~Keine Angst~

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Die Meisten hätten einem so großen, böse dreinblickenden Löwen wahrscheinlich niemals so weiche Lippen und einen so sanften Kuss zugetraut. Ganz so, als hätte er Angst sie würde zerbrechen, wenn er zu Wild wurde. Sie wusste es besser. Dieser Mann. Dieser Löwe, er war sanftmütig in seinem Inneren. Das Leben hat versucht Ihn zu zerstören. Mehr als einmal. Doch sie sah es. Sah, dass er liebevoll, sanft und gut war. Egal was sich die Götter dabei gedacht hatten, als sie Luans und Ninas Schicksal verknüpften, sie war Ihnen zutiefst dankbar. Dieser Kuss ließ sie sie so viel auf einmal fühlen. Verbundenheit- das Band, welches sie mit Luan verband, vertiefte sich immer weiter. Freude- auf die Zukunft die sie mit Luan haben würde. Sie war sich nicht sicher wie diese aussehen würde. Würden Luan und Nina offiziell den Gefährtenbund eingehen können? Jede Art, jeder Glauben hatte unterschiedliche Zeremonien. Würde sie mit Luan Kinder haben können? Sie hatte nie Kinder gewollt, doch mit Luan könnte sie sich dies vorstellen. Doch würde das überhaupt möglich sein? Egal wie ihre Zukunft aussah, sie sah ihr freudig entgegen, solange Luan nur ein Teil davon war. Vergebung- für ihre Geschwister, ihre Eltern, ihrem Stamm und selbst für die Hyänen. Denn so schwer sie es ihr auch gemacht hatten, all dies musste passieren damit sie Luan traf. Ihren Partner, Ihren Gefährten.

Dieser Moment fühlte sich an wie eine Ewigkeit und doch irgendwie viel zu Kurz. Denn noch bevor Luan von ihr abließ, bewegte sich plötzlich die Erde. Was zur Hölle war das?! Luan unterbrach den Kuss und zog Nina eng an seine Brust. Er würde sie ab sofort beschützen. Egal was das war, er würde nicht zulassen, dass Nina verletzt wurde. Niemals.

"Luan... Was ist das?" Ihre Stimme zitterte beinahe so sehr wie der Boden unter Ihnen.

"Ich weiss nicht..."

Ein lautes Knacken ertönte. Es war grauenhaft. In Ninas Heimatwald gab es einen See, der jeden Winter zu frier. In einem besonders warmen Winter überschätzten einige Hasen die Stabilität und Tiefe des Eises. Es machte das gleiche Geräusch wie, was auch immer das jetzt verursachte, als es einbrach.

Die Beiden sahen gen Himmel, denn von dort schien dieses Krachen aufeinmal zu kommen. Der Himmel verfärbte sich und der Wall brach.

"Bei Mahes... was passiert hier?"

"Der Wall..." Flüsterte Nina fassungslos. Luan spürte Ninas Angst. Sie jagdte durch seine Haut, seine Knochen, seine Venen als wäre es seine eigene.

"Ich bin hier. Ich beschütze dich. Hab keine Angst."

Und es waren diese einfachen Worte die Nina beruhigten. Er wusste nicht, was auf sie zu kommen würde. Das wusste keiner der Beiden. Der Wall war zerstört. Es war nichts mehr übrig von dem, was sie von der Welt der Unbeschenkten nun noch trennte. Sie sollte Angst haben. Doch Luan war da, um sie ihr zu nehmen.



Der letzte Löwe - Luan und NinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt