Der letzte Löwe - Luan und Nina

~Neugier~

Luan traute seinen Ohren kaum. Hatte diese Frau grade seine Frage gehört? Das konnte nicht sein! Sowas sollte über die eigene Art hinaus nicht möglich sein!

"Verstehst du mich?" Versuchte er es Vorsichtig.

Sie nickte. "Wie heisst du?" Fragte Nina.

"Luan." Er konnte es immer noch nicht fassen.

"Danke." Hauchte Nina.

Doch Luan kehrte ihr einfach den Rücken und ging. Er konnte, nein er durfte keine Zeit hier verschwenden. Er würde zurück in sein Lager gehen und sich schlafen legen. Morgen würde er sich auf den Weg machen, das Wolkengewächs sammeln.

Nina war vollkommen perplex, als sich der Löwe plötzlich umdrehte und ging. Das sollte doch wohl ein Scherz sein!

Sie erhob sich zitternd. Ihr saß immer noch der Schreck in den Knochen. Doch das war nun wichtiger. Sie spürte diese Verbundenheit so deutlich. Er musste es auch spüren.
Also versuchte sie mit ihm Schritt zu halten, was bei seinem schnellen Tempo ziemlich schwer war.

"Warte doch mal." Er ignorierte sie.

"Luan, jetzt warte doch mal!"

Mit einem mal drehte er sich zähnefletschend um.

"Was?! Kleines Kaninchen? Warum läufst du mir hinterher? Du solltest vor mir weg rennen! Soweit wie du nur kannst. So schnell wie du nur kannst! Ich bin ein Jäger. Du, bist die Beute. Das Opfer. Der einzige Grund,  mich zu nerven wäre, dass du  mutig, oder sehr sehr dumm bist. Ich tippe auf letzteres. Und jetzt verzieh dich, bevor ich noch Hunger bekomme." Natürlich dachte er nicht, sie sei dumm. Doch das behielt er für sich.

"Warum hast du mich dann vor den Hyänen gerettet?" Sie stemmte ihre Arme in ihre Hüfte. Musste aber weiter laufen um Schritt halten zu können. Warum lief dieser verflixte Löwe auch so schnell?!

"Hatte nichts mit dir zu tun. Ich wollte  nur diesen ekelhaften Hyänen ihren Spaß verderben. Du hattest nur Glück, das ich sie hasse und zufällig grade keinen Hunger habe."
Natürlich hätte er auch so nicht zu gelassen, dass die Hyänen sie verletzten.

Nina musste beinahe schon joggen, um neben Luan laufen zu können. "Du darfst mich nicht töten. Es verstößt gegen das Abkommen!"

Luan brüllte vor Lachen auf. "Abkommen? In welcher Welt lebst du denn, wenn du denkst, irgendwer würde sich noch an dieses Abkommen halten. Wenn ich dich hier und jetzt fressen würde, würde es niemanden interessieren und niemand würde mich dafür bestrafen. So läuft es nunmal in dieser Welt. Die Schwachen sterben und die Starken kommen mit allem durch. Einfach weil sie stark sind."

Nun war das Kaninchen ganz ruhig geworden. Unbewusst war Luan langsamer geworden, damit sie nicht die ganze Zeit so rennen musste.

"Du hast recht." Murmelte sie. "Es würde tatsächlich niemanden interessieren, wenn man mich fressen würde."

Einen kurzen Augenblick lang herrschte stille. Nina schüttelte kurz den Kopf, bevor sie wieder ein breites Grinsen aufsetzte.

"Also Luan, wohin gehen wir?" Er seufzte. Er hatte nicht vor sie mit zu nehmen. Doch wie wurde er sie los? Drohungen schienen nicht zu klappen.

"ICH gehe jetzt zu den Adler."

"Warum?" Fragte Nina neugierig, warum ein Löwe zu den Adler ging.

"Ich muss etwas besorgen." Brummte er.

"Und was?"

"Geht dich nichts an."

"Na gut. Dann werde ich einfach neben dir herlaufen. Schweigend. Ohne dich weiter zu nerven. Wobei mein Schweigen natürlich noch schweigender wäre, wenn-"

"Halt den Rand!"

"Okay... Okay, tut mir ja leid."

Luan brummte nur. Konnte jedoch kaum fassen, dass sie nun wirklich schwieg. Ganze 5 Minuten hielt sie es aus, bevor ein neuer Redeschwall sie zu überrollen schien.

"Also, es ist sehr schön hier, so viel... Dreck und tote Pflanzen... kaum Tiere... wenig Wasser... aber ansonsten echt schön... Warum sind hier eigentlich so wenig Tiere? Abgesehen von den Hyänen und dich habe ich kaum welche gesehen. Wo sind die anderen Löwen, ich weiss es gibt nicht mehr so viele aber-"

"Ich bin der Letzte. Es gibt keine Tiere mehr in diesem Teil der Savanne, weil Alle in den letzten Jahren geflüchtet sind, oder getötet wurden. Von den Hyänen."

"Was ist mit dir, warum lebst du dann noch hier?"

"Gute Frage..."

Sie spürte, dass er nicht bereit war darüber zu reden. Also schwieg sie. Lief einfach neben ihm her. Wandelte sich in einen Hasen zurück, da sie so mehr Ausdauer besaß. So liefen sie eine ganze Weile. Der Löwe und der Hase.