~Erstes Mal~

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Lesewochenende Teil 5

Nina wunderte sich. Wo wollte er nun plötzlich mit ihr hin? Warum wollte er es ihr nicht sagen? Doch auch wenn ihr diese Fragen im Kopf rum schwirrten, stellte sie sie nicht. Er hatte ihr deutlich gemacht, dass er ihr nicht mehr sagen würde. Da sie sowieso nichts besseres zu tun hatte, war es egal wohin der Löwe sie brachte. Sie würde ihm folgen.

Luan konnte an nichts anderes denken, als an das, was auf ihn zukommen würde. Sie waren auf dem Weg zu den Hyänen. Wie viele würden es sein? Mit Sicherheit zu viele um sie alle töten zu können. Sie dürfen ihn nicht töten. Das sagte zumindest diese dreckige Hyäne. Doch er konnte es nicht riskieren Nina in Gefahr zu bringen. Die Sicherheit dieses Kaninchens lag ihm am Herzen. Warum auch immer. Er würde also mit den Hyänen reden. Er musste es wissen. Warum durften sie ihn nicht töten? Oder war das alles nur ein perverses Spiel?

Seine Gedanken schweiften wieder ab. Er konnte sich den Kopf nicht weiter darüber zerbrechen, denn er wurde wieder durch Ninas warmen Körper auf seinem Rücken abgelenkt. Wenn er daran dachte, dass sie die gesamte Reise auf diese Weise beschreiten würden, kamen ihm weitere, anzügliche Gedanken. Diese kleine Frau, wie sie unter ihm liegt. Sich stöhnend windet. Ihm über den Rücken kratzt, weil sie nach halt sucht. Sein Name. Luan. Stöhnend aus Ninas Mund. Er alleine in Ihren Gedanken.

Er schüttelte den Kopf. An sowas durfte er jetzt nicht denken. Außerdem würden dies für immer einfach nur Gedanken bleiben. Sie war ein Kaninchen, er ein Löwe. Er konnte sie aussversehen töten. Außerdem würde sie niemals auch nur einen Gedanken dieser Richtung an den großen, bösen Löwen verschwenden. Da war er sich sicher. Wäre es nur nicht so lange her gewesen, seit er das letzte mal bei einer Frau gelegen hatte.

Luan erinnerte sich zurück an sein erstes Mal. Eine Löwin namens Kendra. Er war 15 gewesen, sie zwei Jahre älter. Sie hatte wilde, blonde Locken und dunkelbraune, fast schwarze Augen. Es gab ein riesiges Dorffest zu ehren von Luans Großvater, der seinen 72. Geburtstag an diesem Tag zählte. Luan und Kendra kannten sich schon lange. Sie nahmen sich heimlich ein paar Krüge Valm und verzogen sich dann in die Höhle, in der Luan mit seiner Familie lebte. Er war aufgeregt, wusste nicht genau was er tun sollte. Kendra hingegen wusste es genau. Sie war älter und zu Luans Glück auch erfahrener. Letztendlich verlief es nicht ganz so wie Luan es sich zuvor vorgestellt hatte. Dennoch war es nicht das letzte Mal, dass Luan und Kendra die Nacht zusammen verbrachten. Es gab Momente in denen sich Luan wünschte, sie wäre seine Gefährtin. Er hätte nicht dagegen gehabt, sein restliches Leben mit Kendra zu verbringen. Mit ihr sogar Kinder zu bekommen. Doch das Schicksal meinte es anders. Letztendlich konnte Luan sich glücklich schätzen. Kendra starb mit seinem restlichen Clan bei dem Angriff vor 5 Jahren. Wäre sie seine Gefährtin gewesen, wäre er nicht mehr lebensfähig gewesen. Mit einem Schlag seinen gesamten Clan zu verlieren war grauenhaft. Die Schuldgefühle und der Herzschmerz kaum auszuhalten. Doch zusätzlich zu diesem Schmerz noch seine Gefährtin zu verlieren. Das könnte niemand überleben, da war Luan sich sicher.

Jetzt lebte er immer noch mit der kleinen Hoffnung seine Gefährtin irgendwann zu finden. Auch wenn er diese Hoffnung nicht haben wollte. Denn Hoffnung barg die Gefahr zu Enttäuschung zu werden. Also redete er sich ein, seine Gefährtin niemals treffen zu würden. Warum kam ihm bei diesem Gedanke ausgerechnet das weiße Kaninchen in den Sinn? Vielleicht weil er sich wünschte, sie könnte seine Gefährtin sein? Er spürte eine gewisse Verbindung. Es fühlte sich genauso an wie das, was die Erwachsenen aus seinem Clan immer beschrieben hatten, wenn sie von Ihren Gefährten sprachen. Leider wusste Luan nur zu gut, dass dies unmöglich war.

Der letzte Löwe - Luan und NinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt