Kummer

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Verdammt.

Ich fühle mich extrem nüchtern, als ich mitten in der Nacht in Itachis Bett aufwache. Ich habe keine Ahnung, wie es so weit kommen konnte.
Naja, eigentlich weiß ich es schon. Wir hätten besser nicht so viel trinken sollen. Itachi liegt mit dem Rücken zu mir, atmet aber gleichmäßig und ruhig. Ich stehe vorsichtig auf und greife nach dem erstbesten Kleidungsstück, das ich finden kann. Itachis T-Shirt, natürlich. Was auch sonst? Ich verdrehe die Augen, ziehe es aber trotzdem über. Auf dem Weg zur Tür greife ich nach meiner Hose und ziehe diese ebenfalls an. Draußen angekommen schließe ich die Tür so leise wie möglich und schleiche mich in die Küche. Auf Zehenspitzen gehe ich zum Kühlschrank und nehme eine Flasche Wasser. Ich trinke hastig, denn ich fühle mich unglaublich dehydriert. Ich muss mich kurz sammeln. Wie konnte ich mir das hier nur antun? „Sakura." Ich hätte es wissen müssen. Wieso war ich so leichtsinnig und bin in die Küche gegangen? Ich hätte aus dem Wasserhahn in Itachis Badezimmer trinken können. Ich drehe mich vorsichtig um und blicke in Sasukes fragende Augen. Er scannt mich von oben bis unten. Sicher fällt ihm auf, dass ich das T-Shirt seines Bruders trage, wobei es ohnehin merkwürdig ist, dass ich mich überhaupt im Uchiha - Anwesen aufhalte. „Du... du warst bei Itachi." Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Die ganze Situation ist absurd. Plötzlich sticht mein Schienbein. Ich zische über den Schmerz, was Sasuke kurz ablenkt. Er kommt einen Schritt näher auf mich zu. Sasuke greift nach dem Barhocker, der am nächsten an mir dran steht und schiebt ihn zu mir. Ich setze mich und stelle die Wasserflasche auf dem Tresen ab. „Muss ich mir Sorgen um dich machen, Saku?" Ich schüttle meinen Kopf und sehe ihn beschämt an. „Nein. Ich habe keine Ahnung, was da passiert ist." Mein bester Freund seufzt und setzt sich neben mich. „Weißt du, es geht mich nichts an, was du mit meinem Bruder machst. Aber du bist über Sasori noch nicht hinweg. Pass auf dein Herz auf, ja? Es ist gerade so zerbrechlich" Tränen laufen über meine Wangen und ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. „Ich fühle mich so zerbrochen. Sasori hat heute mit einem anderen Mädchen Händchen gehalten." Er nickt wissend. „Ja, mit Itachis Exfreundin Mira. Ich hab die beiden auch gesehen." Ich denke an Mira. Das Bild brennt so sehr in meinen Gedanken. Ihre Augen waren so hell, dass sie beinahe silber wirkten. Ihre schwarzen Haare gingen ihr bis zum Hintern und sie war so unglaublich gut trainiert und hübsch. Kein Wunder, dass Sasori sie mag. „Wie ist sie so?" Sasuke zuckt die Schultern. „Ich hab gar nicht so viel von ihr mitbekommen. Itachi meinte sie wirkte auf Außenstehende immer viel netter, als sie eigentlich war." - „Sie ist viel hübscher als ich" Sasuke streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Quatsch. Sie wird dir niemals das Wasser reichen können." Ich weine und Sasukes Worte kommen kaum bei mir an. „Ich verstehe es nicht. Ich hab die Trennung noch nicht mal ansatzweise verarbeitet und er flirtet mit der Karin der Oberstufe, schläft mit einer in Princeton und ist jetzt scheinbar mit Itachis Ex zusammen. Wie kann er nur so kalt sein? Ich dachte, wir hatten was besonderes." Sasuke legt einen Arm um mich und drückt mich kurz an sich. Dann lässt er los und lächelt mich an. „Wieso musste es Itachi sein? Ich wohne auch hier. Und dazu kommt, dass ich besser aussehe." Seine Worte heitern mich auf und ich muss lächeln. „In welcher Welt denn, Brüderchen?" Itachi kommt oberkörperfrei in die Küche und grinst überheblich. „Hier ist also mein Shirt." Ich werde leicht rot. „Sorry Itachi" Er nimmt sich ebenfalls ein Wasser aus dem Kühlschrank. Als er den Rücken zu uns dreht, ist es mir nur noch peinlicher. Er hat leichte Striemen von meinen Fingernägeln auf dem Rücken. Ich sehe auf den Boden, bis Itachi sich wieder zu uns gedreht hat. Er hat sein Wasser in einem Zug leer getrunken. Ich schaue mir Sasuke von der Seite an und bilde mir ein, dass er plötzlich irgendwie bedrückt wirkt. Ich lege meine Hand auf seine Schulter. „Alles in Ordnung?" Er steht auf und sieht zwischen Itachi und mir hin und her. Seine Augen sind glasig. „Ich bin nur müde" Ohne noch etwas zu sagen, verlässt er die Küche. Itachi wirkt irgendwie schuldbewusst. Habe ich etwas verpasst?

-I can't live with or without you-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt