~Epilog~

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Als die Lichtershow vorbei war schmiegte sich Nina an Luan. "Was war das?" Fragte sie verblüfft. Seltsamer Weise fürchtete sich keiner der Beiden. 

"Ich weiß nicht..." Gab Luan ehrlich zu. "Dieses Gebrüll vorhin... ich würde mit dir hier ungerne herausfinden was das war."

Nina nickte. 

"Diese Lichter gerade-" Fing Luan an, doch Nina unterbrach ihn. "Fühlten sich irgendwie gut an." Er nickte nur als Antwort. 

"Komm mein Löwe, lass uns gehen." 

"Wohin?" Er wusste tatsächlich nicht wohin. Der Wall war zerstört. Sie sollten nicht zu nah an den Rand des Niemalswaldes. 

"Ist doch egal? Hauptsache wir sind zusammen. Wir könnten den Rest meines Clans suchen. Oder wir suchen Schutz bei einem der anderen großen Clans." 

Luan nickte. Sie könnten zum Bärenclan. Sein Vater war mit Tyrese, dem aktuellen Clananführer befreundet gewesen. Nach der Auslöschung seines Clans, hatte Tyrese Luan und seinem Großvater Asyl angeboten. Vielleicht würden Nina und er das nun in Anspruch nehmen. 

"Der Bärenclan." Murmelte Luan. "Dort können wir hin. Der Nördliche natürlich. Ihr Gebiet erstreckt sich zwar relativ weit, bis zum Rand des Niemalswaldes, dennoch ist es ein starker Clan. Es wird dort momentan wohl relativ sicher sein. Außerdem, könnten wir dort, unter deren Augen, den Bund der Gefährten eingehen." 

Nina wandelte sich und umschlang den Löwen mit ihren Menschenarmen. "Ich kann es kaum erwarten!" Flüsterte sie. Anschließend setzte sie sich auf seinen Rücken. Es war höchste Zeit. 

Zusammen verließen sie den Tempel. Doch bereits nach wenigen Minuten hatte Luan ein ungutes Gefühl. "Wir werden Verfolgt." Murmelte er zu Nina. 

"Was? Von wem? Ich sehe niemanden."

"Ich weiß nicht. Ich rieche nichts. Es muss ein Erfahrener Jäger sein..." 

Nina klammerte sich enger an Luan. "Woher willst du dann wissen, dass wir verfolgt werden?"

"Es ist einfach ein Gefühl. Ich spüre das dort jemand ist."

Nina schluckte. "Was machen wir jetzt?" 

"Erstmal tun wir gar nichts. Wer auch immer uns verfolgt hält Abstand. Zumindest bis jetzt. Derjenige weiß auch nicht, dass wir es wissen. Das machen wir uns zu Nutze." 

Nina war das ganze nicht wirklich geheuer. Doch sie vertraute Luan und seiner Einschätzung. 

Sie liefen noch eine Weile, bis Luan anhielt. Es war inzwischen spät in der Nacht. "Wandle dich. Grab ein Loch und bleib dort." Befahl er ihr. Und das tat sie auch. 

Luan spürte, dass der Verfolger näher gekommen war. Er spürte, wie sie beobachtet wurden. Und doch zeigte sich niemand. Es versuchte auch niemand sie anzugreifen. 

Bis jetzt.

Luan brüllte einmal zur Warnung. Wer auch immer dort lauerte, sollte wissen, dass Luan ihn entdeckt hatte. Er müsste sich in einen Menschen wandeln, um denjenigen anzusprechen. Doch dann war er verletzlich und würde Nina nicht beschützen können. 

Er brüllte noch einmal. Dieses Mal lauter. Er strengte seine Nasen und Ohren an. Versuchte herauszufinden, wo genau sich ihr Verfolger aufhielt. Doch wer auch immer hinter ihnen her war, er war geschickt. 

Luan blieb weiter in Löwengestalt. 

Er rechnete schon damit, dass sich ihr Verfolger nie zeigen würde. Doch dann bemerkte er ein starkes rascheln. Sein Kopf schnellte nach links, in die Richtung aus der er die Geräusche vernahm. Dann bewegten sich die Büsche und heraus trat eine Löwin. 

Luan schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Er kniff seine Augen zusammen und öffnete sie wieder. Doch dort stand immer noch die Löwin. 

"Wer bist du?" Fragte er mit zittriger Stimme. 

"Wer bist du?" Hörte er eine weibliche Stimme neugierig zurück fragen. 

"Luan." Murmelte er fassungslos. Also hatte er sich die Augen am gestrigen Abend doch nicht eingebildet.

Die Löwin legte den Kopf schräg und sah in nachdenklich an. 

"Luana." 

In dem Moment, als er ihren Namen hörte, sackten seine Beine zusammen. Seine Ohren wurden taub, seine Sicht verschwamm. 

Nein.

Nein.

Das ging nicht. Sein Herz zersprang. Das war nicht möglich. Er dachte Luana wäre tot. Andrerseits dachte er auch, er wäre der letzte Löwe. Und doch stand diese Löwin vor ihm. Behauptete sie wäre Luana. 

Er atmete tief ein. Versuchte ihren Duft zu erkennen. Doch es half nichts. Das letzte mal roch sie noch nach Löwenjunges. Kein Wunder. Es waren mehr als 5 Jahre vergangen. Seine Schwester dürfte inzwischen kein Junges mehr sein. 

Er atmete aus. Vor ihm stand eine prächtige junge Löwin. Sie war noch nicht ganz ausgewachsen. Vom alter dürfte es also passen. 

Erneut atmete er tief ein. Und dann spürte er es. Es musste seine Schwester sein. Er hatte ihren Leichnam nie gesehen. Außerdem spürte er sie. Er fühlte es tief in ihm drin. 

Sie war es. Es war seine Luana. Seine kleine Schwester. Er riss die Augen auf und sprang auf sie zu. 

Doch sie schien seine Begeisterung nicht zu teilen. Sie wich zurück und fing an zu fauchen. 

"Ich bin es! Luan!" Erneut wollte er auf sie zu. Erneut begann sie zu fauchen. 

"Ich habe keine Ahnung wer du bist!"

Abrupt blieb er stehen. "Ich bin dein Bruder! Erinnerst du dich nicht?"

Luana schüttelte den Kopf. "Ich erinnere mich... an gar nichts... . Ich war Zuhause. Bei Ben. Dann habe ich etwas seltsames gespürt. Als würde mich etwas magisch zu diesem Wald ziehen. Ich sah dich. Sah du bist wie ich. Ich kenne niemanden der so ist wie ich. Die anderen Löwen sind nicht wie ich. Du schon."

"Ben ? Was meinst du mit anderen Löwen ? Und was meinst du damit sie sind nicht wie du ? Meinst du, sie sind keine Wandler?" 

"Ben ist mein Zuhause. Die Löwen können nicht so denken. Sie sind Instinktgesteuert. Sie können auch nicht so kommunizieren. Was meinst du mit Wandler?" 

Luans Gesicht zeigte Verwirrung. "Wo bist du die ganze Zeit gewesen? Wieso erinnerst du dich an nichts und wo bist du auf Nicht-Wandler-Löwen gestoßen? In diesem Wald gibt es keine."

"Ich war Zuhause." 

Luan schüttelte langsam den Kopf. "Nein. Warst du nicht. Aber jetzt bist du wieder Zuhause. Und ich habe eine Idee wen wir um Hilfe bitten Können. Aber zuerst muss ich dir jemand wichtigen Vorstellen. Nina komm raus."

Der letzte Löwe - Luan und NinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt