~Mörderin~

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Lesewochenende Teil 1

Nina hoppelte neben Luan her.

"Was macht eigentlich ein kleines Kaninchen wie du bei uns in der Gegend? Soweit ich weiss, liegt der nächste Kaninchenclan ziemlich weit weg. Irgendwo im Nordosten unseres Landes?"
Eigentlich hatte Luan beschlossen seine unerwünschte Begleiterin zu ignorieren, doch irgendwas in ihm brannte darauf, mehr über sie zu erfahren. Woher sie kam, warum sie fortging und ausgerechnet hier her kam.

Nina erstaunte die Frage des Löwen. Andererseits freute sie sich auch unglaublich über sein Intresse.

Doch als sie zurück an die letzten Tage dachte, verzog sie das Gesicht. Um sein Intresse nicht sofort wieder zu verlieren begann sie jedoch zu erzählen.
"Ich wurde in den Hasenclan, an der Nord-östlichen Grenze dieses Landes geboren. Ich wuchs mit 7 älteren Brüdern und 5 älteren Schwestern auf. Sie alle hassten mich. Ich bin für ein Kaninchen außergewöhnlich groß. So groß, dass ich bei meiner Geburt meine Mutter ermordete. Alle freuten sich auf das neue Familienmitglied, doch dann bekamen sie mich. Eine Mörderin, noch bevor ich das erste Mal die Augen aufschlug. Noch schlimmer als der Hass und die Tyrannei meiner Geschwister, waren die Blicke meines Vaters. Er hätte es niemals zugegeben, doch er hasste mich. Er versuchte es nicht so zu zeigen, doch ich spürte es. Er behandelte mich anders als meine Geschwister. Er spielte nie mit mir. Er küsste mich nie. Er redete nur das nötigste mit mir und mied es mich anzusehen. So verhielt es sich mit unserem gesamten Clan. Meine Mutter war sehr beliebt. Für viele war es schlimm mich aufwachsen und leben zu sehen, während sie tot war. Ich wusste sie wollten mich loswerden, verstoßen. Der einzige Grund der sie davon abhielt, war ein Versprechen, dass meine Mutter meinem Vater vor meiner Geburt abgenommen hatte. Vor kurzem bin ich 18 geworden. Mein ältester Bruder Milo kam zu mir. Er sagte mir nun, da ich ja 18 sei, könnte ich unseren Clan verlassen. Er sagte ich solle verschwinden und nie wieder zurück kommen. Und das tat ich. Ich ließ alles zurück und rannte los. Mein 18. Geburtstag liegt nun einige Tage zurück, seitdem bin ich einfach nur gerannt und letztendlich hier in der Savanne gelandet. Pech wie ich hatte bin ich dierekt in eine kleine Gruppe Hyänen geraten. Ich dachte das wars nun und hatte eigentlich mit meinem Leben abgeschlossen. Es hätte schon vor 18 Jahren enden sollen. Dann kamst du. Hast mich gerettet und ich kann fühlen, dass da irgendwas zwischen uns ist. Etwas starkes, etwas, was mich mit neuem Mut erfüllt hat. Als hätte ich vorher geschlafen und du hättest mich aufgeweckt."

Sie endete mit ihrer Rede und er war erstaunlich still. Luan konnte es kaum fassen. Ein so kleines, unschuldiges Wesen, soll schon so viel Leid erfahren haben?
Wie grausam diese Welt doch war. Er blieb stehen und legte sich kurz flach auf den Boden.

"Spring auf."

Mehr sagte er nicht dazu und sie war dankbar. Sie wollte nicht weiter darüber reden, doch es tat ihr gut, dass ihr mal jemand zu gehört hatte. So wandelte sie sich wieder zu einem Menschen und kletterte auf seinen Rücken.

Und so setzten sie ihren Weg fort.

Der letzte Löwe - Luan und NinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt