~Das Leben geht weiter~

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Luan streifte ohne festes Ziel durch die Savanne. Nachdem letztendlich auch sein Großvater letztes Jahr gestorben war, war er nun alleine. Mal wieder spielte er mit dem Gedanken, sich die nächste Klippe runter zu werfen. Doch das hätten seine Eltern ihm niemals verziehen. Sie hätten gewollt, dass er seine Gefährtin fand und versuchte seinen Clan wieder aufzubauen. Nun jährte sich allmählich der schrecklichste Tag seines Lebens. Es war nun schon knapp 5 Jahre her und trozdem, konnte er seine Familie noch nicht rächen. Er hatte es versucht. Mehrmals. Doch die Hyänen Taten ihm nicht einmal den Gefallen und töteten ihn. Nein, ihr Anführer hatte bestimmt, dass sie den letzten Löwen nicht töten durften. Sie sollten ihn verspotten, ihn immer daran erinnern, dass er alleine war und es vermutlich auch immer sein würde.

Luan kehrte in sein Lager zurück. In ein paar Tagen musste er sich auf den Weg zum Tempel der Maralou machen. Eine Tradition, die bei den Löwen seit Generationen fortgeführt wird. In dem Tempel wurden Rituale durchgeführt und Opfer gebracht. Alles zu Ehren der Götter, die die Wandler einst beschenkten. Jedes Jahr machten sich ausgewählte Löwen auf den Weg, um dem Löwengott Mahes Opfer darzubringen und um Fruchtbarkeit für den Clan zu bitten. Auf das sie ihre Gefährten finden und Nachwuchs bekommen würden. Luan hatte noch nie wirklich an diesen Schwachsinn geglaubt. Doch seine Eltern und sein Großvater waren sehr streng und verehrten ihren Gott. Doch Luan hatte nur Abscheu für Mahes übrig. Der Löwenclan hatte seither alles versucht, um in der Gunst ihres Gottes zu stehen. Dieser hatte sie jedoch nicht erhört. Schlimmer, er hatte zu gelassen, dass sein gesamter Clan von den Hyänen ausgelöscht wurde.

Trozdem hatte Luan sich seit dem Tag vor 5 Jahren, jedes Jahr auf den Weg gemacht. Er betete weiterhin dafür, seine Gefährtin zu finden. Er tat dies nicht für sich selbst und auch nicht für diesen Gott. Nein. Er tat es, weil seine Familie, sein Clan, es so gewollt hätten.

Nun hatte er also fast alles zusammen, was er für seine Opfergabe brauchte. Fehlte nur noch die Punktrose und das Wolkengewächs. Und natürlich ein weißes Wildschwein. Aber das würde er in der Nähe des Tempels jagen. Erstes würde er ganz in der Nähe an einem Höhlenteich finden. Das Wolkengewächs hingegen machte seinem Namen alle Ehre. Es befand sich auf einer Bergspitze, die so hoch oben in den Wolken lag, dass nur die Adler dort hin gelangten. Jedes Jahr, verlangten die Adler im Gegenzug etwas von ihm. Bisher was es machbar gewesen. Es waren kleine Gefallen, die er problemlos erfüllen konnte. Doch wie würde es dieses Jahr aussehen? Er hoffte einfach, dass der Gefallen auch dieses Jahr nicht zu ausgefallen sein würde.

Luan erreichte den Höhleneingang, der eher ein Loch im Boden war. Er führte steil nach unten. Doch dank Luans agilem Löwenkörper, fiel es ihm nicht allzu schwer den Weg problemlos zu bewältigen. Irgendwann wurde der weg wieder grade und führte in einen unterirdischen Teich über. An dessen Ufer erspähte er direkt die schwarz, weiß gepunktete Rose. Er wandelte sich, damit er die Rose pflücken konnte und verstaute diese in der Rückenhalterung die auch in Löwenform auf seinem Rücken hielt.

Nun wandelte er sich wieder. Seien Erscheinungsbild hatte sich seit dem Tag vor 5 Jahre verändert. Seine Mähne umrahmte nun in voller Pracht sein Gesicht. Er war zu seiner vollständigen Körpergröße herangewachsen.
Und auch wenn er die Hyänen von der Größe her weitaus überragte, war ihre Anzahl immer noch ihr Trumpf.

Er machte sich wieder auf dem Weg zum Höhlenausgang.

Doch er hielt inne, als er das Gelächter der Hyänen hörte. Waren sie nun endlich hier um es zu beenden? Oder wollten sie ihn einfach verspotten?

Als er aus der Höhle heraus trat sah er direkt die Hyänen. Sie standen im Kreis und schienen ein kleineres Tier hin und her zu schubsen. 4 Hyänen schnappten nacheinander nach einem kleinen weißen Hasen und lachten dabei gehässig. Zuerst wollte Luan einfach weiter gehen. Doch ein näherer Blick auf das Kaninchen und es durchfuhr ihn wie ein Schlag. Was war das? Er hatte das dringende Bedürfnis dieses kleine Kaninchen zu schützen.

Er brüllte ein mal laut auf. Die Hyänen blickten sich erschrocken um. Er knurrte und lief bedrohlich auf sie zu. Sie wichen langsam zurück. Ein weiteres brüllen seinerseits und die Hyänen ergriffen die Flucht. Er ging auf das kleine Hässchen zu. Musste sich vergewissern, dass es ihr gut ging.

Er roch kein Blut. Gutes Zeichen. Der Hase wandelte sich zum Menschen. Zu einer Süßen, zierlich Jungen Frau mit weißblonden Haaren. Sie sah mit großen Augen zu ihm auf.

"Wer bist du?" Fragte er. Wissend, dass sie ihn nicht hören konnte.

Erschrocken sah sie ihn an.
"Nina..."

Der letzte Löwe - Luan und NinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt