~Wünsche~

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Lesewochenende Teil 2

Luan hing weiterhin seinen Gedanken hinter her. Äußerlich wirkte er vielleicht ruhig, aber innerlich kochte er. Er war wütend. Sehr wütend. Doch warum? Warum ging Ihm das Schicksal dieses Kaninchens so Nahe? Er spürte Ihre Mitte durch sein Fell auf seinem Rücken.
Es erregte ihn zu wissen, dass dort eine nackte Frau auf seinem Rücken saß. Er war auch nur ein Mann. Ein Mann, der seit fünf Jahren keinen Sex hatte. Seit fünf Jahren nichtmal eine nackte Frau gesehen hat. Nun saß eine ziemlich attraktive Frau nackt auf ihm.
Zwar nicht so wie er es gerne hätte, dennoch ließ es ihn nicht kalt.

Auch wenn sie als Kaninchen ein wenig groß geraten war, so war sie im Gegensatz zu ihm ein Winzling.

Dass Kaninchen nicht die Hellsten waren war ja allseits bekannt, aber dass sie ein Kind für den Tod einer Frau bei der Geburt verantwortlich machten, war für ihn unbegreifbar. Er würde alles dafür tun wenn auch nur ein Mitglied seiner Familie noch leben würde. Und dieser Kaninchenclan jagdte einen der Ihren hinfort. Ohne triftigen Grund. Es machte Ihn sauer. Trotzdem konnte er nicht anders als auch ein wenig erfreut darüber zu sein. Er erfreute sich nicht an Ihrem Kummer. Nein. Doch wenn sie Ihre Familie nicht verlassen hätte, hätte Luan sie wahrscheinlich niemals kennengelernt. Und obwohl er nicht wusste warum und auch nicht vorhatte diesen Gefühlen weiter nachzugehen, war es unbestreitbar, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gab.

Seine Konzentration schwand immer weiter. Mit jedem Schlucken seitens Nina, jedem Schweißtropfen der Ihren Körper entlang, hinunter zu seinem Fell floss und jedem Anspannen ihrer Oberschenkel verflüchtigte sich seine Beherrschung und seine Konzentration.

So sehr, dass er etwas tat, was er seit Jahren nicht mehr getan hatte. Er sendete ein ernstgemeintes Gebet an Mahes. Er bat um Stärke. Um die Kraft, diese Reise durchzustehen, ohne dem Kaninchen zu verfallen. Und noch während er an diesen Wunsch dachte, befürchtete er, dass es dafür schon zu spät sein könnte.

Auch Nina hing ihren Gedanken nach. Wie kam sie dazu, diesem völlig Fremden Ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Als wäre das schon nicht genug, war es nicht nur ein Fremder, sondern ein Fremder Löwe. Die erste Lektion, die einem Kaninchen erteilt wird, ist vertraue niemals einem Jäger! Sie sind heimtückisch. Wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen, werden sie dich fressen! Vorher spielen sie mit dir, denn es liegt in ihrer Natur. Jäger sind Feinde. Fleischfresser sind Feinde. Und doch hatte sie das Gefühl, sich vor diesem Löwen vollständig entblößen zu können. Nicht nur körperlich. Das war bei Gestaltwandlern keine große Sache. Sie hatte den Eindruck sich geistig vollständig entblößen zu können. Ihre Mauern fallen zu lassen und Ihm vollständigen Zugang zu Ihrer Seele zu geben. Das war verrückt. Noch nie wollte sie dies bei einem anderen Lebewesen. Sie hatte früh gelernt Mauern zu bauen. Mauern um Ihr Herz. Mauern um Ihre Seele. Jahrelang hatte dies niemand ändern können. Auch wenn sie es versucht hatten. Gewaltsam. Mit Schmerzen und Schikanen. Niemandem war es gelungen Ihre Mauern zu überwinden. Und dann kam dieser Löwe. Sprang über die Mauer, als wäre sie nicht größer als ein Gartenzaun. Genau das machte Ihr Angst. Doch es machte sie auch neugierig. Könnte dieser Löwe, könnte Luan, das sein, wonach sie sich sehnte seit sie eigenständig denken konnte? Sie hoffte es. Hoffnung war gefährlich und dennoch wollte sie dieses Gefühl zulassen, wollte Ihre große Liebe finden. Ihren Seelenverwandten, Ihren Gefährten.

Nina war nicht dumm. Sie wusste, dass es keine Partnerschaft zwischen verschiedenen Gestaltwandlerarten geben konnte. Doch was ist, wenn es so war? Wenn sie die Ausnahme bildeten? Sie musste um jeden Preis bei Luan bleiben. Musste es herrausfinden. Und wenn er sie letztendlich doch Verriet. Sie in den Abgrund zog, dann war es so. Dann hatte sie vorher wenigstens alles versucht, um letztendlich doch noch Ihr Glück zu finden. Ihr Leben hätte vor 18 Jahren bereits enden sollen. Bevor es überhaup angefangen hatte. Alle was danach gekommen war, war eine Verlängerung, die sie nicht verdient hatte. Wenn es so also Enden würde, wenn Ihr Herz brach, hatte sie vorher hoffentlich ein bisschen von dem bekommen, was sie sich so sehr herbeisehnte.

Es fiel Nina immer schwerer sich auf Ihre Gedanken zu konzentrieren. Mit jedem Schritt den Luan tat, rieb es angenehm zwischen ihren Schenkeln. Seine Haare kitzelten angenehm. Sie wurde rot. Nicht Ihrer Nacktheit wegen. Das war unter Gestaltwandlern nichts ungewöhnliches. Doch der Gedanke von Luan angesehen und angefasst zu werden, ließ sie Feucht werden. Sie wusste Luan würde es riechen und auf seinem Fell spüren können. Dennoch konnte sie Ihre Gedanken nicht in eine andere Richtung lenken. Um so dankbarer war sie, als Luan ihr verkündete, sie würden hier nächtigen. 

Der letzte Löwe - Luan und NinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt