Geständnis

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Als wir am Uchiha-Anwesen ankommen ist alles ziemlich ruhig. Itachis Auto steht nicht in der Einfahrt. Das beruhigt mich irgendwie. Ich hab in letzter Zeit das Gefühl, dass es immer schwieriger wird mit Sasuke alleine zu sein. Zuerst gehen wir in die Küche, wo wir uns eine Kleinigkeit zum Essen zubereiten. Ich schneide ein wenig Gemüse und mache uns einen Salat, während Sasuke uns Spiegelei brät. Etwas später sitzen wir an der Theke und essen schweigend. Hab ich ihn verschreckt, als ich gesagt habe, dass ich über morgen reden möchte? Ich unterbreche die doch etwas unangenehme Stille und sehe ihn an. Dabei versuche ich genau seine Reaktion wahrzunehmen. Das ist gar nicht so einfach, denn Sasuke lässt sich nicht gut in die Karten sehen. „Sag mal, bist du heute noch stiller als sonst?" Er wirkt eigentlich relativ neutral, aber ich bilde mir ein, dass er ein kleines bisschen unruhig ist. „Eigentlich nicht. Wieso?" Ich lege meine Gabel zur Seite und musterte ihn skeptisch. „Möchtest du nicht über morgen reden? Hab ich dich damit irgendwie eingeschüchtert oder so?" Jetzt hebt er ganz leicht die Mundwinkel. Es ist kein richtiges Lächeln, aber es geht in die Richtung. „Doch natürlich. Ich muss nur später noch eine Kleinigkeit erledigen und das schwirrt gerade so in meinem Hinterkopf." Es liegt also nicht an mir. Ich lächle ihn an. „Also hast du noch ein paar Minuten Zeit?" Er grinst. „Für dich immer." Er beugt sich zu mir rüber und küsst mich leidenschaftlich. Er hat beide Hände an meinen Wangen. Ich genieße unseren Kuss und lasse meine Hände unter sein T-Shirt gleiten. Meine Finger wandern über seinen Rücken.

„Störe ich gerade?" Itachi...und wie du gerade störst! Wir lösen uns voneinander und ich sehe etwas beschämt zu Boden. Sasuke ist eindeutig genervt. „Hast du auch ein Leben außerhalb dieses Hauses?" Itachi grinst. „Ich war doch unterwegs. Also was macht ihr beiden hier gerade?" Ich hüstle nervös und murmle mehr in mich hinein, als wirklich zu sprechen. „Ist das nicht offensichtlich?" Sasuke zwinkert mir lächelnd zu. Itachi lacht. „Seit wann läuft das denn?" Sasuke steht auf und räumt unsere Teller weg. „Ich wüsste wirklich nicht, was dich das angeht." Itachi nimmt sich ein Glas Wasser und lehnt sich an der Küchenzeile an. „Du fühlst dich aber auch immer gleich angegriffen, oder?" Sasuke schaut ihn angesäuert an. „Überhaupt nicht. Du nervst mich nur!" Dann sieht er auf sein Handy und entschuldigt sich mit einem kurzen ‚bin gleich wieder da' - danach verlässt er die Küche.

Itachi setzt sich auf den Barhocker, auf dem Sasuke bis vorhin noch saß. „Also, ihr beiden seid jetzt zusammen?" Ich schüttle den Kopf. „Nein, sind wir nicht. Aber ich hab gemerkt, dass ich ihn...sehr, sehr gerne habe. Und ich hab ihm das gesagt." Itachi fasst sich ans Herz, aber grinst dabei breit. „Oh, das tut weh, Sakura. Ich dachte, dass ich mehr für dich war, als eine schnelle Nummer." Ich lache über seine schauspielerische Leistung. „Tut mir leid. Aber du bist mir etwas zu alt." Er streckt mir gespielt empört die Zunge heraus. „Hey! Sasori ist ein halbes Jahr älter als ich. Der war dir wohl nicht zu alt!" Ich lache und strecke ebenfalls die Zunge heraus. „Ihm sieht man es nicht so an!" Itachi grinst, wird dann aber etwas ernster. „Apropos Sasori, hast du die Sache mit Princeton mitbekommen?" Princeton? Ich schüttle den Kopf. „Nein, ich hab Montag Mittag das letzte Mal mit ihm gesprochen. Da war noch alles in Ordnung." Itachi seufzt. „Ich dachte, er hätte dir davon erzählt. Princeton hat ihn am Montag Abend angerufen und sein Stipendium gestrichen. Er war ziemlich mies drauf deswegen." Das wusste ich nicht. Aber vielleicht hatte er deshalb versucht mich anzurufen. Ich hätte ihn vielleicht zurückrufen sollen. „Und wieso bekommt er das Stipendium jetzt nicht?" Itachi nimmt noch einen Schluck Wasser. „Er hat die letzte Mathe Prüfung verhauen, weshalb sein Durchschnitt jetzt nur noch bei 2,3 steht." Ich sehe ihn erstaunt an. „Ist das denn relevant? Er möchte doch was im Physik Bereich studieren und außerdem ist 2,3 doch immer noch ein guter Schnitt, oder?" Itachi nickt. „Das ist auch so, ich gehe eher davon aus, dass es nichts mit seinen Noten zu tun hat und Princeton die ,schlechtere' Note eher als Anlass genommen hat, um sein Stipendium zu streichen." Ich hatte denselben Gedanken. Die Begründung klingt willkürlich. „Okay, und was glaubst du, weshalb sie ihm das Stipendium abnehmen wollten?" Itachi zuckt die Schultern. „Ich weiß es natürlich nicht. Aber ich schätze, dass Schulleiterin Tsunade in Kontakt mit Princeton steht und denen gesagt hat, dass Sasori einen Eintrag in die Schulakte bekommen hat. Du weißt schon, dafür dass er mir eine reingehauen hat. Princeton ist eine Eliteuniversität, die informieren sich gründlich über ihre Anwärter. Aber das ist natürlich nur Spekulation." Klingt nach einer interessanten Theorie. Ich fühle mich kurz schuldig, obwohl ich gar nicht weiß, ob die Sache Hand und Fuß hat. „Und wieso haben sie ihn nicht einfach abgelehnt? Wieso streichen sie sein Stipendium?" Itachis Blick wird etwas traurig. „Ich hab mal gehört, dass es gar nicht so einfach ist, jemandem nachträglich eine Absage zu erteilen. Seine Leistungen sind ja trotzdem echt gut. Und ein kleiner Eintrag in die Schulakte sagt auch nicht zwingend etwas über den Charakter einer Person aus. Aber einen ,Rüpel' wie es Sasori in ihren Augen vielleicht ist, wollen sie an ihrer Uni natürlich auch nicht. Da war es einfacher ihm die finanziellen Mittel zu nehmen." Ich finde das ganz schön schockierend. „Und jetzt? Wird er also nicht nach Princeton gehen?" Der Gedanke macht mich verrückt. Unsere Trennung kam nur wegen Princeton zustande. Itachi schüttelt den Kopf. „Ich weiß es nicht. Soweit ich das mitbekommen habe, hat Sasori die Hoffnung aufgegeben. Er weiß, dass er sich die Uni ohne Unterstützung nicht leisten kann. Aber ich fühle mich irgendwie schuldig. Ich werd also mal mit meiner Mutter reden, ob sie da nicht noch was drehen kann." Das beruhigt mich etwas. Sasori und ich hatten unsere Differenzen, aber es würde mir schon leid tun, wenn er die Chance auf Princeton jetzt nicht mehr hätte. Und das nur wegen der Sache, die zwischen mir und Itachi gewesen ist. Hätte ich nicht mit Itachi geschlafen, hätte Sasori auch nicht die Kontrolle verloren und ihn geschlagen. Aber die Uchihas haben fast im ganzen Land viel Einfluss. Ich hoffe wirklich, dass Mikoto Uchiha ein gutes Wort für Sasori einlegen kann. „Woher weißt du eigentlich davon?" In diesem Moment kommt Sasuke wieder in die Küche zurück, weshalb Itachi aufsteht. „Deidara hat's mir erzählt. Aber ich schau mal, was ich tun kann." Ich lächle ihn dankbar an. Ich glaube, dass Itachi weiß, dass ich dieselbe Schuld fühle, die er gerade empfindet. Dann sehe ich neugierig zu Sasuke. „Du warst lange weg." Er sieht mich entschuldigend an. „Sorry, ich musste dringend jemanden anrufen. Wollen wir vielleicht in mein Zimmer gehen?" Itachi zieht belustigt eine Augenbraue nach oben. „Tu nichts, was ich nicht auch tun würde, Brüderchen." Sasuke ballt die Bände zu Fäusten. „Halt deine Klappe!" Ich fühle mich nach diesem Spruch von Itachi etwas unbehaglich. Der Satz war schon sehr unter der Gürtellinie. Obwohl ich natürlich weiß, dass Itachi Sasuke gerne provoziert. Und ich denke nicht, dass er Sasuke aktiv daran erinnern wollte, was mal zwischen mir und ihm war. Ich stehe ebenfalls auf und greife nach Sasukes Hand, um nun endlich aus der Situation herauszukommen.

-I can't live with or without you-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt