XXXVIII

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"Hey, Callisto?"
Sie saß im Hogwartsexpress auf dem Weg nach London. Bis gerade war sie ganz allein in einem Abteil gewesen, weil die Beamten nicht gewollt hatten, dass Remus bei ihr blieb.
Doch nun war er hier, bei ihr und sie waren zu zweit allein.
"Mach dir keinen Kopf, Darling.", sagte er und umarmte sie. "Was auch immer sie dir genau vorwerfen, du kannst alles leugnen, und dir passiert nichts."
Sie sah ihn mit tränengefüllten Augen an. "Was mit mir passiert ist mir doch egal.", sagte sie leise. "Aber sie dürfen Tatze nicht wieder in die Finger bekommen."
Remus sah sie ernsthaft an. "Da hast du natürlich recht... und du kannst es noch so sehr leugnen, wenn die mit Veritaserum ankommen, dann haben wir verloren. Das dürfen sie zwar eigentlich nicht, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht."
Er holte aus seiner Tasche Pergament, Feder und Tinte und reichte es ihr.
"Hier, schreib ihm alles. Ich organisiere eine Eule und du sagst ihm, dass er gehen muss. Egal wohin, aber wir beide dürfen nicht wissen, wo er hingeht. Dann können wir ihn auch nicht versehentlich verraten und er ist so gut wie sicher. Nenn ihn Sirius, nicht mit Spitznamen, dann besteht die Hoffnung, dass der Name unbekannt bleibt und wir ihn weiterhin nutzen können."
Sie nickte stumm, nahm die Sachen an sich und überlegte schon an Formulierungen, als Remus sie noch einmal zu sich zog und ihr einen Kuss auf den Kopf gab.
"Ich passe auf dich auf, Darling."
"Ich weiß. Danke, Moony.", flüsterte sie und umarmte ihn ebenfalls. So verweilten sie einen Moment, bis Remus sie wieder losließ und den Abteil verließ.
Kaum, dass er weg war, begann Callisto zu schreiben.

***

Lieber Sirius,
Wenn dieser Brief dich erreicht, sind Remus und ich schon in London und ich vor Gericht.
Heute Abend, als ich in Hagrids Hütte war, kamen zwei Männer des Ministeriums und wollten mich mitnehmen. Ich bin wohl angeklagt des Verrats, oder sowas. Das ist aber auch gerade nicht so wichtig, da kümmern Remus und ich uns schon drum (Dumbledore konnte erwirken, dass er mich nach London begleiten kann).
Aber was wichtig ist, dass du fliehst. Irgendwo hin, wo wir nicht wissen. Remus sagt zwar, dass sie kein Veritaserum an mir verwenden dürfen, aber es ist zu befürchten, dass sie es doch tun. Und wenn sie es tun, dann darf ich ihnen nicht sagen, wo du bist.
Bitte, Sirius, ich flehe dich an. Mach dich sofort auf den Weg, verschwinde irgendwohin und bring dich in Sicherheit. Ich werde mit allem fertig, aber nicht damit, wenn sie dich mir nochmal wegnehmen.
Wir werden uns wiedersehen, das weiß ich. Aber für den Moment musst du nochmal völlig abtauchen.
Bis die Situation sich entschärft hat, und wir uns wiedersehen,
In Liebe,
Deine Schwester, Callisto.

***

Der Brief war ziemlich kurz, doch hoffte sie, dass es ausreichen würde, um ihrem Bruder die Dringlichkeit der Situation zu vermitteln.
"Fertig?", fragte plötzlich Remus, der mit einer Eule auf dem Arm in den Abteil kam. "Der Lockführer schuldet mir schon seit unzähligen Jahren etwas.", grinste er leicht, als er ihren Verwunderten Blick sah.
Sie nickte nur und nahm ihm die Eule ab. Sie befestigte den Brief an der Klaue des Tiers und ließ sie dann aus dem Fenster des Abteils fliegen.
"Jetzt heißt es warten.", murmelte sie aus dem Fenster starrend und spürte auf einmal, wie er sie von hinten umarmte. Sie schmiegte sich an ihn und noch während sie einander Trost spendeten kam Callisto der Gedanke, dass die Beamten jederzeit hereinkommen konnten.
"Mach dir keinen Kopf.", sagte Remus leise, als hätte er ihre Gedanken gelesen. "Ich passe auf, wann ich mir was genau erlauben kann. Und gerade sitzen die beiden im ersten Abteil und reden bei einem Kognak darüber, wie ungefährlich du ihnen vorgekommen bist."
Bei diesen Worten schaffte Callisto es nicht mehr, ihre Tränen zurückzuhalten. Seit die Beamten aufgetaucht waren hatte sie noch nicht ein Mal geweint. Doch nun, in den Armen des Mannes, den sie ihren Seelenverwandten nannte konnte sie es nicht mehr zurückhalten.
"Ich bin ja auch nicht gefährlich.", flüsterte sie mit brüchiger Stimme.
"Ich weiß, Darling.", flüsterte er zurück und hielt sie noch etwas fester. "Ich weiß und ich werde alles in meiner Macht stehende dafür tun, dass sie das auch verstehen."
Sie drehte sich in seinen Armen und klammerte sich verzweifelt an ihn, während sie stumm zu weinen begann und ihre Tränen seinen Mantel nass machten.
Und er hielt sie einfach nur fest, strich ihr beruhigend über die Haare und sandte ein Stoßgebet an welche höhere Macht auch immer auf dieses Universum aufpasste. Aber was auch immer geschah:
Callisto durfte nichts passieren.

Painful Truth // Remus Lupin FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt