~Der Tempel der Maralou~

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Es war nicht mehr weit bis zum Tempel der Maralou. Kurz vor Sonnenuntergang kamen sie an. 

Nina sah den Tempel zum ersten mal. Er war riesig. 

"Der Tempel ist noch größer als das was du jetzt sehen kannst." Zusammen gingen sie Steinerne Treppen hinauf, zu einem Torbogen, an dessen höchsten Punkt, ein Löwenkopf aus Stein prankte. Sie durchschritten den Torborgen und befanden sich in einer großen Halle, in dessen Mitte ein kleiner Altar stand. Zusammen Schritten sie auf den Altar zu. 

"Dieser Tempel besitzt 6 Eingänge, mit 6 Torbögen und 6 solcher Eingangshallen. Jeder dieser Hallen ist einem anderen Gott gewidmet." 

Er strich mit seinen Fingern über die Schrift, die in den Altar eingemeißelt war. 

"So aren unren God Mahes, God de Lauenwechsler. Zu Ehren unseres Gottes Mahes, Gott der Löwenwechsler- oder auch Löwengestaltwandler."

"Du sprichst die Alte Sprache?" Fragte Nina verblüfft. 

"Mein Großvater brachte sie mir bei. Sie ist nicht sonderlich schwer und unserer jetzigen Sprache sehr sehr ähnlich." Murmelte dieser. 

Erst jetzt fiel Luan der kleine Stoffbeutel am Ende des Altars auf. Er nahm ihn in die Hände und öffnete ihn. 

"Das kann doch nicht wahr sein." Flüsterte er.

"Was ist das?" Fragte Nina neugierig. 

Er holte vorsichtig den Inhalt aus dem Beutel und präsentierte ihn ihr. "Das ist das Wolkengewächs." 

"Aber wie kommt es hier her?" Fragte Nina verblüfft. Doch Luan wusste keine Antwort darauf. 

Der Löwe legte das Wolkengewächs auf den Altar. Dann nahm er Das tote Wildschwein von der Schulter und legte es daneben. Anschließend holte er die Punktrose aus seiner Tasche und legte sie ebenfalls daneben. 

Dann kniete er sich auf den Boden. Nina machte es ihm gleich. 

"Mahes, God de Lauenwechsler, hor un Betenet. Hilf mir dieses Kaninchen zu beschützen. Segne unsere Verbindung und erlaube uns den Bund der Gefährten einzugehen. De Beschenkten duke di." 

"De Beschenkten duke di." Wiederholte Nina. Sie hatte zwar nicht alles verstanden, doch sie kannte den letzten Satz. Zu Festlichkeiten wurde dies am Ende eines Gebets gesagt und alle sprachen dies immer nach.

"Alle 6 Eingangshallen besitzen einen kleinen Gang, der zu einer großen Halle führt. Alle Hallen sind also sozusagen miteinander verbunden. Möchtest du die Halle der Kaninchen sehen?"

"Die Göttin der Hasen hat eine Halle hier?" Fragte Nina verblüfft. 

"Ja." Luan setzte sich in Bewegung. 

"Hier gibt es eine Halle zu Ehren des Löwengottes Mahes, der Hasengöttin Tsuki, des Bärengottes Matunus, der Adlergöttin Dondra, des Tigergottes Waghoba und des Honigdachsgottes Moritasgus. Ich weiß nicht warum sich ausgerechnet diese Götter hier zusammen einen Tempel teilen, aber es ist so."

Nina folgte Luan durch einen kurzen Gang hindurch zu einer großen Halle. In dieser Halle standen in regelmäßigen Abständen, eine Tierstatue, ein Torbogen und dann eine Menschenstatue. Die Tierstatuen zeigten die 6 verschiedenen Tiere Löwe, Hase, Bär, Tiger, Adler und Honigdachs. Sie gingen bis zur Hasenstatue und dann durch den dazu gehörigen Torbogen zu der Eingangshalle der Hasengöttin. 

Auch hier stand in der Mitte ein kleiner Altar. Nina ging auf diesen zu. 

"So aren unren Godes Tsuki, Godes de Hasnwechsler. Ich nehme an es bedeutet so viel wie: Zu Ehren unserer Göttin Tsuki, Göttin der Hasenwechsler?" 

Luan nickte. "Jeder dieser Hallen ist gleich aufgebaut und überall steht ungefähr das gleiche. Diese Tempel wurden einst von unseren Vorfahren errichtet. Doch der Löwenclan und der Adlerclan waren die Einzigen, diese Tempel noch wirklich genutzt haben. Der Adlerclan noch wesentlich öfter als der Löwenclan. Für die Mitglieder des Tigerclans gehört dies sogar zum verbotenen Gebiet. Zumindest tat es das, als ich das letzte mal mit einem aus dem Tigerclan gesprochen habe. Ist schon ein paar Jahre her."

"Verbotenes Gebiet?" Fragte Nina verblüfft. Sie hatte noch nie mit jemandem aus dem Tigerclan gesprochen. 

"Ja. Der Tigerclan wird mit strenger Hand geführt. Verstößt man gegen die Regeln, wird man in dieses Gebiet verbannt. Der Clan wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt kleiner, weil viele Regelbrecher hingerichtet, oder verbannt werden. Man sagt, der jetzige Clananführer sei durchgeknallt, weil er an diesen Wahnsinnigen, selbstzerstörerischen Regeln festhält." 

Nina war verblüfft, wie viel Luan über die anderen Clans wusste. Auch, dass er so viel über die Geschichte allgemein wusste, verblüffte sie. 

Nina setzte an um weitere Fragen zu stellen, doch bevor sie diese Stellen konnte, ertönte ein markerschütterndes Gebrüll. 

Luan zögerte keine Sekunde und wandelte sich. Der gesamte Tempel begann zu beben. Nina wandelte sich ebenfalls und versteckte sich unter Luan. 

Auf einmal war es, als verschwand das gesamte Licht aus dem Tempel. Alles war schwarz und dunkel. Der Boden bebte weiter und mit einem lauten Knall, schossen bunte Lichtstrahlen durch die gesamte Halle. 

Luan versuchte Nina vor den Strahlen abzuschirmen. Doch es brachte nichts. Die bunten Strahlen trafen sowohl den Löwen, als auch das Kaninchen. Doch die Strahlen schadeten ihnen nicht. Es fühlte sich an, als würde jemand Energie in die Beiden pumpen. 

Nach einigen Minuten wurden die Lichtstrahlen weniger. Bis sie letztendlich ganz verschwanden und die beiden mit einem seltsam ruhigen Gefühl zurück ließen.



Der letzte Löwe - Luan und NinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt