~Prolog~

1K 79 5
                                    

Er legte sich auf die Lauer. Wartete, bis sein Opfer unaufmerksam wurde. Das kleine Ding vor ihm hob seinen Kopf an und fing an zu schnüffeln. Doch es würde ihn nicht riechen können. Der Wind kam aus der entgegen gesetzten Richtung. Es entspannte sich wieder, nicht ahnend, dass er gleich über es herfallen würde.

Er vergrub seine Krallen in der Erde. Bereit zum Sprung. Und drei... zwei... eins! Er stieß sich vom Boden ab und schnappte nach dem kleinen Fellknäuel. Er packte es am Nacken und drückte es zu Boden.

Das kleine Ding winselte.
"Man Luan! Nicht schon wieder!"

Luan ließ von dem Löwenjungen ab und setzte sich hin.
"Ich habe dir schon tausend mal gesagt-"

"Jaja ich soll stets aufmerksam sein, wegen den Hyänen und ich bin ein wertvolles Mitglied unseres aussterbenden Clans bla bla bla. Ich weiss doch, dass du auf mich aufpasst."

Luan erhob sich. "Ich werde jedoch nicht immer da sein um dich zu beschützen! Und jetzt komm, Mama und Papa werden schon auf uns warten!" Er lief voraus und seine kleine Schwester folgte ihm. Er war noch sehr jung, seine Mähne fing erst an zu wachsen, doch auf die einzelnen Fusseln, die einmal prächtig seinen Kopf umrahmen würden, war er jetzt schon mächtig stolz. Seine Schwester Luana hingegen war grade einmal halb so groß wie er. So musste er auch  seinen Gang verlangsamen, damit sie Schritt halten konnte.

"Luan nicht so schnell!" Quengelte Luana und obwohl er nun langsamer ging, musste sie rennen um neben ihm laufen zu können.

Luan seufzte. "Ey Fellknäul, spring auf." Er machte sich klein, damit sie an ihm hochklettern konnte.  
So kamen die Beiden Viel schneller voran und nach kurzer Zeit erreichten sie ihr Lager.

Doch irgendwas stimmte nicht, es war zu leise. Normalerweise war es bei ihnen Zuhause immer laut. Es gab immer irgendwen, der auf die Trommeln haute. Jemand der im feierlichen Gesang um das Lagerfeuer tanzte. Es war immer laut.

Er ließ sie runter. Sie wollte zum sprechen ansetzten, doch er unterbrach sie.
"Versteck dich! Und komm erst raus, wenn ich dich hole! Verstanden?!"

Luana nickte, bevor sie sich in die Büsche zurück zog. 

Luan drehte sich um und betrat mit klopfendem Herzen das Lager. Alles war verwüstet. Sein Herz zerbrach, als er die erste Leiche fand.
Es war Mirko, sein bester Freund. Doch warum hatte er sich nicht gewandelt? Warum hatte er nicht gekämpft? Er lief weiter und fand weitere Leichen. Kein einziger hatte sich zu einem Löwen gewandelt. Ihm stellten sich die Nackenhaare auf, als er die Höhle erreichte. Die Höhle, in der er mit seinen Eltern, seinem Großvater und seiner kleinen Schwester schlief. Er horchte, ob er irgendwas hörte. Doch da war nichts. Nur wieder diese unerträgliche Stille. Er betrat die Höhle und fand als erstes seinen Vater. Den stärksten Löwen, den es jemals gegeben hat. Doch nun lag er da. Hatte sich nicht einmal gewandelt, um seinen Clan zu schützen. Luan konnte sich nur mit Mühen ein schluchzen unterdrücken. Er durfte jetzt nicht weinen. Er musste stark sein, gucken ob noch irgendwer überlebt hat. Er musste sich beeilen und dann zu Luana zurückkehren. Vorher durfte er sich keine Schwäche erlauben. Doch als er seine Mutter fand, war es um ihn geschehen. Er rannte auf sie zu und leckte mit seiner Zunge über ihre kalte, schlaffe Hand. Er wandelte sich zurück in einen Menschen. Nahm ihre Hand und presste sie an seine Brust. "Warum... Warum war ich nicht hier? Warum konnte ich es nicht verhindern?!" Er brüllte auf. Wollte seinem ganzen Schmerz rausschreien. Doch er hielt inne, als er eine leise Stimme vernahm.

"Luan..."  Er erkannte sofort die Stimme seines Großvaters. Er rannte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Da lag er. Sein Großvater atmete noch. Wenn auch sehr schwach. Doch Luan ließ sich schnell neben ihm auf die Knie fallen.

"Sag mir mein Junge, wo ist Luana? Wo ist deine Schwester?" Die Panik und die Trauer standen dem alten Mann ins Gesicht geschrieben.

"Keine Sorge Großvater, sie ist draussen, sie lebt und versteckt sich. Aber sag mir, was ist passiert? Wer hat unserer Familie das angetan?!"

Erleichterung machte sich auf dem Gesicht der alten Mannes breit, als er hörte, dass es seiner Enkeltochter gut ging.
"Die Hyänen..."

Luan knurrte. Sie hatten öfter kleinere Außeinandersetzungen, Streitigkeiten um Gebiete, doch dass sie deinen ganzen Clan brutal abschlachten würden, hätte er nicht gedacht. Luans Großvater schien nicht weiter verletzt zu sein. Zu Beginn des Kampfes wurde er wohl schwer am Hinterkopf getroffen und sei infolge dessen wohl ohnmächtig geworden. Sie hatten ihn anscheinend für Tod gehalten.
Als er aufgewacht war, waren alle Tod gewesen. Inklusive seiner Tochter und ihr Mann.

"Komm Großvater, wir müssen hier raus." Er half seinem Großvater auf und sie gingen Richtung Höhlenausgang. Auf ihrem Weg zu Luana, fanden sie bedauerlicher Weise niemanden, der ebenfalls durch ein Wunder überlebt hatte.

"Luana? Du kannst jetzt raus kommen."

Doch sie kam nicht.

"Luana?" Rief Luan nun panisch.

Doch sie kam nicht. "Luana!" Er ließ seinen Großvater los und rannte in die Büsche. Doch keine Spur von seiner Schwester. Das einzige, was er vorfand, waren die Fußspuren von Hyänen. Sein Herz brach in Zwei. Er wusste nun waren nur noch er und sein Großvater übrig.

--------------------------------------
So ihr Lieben, dass ist der Prolog zu "Der letzte Löwe - Luan und Nina"  ab sofort kommt jeden Montag ein Kapitel.

Wie findet ihr Luan bis jetzt?

Eure Ginni

Der letzte Löwe - Luan und NinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt