IV

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Nach der turbulenten Reise im Zug, dem Anstrengenden Marsch nach Hogwarts, für welchen die Erstklässler von allen anderen Stufen getrennt wurden, weshalb Callisto und Percy alleine blieben, und einander nicht von der Seite wichen, kamen sie endlich in der großen Halle von Hogwarts an.
Callisto hatte kaum fertig gestaunt - die Erinnerung daran, dass ihre ganze Familie einst in genau der gleichen Halle gesessen hatte, genauso aufgeregt und staunend wie sie jetzt, machte sie sowohl traurig als auch glücklich -, da begann auch schon die Tradition mit dem sprechenden Hut. Sie hatte nicht das Gefühl, dass die Namen in irgendeiner Reihenfolge aufgerufen wurden, denn auf einmal rief Professor McGonagall Percy auf, welcher bis gerade noch die ganze Zeit neben Callisto gestanden hatte.
Der Hut saß kaum auf seinen roten Haaren, da verkündete er auch schon völlig überzeugt: "Gryffindor!"
Der Gryffindor-Tisch begann zu jubeln und die Weasley-Brüder sprangen auf, um ihrem jüngeren Bruder zu gratulieren. Danach folgten noch ein paar andere, bis Clay Raywood aufgerufen wurde. Der Hut brauchte auch bei ihm nicht lange, um zu verkünden: "Hufflepuff!", worauf hin es so aussah, als ob der Junge gleich in Tränen ausbrechen würde. Auch sein älterer Bruder, am Slytherin-Tisch, begann schon Betrug zu brüllen, da revidierte der Hut seine Entscheidung:
"Nein, nein. Halt. Das hier ist ein Slytherin. Vergebt meine Tollpatschigkeit."
Nun waren wieder alle glücklich, keine Träne wurde vergossen und auch, wenn die Lehrer am Lehrertisch den Hut ein wenig kritisch beäugten, wurde das Prozedere nicht unterbrochen.
Schließlich waren alle Kinder in ihre Häuser eingeteilt. Alle, bis auf Callisto. Die stand noch immer unbeholfen im Gang und sah erwartungsvoll nach oben, wo gerade Professor Dumbledore an sein Pult trat, um mit seiner Rede zu beginnen. Da fiel sein Blick auf Callisto.
"Na nu.", sagte er. "Minerva, mir scheint, unsere Liste ist lückenhaft."
Die Hauslehrerin von Gryffindor kam wieder nach vorne und sah verwundert zwischen Mädchen, ihrer Liste und dem Schulleiter hin und her.
"Nun, das ist mir ein Rätsel.", sagte sie kopfschüttelnd. "Wie dem auch sei. Dann haben wir wohl noch eine Schülerin. Callisto Black!"
Mit so viel Selbstbewusstsein, wie sie aufbringen konnte, kam Callisto auf ihre Lehrerin zu und setzte sich auf den Stuhl. Sie spürte, wie der Hut auf ihren Kopf gesenkt wurde. Das ließ ihr die Möglichkeit in der großen Halle umherzuschauen. Überall hatten die Schüler zu tuscheln begonnen und Callisto wusste genau, worum es sich in ihren Gesprächen drehte. Um sie. Um sie und ihren Bruder.
"Mein Kind... du bist eine Black?", fragte der Hut plötzlich.
"Jawohl, Sir.", sagte sie, obwohl sie sich nicht ganz sicher war, ob "Sir", die richtige Anrede für einen Hut war.
Er kicherte. "Sir... Nun, die meisten deiner Familienmitglieder waren in Slytherin, richtig? Wünschst du, ihnen nachzueifern?"
"Nein, Sir. Wenn Sie mich fragen, und das haben Sie ja gerade getan, dann würde ich lieber tun, was mein einziger Bruder, der nicht Slytherin war, getan hat. Und lieber würde ich nach Gryffindor gehen.", erklärte sie ruhig, aber bestimmt.
"Hm...", machte der Hut. "Doch, ich denke, dem ist nichts entgegenzusetzen. Gryffindor!"
Etwas zaghaft applaudierten die Schüler am Gryffindor-Tisch, bis die Weasley Brüder lautstark zu jubeln begannen, und nach und nach auch die anderen sich ihrer Lautstärke anpassten.
Callisto hatte gesehen, wie an den Tischen immer Platz für die Erstklässler gemacht worden war, nachdem sie in ihr Haus eingeteilt worden waren. Doch als sie auf den Gryffindor-Tisch zuging, machte niemand für sie Platz, damit sie sich irgendwo hinsetzen konnte.
"Komm zu uns!", rief Charlie plötzlich und erleichtert steuerte Callisto auf die Weasleys zu. Welche sie sofort beglückwünschten, als sie bei ihnen ankam. Bill umarmte sie sogar leicht, aber nur, damit er ihr zuflüstern konnte:
"Mach dir nichts daraus. Entweder, sie werden noch anfangen, dich zu mögen, oder sie werden anfangen, dich zu tolerieren. Aber bei uns bist du bestimmt immer willkommen. Du gehörst schließlich quasi zur Familie."
Dankbar blinzelte sie ihn an. Dann setzte sie sich neben ihn auf die Bank, und lauschte gespannt Professor Dumbledores Rede.
"Nun, da alle in ihre Häuser eingeteilt wurden, wünsche ich euch ein wunderbares Schuljahr. Die Regeln sollten klar sein, nur werde ich sie für die Erstklässler noch einmal wiederholen:"
Er erzählte vom Haus- und vom Quidditch-Pokal, davon, dass es den Schülern nicht gestattet war, allein in den verbotenen Wald zu gehen, und davon, dass er erwartete, dass alle Schüler respektvoll miteinander umgehen würden.
"Nun gut, dann würde ich sagen, guten Hunger!", er klatschte in die Hände und vor ihnen erschien ein wahres Festmahl an Essen. Es war so viel, dass Callisto nicht wusste, wo sie anfangen sollte.

Nach dem Essen wurden sie von ihren Hauslehrern und Vertrauensschülern in ihre jeweiligen Gemeinschaftsräume gebracht. Bei dieser Gelegenheit fand Callisto heraus, dass Bill sowohl Vertrauensschüler des Hauses Gryffindor, als auch Schülersprecher war und empfand gleich noch ein  bisschen mehr Respekt für ihn.
Sie erreichten ihren Gemeinschaftsraum und betraten diesen, doch bevor Callisto ebenfalls hinter durch den Durchgang hinter dem Bild mit der fetten Dame treten konnte, wurde sie von Professor McGonagall zurückgehalten.
"Ich weiß nicht, weshalb sie vorhin nicht auf der Liste standen, Miss Black, verzeihen Sie.", sagte sie mit gedämpfter Stimme.
"Aber natürlich, Professor. Das kann jedem mal passieren.", sagte Callisto und lächelte höflich. "Ich bin einfach nur erleichtert, dass ich jetzt ein Haus habe."
Professor McGonagall nickte. "Ja, nun...", sie räusperte sich. "Ich möchte Ihnen nichts unterstellen. Keiner möchte das. Aber Sie sollten sich bewusst sein, Ihr Bruder war auch ein Gryffindor und einige Leute sorgen sich, dass Sie seinem Beispiel nacheifern."
"Was die Leute ihm unterstellen", sagte sie so diplomatisch, wie es ihr möglich war, "geschah erst nach seiner Schulzeit. Und während er hier in Hogwarts war, hat er sich doch nicht mehr oder weniger zu Schulden kommen lassen, als andere Schüler. Oder liege ich da falsch?"
"Nein, natürlich nicht."
"Aber ich danke Ihnen trotzdem, für die Warnung, Professor.", beeilte sie sich zu sagen. Sie wollte unter keinen Umständen, dass ihre Hauslehrerin sie für frech hielt. "Ich werde mein bestmögliches tun, um eine gute Schülerin und eine Hilfe für Gryffindor zu sein."

Painful Truth // Remus Lupin FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt