gehen! Aber ich kann ihn auch nicht einfach ignorieren, also gehe ich auf die andere Straßenseite. „Naruto, was machst du hier draußen?" Er sieht mich erschöpft an. Seine Augen sind gerötet und er ist wahnsinnig blass. „Wonach sieht's denn aus? Ich kotze!" Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Und wieso machst du das nicht drinnen? Auf einer Toilette oder so?" Er zuckt die Schultern. „Weil ich betrunken bin." Gutes Argument. Er verhaspelt sich beim reden und lallt, doch er wirkt dennoch nüchtern genug, um zu verstehen, dass ich gerade gehen will. „Wo willst du hin?" Ich seufze erschöpft. „So weit wie möglich weg von Sakura." Er richtet sich auf und schwankt kurz, bevor er einen halbwegs festen Stand findet. „Wieso? Ist was passiert?" Ich verdrehe die Augen. „Ja. Aber es macht keinen Sinn dir davon zu erzählen, wenn du betrunken bist. Morgen weißt du das sowieso nicht mehr." Er lacht. „Da könntest du recht haben." Sein Lallen und dass er nicht sprechen kann, nervt mich gewaltig. „Ich verschwinde jetzt." Naruto hält mich am Arm fest. „Warte, ich komme mit!" Hn. Na meinetwegen. „Gut, dann steig in mein Auto. Ich schreib Neji noch eine kurze Nachricht damit er sich nicht wundert, wo wir sind."

Ich nehme Naruto mit zu mir nachhause. Und ich hatte Glück - er hat sich nicht in meinem Auto übergeben. Aber dafür in unserem Flur. Ich verdrehe die Augen, ignoriere den beißenden Geruch und ziehe Naruto mit mir mit. Dabei passe ich auf, dass er nicht in seine eigene Kotze tritt. Ich parke ihn auf dem Sofa in meinem Zimmer, stelle einen Eimer neben seinem Kopf ab und hoffe, dass er das soweit noch alleine hinbekommt.

„Sasuke?" Ich seufze genervt und gehe zu Itachi, der mich gerufen hat. Er steht im Flur und sieht mich interessiert an. „Warst du das?" Ich verdrehe die Augen und spreche monoton. „Naruto." Dann hole ich einen weiteren Eimer und wische den Mist auf. Itachi steht daneben und beobachtet mich. „Wolltet ihr nicht bei Neji schlafen?" Wieso nervt er jetzt so? „Ja, wollten wir. Aber machen wir jetzt eben nicht." Itachi nimmt mir nach dem sauber machen den Eimer aus der Hand und leert ihn im Bad. Dann kommt er zurück und sieht mich auffordernd an. „Komm mal mit." Ich hab gar keine Lust. Trotzdem folge ich ihm in die Küche. Er setzt sich und ich tue es ihm nach. „Sag mir, was passiert ist." Wieso sollte ich? Er ist mein Problem! Er und sein beschissener Schwanz! Ich bin wütend auf ihn, versuche mich aber zu kontrollieren. „Es geht dich nichts an. Verstanden!?" Er schüttelt den Kopf. „Ich werde nicht locker lassen bis du redest." Ich habe wirklich keine Lust. Aber noch weniger will ich die ganze Nacht mit ihm in der Küche verbringen. „Sakura." Mehr sage ich erstmal nicht, denn nur ihren Namen auszusprechen tut schon weh. Itachi sieht mich mit einem so verständnisvollem Blick an, dass ich ihm am liebsten direkt ins Gesicht schlagen möchte. „Soll ich raten, was passiert ist oder sagst du es mir einfach?" Selbst wenn ich drüber reden wollte, ich wüsste nicht wo ich anfangen sollte zu erzählen. Aber dass er aus meinem Drama ein beschissenes Ratespiel macht, sehe ich auch nicht als Option. „Schön. Hier die Kurzfassung. Ganz exklusiv für dich!" Ich hoffe, dass er die Wut in meiner Stimme hört. „Sakura hat sich mir gegenüber komisch verhalten. Es hat sich herausgestellt, dass sie Sexträume von mir hat, seit einiger Zeit täglich. Sie hat's mir gesagt, nachdem sie mit mir herum geknutscht hat. Wir hatten ein paar heiße Momente hier und da. Aber ich habe ihr klar gemacht, dass ich nicht mit ihr schlafen werde. Fand sie nicht so toll. Und ich hab ihr gesagt, dass ich möchte, dass sie erstmal ordentlich darüber nachdenkt und wenn sie dann immer noch will, dann vögeln wir am Tag des Abschlussballs. Nicht eher, meine Bedingung. Heute haben wir wieder rumgemacht. Und als ich sie abgeblockt habe, weils zu sexuell geworden ist, war sie so verletzt und sauer, dass sie was gesagt hat. Etwas beschissenes, was unter der Gürtellinie war. Und jetzt will ich sie nicht sehen. Am besten nie wieder!" Der letzte Satz war gelogen. Aber ich musste meinen Frust herauslassen. Anders wäre ich innerlich geplatzt. Itachi denkt über das Gesagte nach, bleibt aber sehr ruhig dabei. „Und ist es nicht das, was du wolltest? Mit ihr schlafen?" Ich schüttle frustriert den Kopf. „Doch klar will ich das. Aber es gibt Menschen, anders als du, die mehr brauchen für Sex." Itachi lacht. „Gefühle oder wie?" Ich sehe ihn bockig an. „Ja! Was ist daran so witzig?" Itachi grinst. „Ich wünschte ich hätte für diesen Moment eine PowerPoint Präsentation vorbereitet. Sasuke Uchiha, der plötzlich davon redet, nur mit Frauen zu schlafen, die Gefühle für ihn haben. Du hast bis vor kurzem mit jeder rumgemacht, die halbwegs in dein Beuteschema passte. Und jetzt bekommst du bei deiner Traumfrau keinen hoch, weil sie dir nichts von Liebe erzählt?" Was fällt ihm ein? Er macht mich nur noch wütender. „Halt lieber deine Schnauze!" Er lacht. „Chill mal, Sasuke. Ich sag dir, was dein Problem ist. Du hast Angst es beim Sex zu vermasseln. Du hast Angst davor mit ihr zu schlafen." Ich bleibe weiterhin bockig. „Aus Millionen Gründen!" Er stützt seine Ellenbogen auf dem Tisch ab und legt seinen Kopf in die Hände. „Dann leg mal los." Wieso erzähle ich ihm das? Er wird es sowieso nicht verstehen. „Du kapierst das sowieso nicht, aber meinetwegen. Sakura ist meine allerbeste Freundin! Wenn das zwischen uns irgendwie verrückt wird, werden wir uns verlieren. Einfach weils unangenehm und peinlich war. Sie ist der wichtigste Mensch in meinem Leben! Und ich soll sie für etwas Sex aufgeben? Der nächste Punkt ist, dass sie sich gerade frisch getrennt hat. Was wenn sie mich nur dafür benutzt, sich besser zu fühlen? Wenn das alles richtig oberflächlich wird. Es hat dich vielleicht nicht interessiert, als du sie gebumst hast, aber ich erinnere dich gerne auch noch an folgende Tatsache. Ich bin in sie verliebt! Ich habe niemals eine andere geliebt. Ich werde ihr jetzt nicht einfach mein Herz hinwerfen, damit sie darauf herum tanzen kann. Und alles nur weil sie vögeln will. Ich möchte sicher sein, dass sie mich wenigstens ein bisschen mehr als freundschaftlich mag. Ich will das wir eine Chance haben. Und auch wenn dich das wirklich nichts angeht, aber ja, ich habe Angst, dass ich nicht gut genug für sie bin. Sie war solange mit Sasori zusammen. Die hatten irgendeine Bindung und haben eine Basis. Die haben stundenlang darüber geredet, was der andere mag und was nicht. Woher sollen wir das denn nehmen? Und ich habe Angst, dass ich sie verletze. Was ist, wenn meine Gefühle für sie nach dem Sex verschwinden? Wenn ich erkenne, dass ich sie nicht geliebt habe, sondern nur heiß auf sie war? Da hast du deine Gründe und es gibt bestimmt noch andere. Aber jetzt gerade ist das auch egal. Ganz ehrlich, ihre scheiß Aussage von vorhin hat mir gezeigt, dass sie nicht bereit ist und mich jetzt gerade einfach nur benutzen würde, weil sie Bock hat. Ich kann das nicht!" Während meinem Monolog habe ich angefangen zu heulen. Es nimmt mich so mit. Ich blinzle die Tränen weg und versuche ruhiger zu atmen, um aus meiner Panik raus zu kommen. Itachi seufzt. „Na geht doch. Weshalb muss man dich immer erst provozieren, damit du mal offen redest?" Was? Hat er mich gerade gelinkt? „Dein Ernst, Itachi?" Er lächelt selbstbewusst. „Ich kenne meinen kleinen Bruder, du Idiot." Er schlägt mir brüderlich auf den Rücken und wartet darauf, dass ich mich wieder einkriege. Dann lehnt er sich lässig zurück. „Und jetzt raus mit der Sprache, was hat sie so furchtbares gesagt?" Es macht keinen Sinn es zu verschweigen. Er wird solange nach bohren, bis ich es sowieso sage. „Keine Ahnung, was dein scheiß Problem ist. Itachi hat sich nicht so angestellt." Er blinzelt kurz, fängt sich aber schnell wieder. „Okay, das war hart und ein wenig unfair. Aber ich erkläre es dir mal aus ihrer Perspektive. Sie sieht gut aus und ist heiß auf dich. Du willst nicht mit ihr schlafen. Wieso willst du nicht? Sie kann das nicht wissen. Sie weiß ja nichts von deinen Gefühlen. Du bist dafür bekannt mit jeder anderen zu schlafen, die dir gefällt. Wieso denn nicht mit ihr? Gib ihr die Möglichkeit sich bei dir zu entschuldigen. Sie war nur sauer und frustriert." Ich verstehe seinen Punkt. „Hn." Er grinst. „Sei nicht so bockig. Ihr verliert euch doch jetzt nicht, wegen so einem blöden Spruch." Ich seufze. „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?" Er lächelt bitter. „Das wird dir sicher nicht gefallen. Aber wenn du mit ihr schlafen willst, musst du ihr vorher noch deine Gefühle sagen. Sie kann nichts in ihren Überlegungen berücksichtigen, wovon sie nichts weiß. Es besteht das Risiko, dass eure Freundschaft zu wichtig für sie ist und ihr nicht miteinander schlaft, aber wenigstens tut ihr euch dann nicht weh." Ich stöhne frustriert auf. „Wieso ist das so kompliziert? Es ist doch quasi unmöglich, dass sie mich auf diese Art mag!" Das denke ich wirklich. Sie hat nie irgendwelche Andeutungen gemacht, dass sie mich lieben könnte. Und wieso sollte sie mich lieben, wenn es da draußen noch so viele andere Männer gibt? Itachi hebt beschwichtigend die Arme. „Weißt du, Brüderchen. Ich hab sie auch abgeblockt und bei mir hat sie sich entschuldigt, weil sie es überhaupt versucht hat. Heißt wohl, dass sie nicht überspannt und gereizt war. Anders als bei dir. Sie muss dich schon sehr wollen." Das war jetzt gleichermaßen tröstend und irgendwie auch nicht. Ich will echt nicht hören, dass sie mit meinem Bruder schlafen wollte. Und ich frage mich, wann das gewesen sein soll. Dann frage ich mich noch etwas. „Warum hast du sie abgeblockt?" Er verdreht die Augen. „Na hauptsächlich wegen dir, du Dussel. Ich kann nicht fröhlich mit der Frau schlafen, in die mein Bruder verliebt ist. Sakura und ich haben eine Vereinbarung getroffen. Wir schlafen nicht mehr miteinander. Es ist wirklich nur passiert, weil ich so mega sauer auf Sasori war. Ich war verletzt und sie war das auch. Das heißt aber nicht, dass mir die Sache zwischen euch egal ist. In dem Moment hatte ich nicht Sakura vor mir, sondern eine Verbündete im Schmerz." Es fällt mir nach wie vor schwer zu akzeptieren, dass Itachi und Sakura so eine Verbindung miteinander hatten. Aber wahrscheinlich war das zwischen ihnen einfach nur Sex. Ohne Gefühle. „Danke Itachi." Er nickt. „Du solltest langsam mal schlafen gehen und aufpassen, dass Naruto nicht an seinem Erbrochenen erstickt." Ich stehe auf und strecke mich kurz, weil wir schon so lange sitzen. „Das wird ja eine super Nacht."

-I can't live with or without you-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt