Der letzte Löwe - Luan und Nina

~Das Weiße Wildschwein~

Als Nina erwachte war es bereits hell. Kein Wunder dass sie so lange geschlafen hatte. Gestern war ziemlich anstrengend gewesen. Sie setzte sich verschlafen auf und dass Luan bereits da saß und sie beobachtete.

"Weißt du, das kann ziemlich gruselig sein wenn du mich immer so anstarrst wenn ich schlafe."

Er grinste. "Ich pass nur auf dich auf."

Sie streckte sich und gähnte. "Seit wann bist du denn schon wach?"

"Ach... seit ein paar Stunden..." Sie brauchte ja nicht zu wissen, dass er gar nicht geschlafen hatte. Und theoretisch waren es ja ein paar Stunden...

"Ich sollte mich gleich auf den Weg machen das weiße Wildschwein zu jagen. Ich will dass du dich irgendwo versteckst. Ich komme so schnell wie es geht wieder. Bis dahin bewegst du dich nicht vom Fleck, verstanden?"

Nina verdrehte die Augen. "Luan du musst nicht so übertreiben."

"Bitte tu mir einfach den Gefallen." Bat er sie.

"Natürlich." Murmelte sie bevor sie sich wandelte und begann unter einem Busch ein Loch zu graben. 

Faziniert sah Luan dabei zu, wie ein kleines, kaum zu sehenes Versteck entstand. "Ich beeile mich." War das letzte was er sagte,  bevor er tiefer in den Dschungel rannte.

Es vergingen nur einige Minuten bis er die typischen Suchspuren der Wildschweine in der Erde fand. Er inhallierte den Geruch und nahm eine Fährte auf. Er hoffte inständig dass es sich hierbei um ein weißes Wildschwein handelte. Das würde seine Suche enorm verkürzen und er würde schnellstmöglich wieder zu Nina kommen.

Er folgte dem Geruch einige Minuten, bis sich auch der Geruch von Blut dazu mischte. Mist. Er rannte schneller und hoffte nur ein verletztes und kein totes Tier vorzufinden. Doch sein Hoffen war vergebens. Das Wildschwein war weiß. Doch es war ebenfalls tot. Jedoch konnte es nicht lange tot sein. Sein Gott könnte es als Beleidigung auffassen, wenn er das Wildschwein nicht selbst gerissen hätte. Daher konnte er den Kadaver nicht einfach mitnehmen. Er schaute sich um. Der andere Jäger schien nicht mehr in der Nähe zu sein. Trotzdem sollte Luan sich beeilen. Nina war zwar gut versteckt, trotzdem wäre er lieber bei ihr, um sie zu beschützen.

Er entfernte sich also von dem toten Tier und hoffte schnellstmöglich eine neue Spur zu finden.

Da war es. Ein Geruch. Unverwechselbar. Ein Wildschwein. Er folgte dem Geruch und schlich sich langsam an eine Gruppe Wildschweine. Fünf Braune und zu seinem Glück waren auch zwei Weiße dabei. Er legte sich auf die Lauer. Zu seinem Glück waren keine Jungen dabei. Mit Nachwuchs tendierten die ausgewachsenen Tiere eher dazu sich zu verteidigen. 

Er beruhigte seine Atmung und fokussierte sich nur noch auf sein Ziel.

Luan sprang aus seinem Versteck und stürzte auf das weiße Wildschwein, bevor auch nur eins der Tiere reagieren konnte. Von hinten stürzte der das Weiße zu Boden und biss in seinen Nacken. Er musste sehr vorsichtig sein. Die Weißen hatten wesentlich größere Hauer als die normal gefärbten. Er verstärkte seinen Biss, bis es aufhörte sich zu bewegen. Die anderen Wildschweine waren längst fort gerannt. Wahrscheinlich glücklich, dass sie es heute nicht sie erwischt hatte.

Als er sicher war, dass das Wildschwein tot war, ließ Luan es los. Er wandelte sich. In Menschengestalt war es wesentlich einfacher das tote Tier zu transportieren.

Es dauerte nicht lange bis er die Stelle erreichte, an der sie genächtigt hatten. Er legte das Wildschwein zu Boden und rief nach Nina.

"Nina?"

Als sie nicht aus ihrem Versteck kam, wurde er nervös. Er rannte auf ihr versteck zu und guckte hinein. Es war leer.

"Nina??" Panik.

"Nina?!" Nicht schon wieder.

"Nina?!" Er fühlte sich wie bei Luana damals.

"Nina?!" Wie konnte er sie nur alleine lassen?

"Nina?!" Wie konnte er das zu lassen?

"Nina?!" Er drehte sich panisch im Kreis.

"Nina?!" Sein Gesicht war von Tränen überlaufen.

"Nina?!" Sein Blick verschwommen.

"Nina?!" Auf dem Boden endeckte er Fußspuren.

"Nina?!" Beinah so groß wie die seinen, aber genau die gleiche Form.

"Nina..." Bekam er nur noch flüsternd und schluchzend heraus.