VII

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09.02.1988
"Na sieh mal einer an.", grölte Evert.
Percy und Callisto saßen im Innenhof und lernten. Eigentlich hätten sie lieber drinnen in der Bibliothek gelernt, allerdings konnten sie sich da nicht unterhalten, und da Percy sich bereiterklärt hatte, ihr Nachhilfe in Zaubertränke zu geben, mussten sie miteinander reden.
Allerdings hatte dieser Platz den Nachteil, dass Evert und seine Clique sie natürlich jederzeit finden konnten. So wie es jetzt auch geschehen war.
"Was kommt dabei raus, wenn man eine Black und einen Weasley kreuzt?", lachte er.
"Keine Ahnung?", sagte Clay und sah seinen großen Bruder an.
Callisto verdrehte genervt die Augen. Die Witze wurden von Mal zu Mal schlechter.
"Ich weiß es auch nicht, aber es ist mit Sicherheit erbärmlich, hässlich und gemeingefährlich!"
Wie dressierte Affen begannen die Slytherin Jungs und Mädchen über Everts Aussage zu lachen. Dass es nicht einmal witzig gewesen war, schienen sie alle dabei geflissentlich zu ignorieren.
"Ey, Raywood!", rief sie. "So oft, wie du betonst, ich wäre gemeingefährlich, könnte man ja fast meinen, du hättest Angst vor mir."
"Pah, ich und Angst vor dir.", er lachte auf. "In deinen Träumen."
"Ne, in meinen Träumen sind wesentlich schönere Dinge, als du."
Er sah sie vernichtend an, doch sie hielt seinem Blick stand, ohne darunter zu erzittern, wie viele andere seiner Opfer es taten.
"Pass auf, was du sagst, Black. Es wäre doch zu schade, wenn die Schulleitung erführe, dass du Kindern etwas angetan hast. Wie dein Opfer-Bruder, Sirius."
Wutentbrannt sprang sie auf. "Wage es nicht, seinen Namen in den Mund zu nehmen.", fauchte sie und richtete ihren Zauberstab auf den älteren Schüler.
Dieser lachte. "Oh, da bekomme ich aber Angst. Eine Erstklässlerin bedroht mich mit ihrem Zauberstab. Glaubst du, wenn du versuchst, mir etwas anzutun, würde es funktionieren? Kleine Warnung: Dein Opfer-Bruder kann nicht kommen, um dich zu retten."
Einen Moment erwog Callisto, diesem Arsch wirklich zu zeigen, was es hieß, wenn er einen Black beleidigte. Doch dann rief sie sich zur Vernunft, und anstelle eines wahrhaftig gefährlichen Zaubers, schleuderte sie ihm etwas weniger schlimmes entgegen.
"Rictusempra!"
Der nahezu perfekt ausgeführte Kitzelzauber traf den Jungen unerwartet und er ging lachend zu Boden.
"Wage es nicht, meinen Bruder auch nur ein einziges Mal noch zu beleidigen. Sprich nie wieder seinen Namen aus, oder ich schwöre dir, das nächste Mal wirst du anderes tun, als dich lachend am Boden zu winden, wie ein Wurm.", sagte sie bedrohlich, bevor sie den Zauber wieder beendete. "Finite Incantatem."
Evert hörte auf zu lachen, und sah sie schockiert an.
"D-das darf man nicht.", keuchte er.
"So?", Callisto zog eine Augenbraue hoch. "Und wer will mich daran hindern?"
In diesem Moment kam Bill aus dem Schulgebäude, sah die Szene und lief sofort auf sie zu.
"Callisto, was tust du?!", rief er.
"Nichts. Raywood und ich hatten eine kleine Auseinandersetzung darüber, ob er wirklich die Familie Black beleidigen sollte. Aber er hat jetzt verstanden, dass es dumm ist, das zu tun.", sie fixierte ihn mit ihren Blicken. "Und jetzt verschwinde, bevor ich deinem kleinen Bruder an den Kragen gehe."
Das ließ Evert sich nicht zweimal sagen, und die Gruppe der Schaulustigen löste sich auf. Nur Percy, Bill und Callisto blieben übrig.
"Das kannst du nicht machen.", tadelte Bill sie, als alle anderen Weg waren. "Wenn ein Lehrer das gesehen hätte, dann wärst du schneller von der Schule geflogen, als du "Mein Bruder ist unschuldig" sagen könntest."
Callisto sah schuldbewusst zu Boden. "Ich weiß, aber... es kann nicht sein, dass er uns hänseln kann, wie er lustig ist, und sich niemand daran stört. Und wenn es um Sirius geht, dann bin ich nun mal etwas empfindlich."
Bill seufzte und legte einen Arm um sie. "Das merken wir alle. Aber versuch dich zusammenzureißen. Ich fänd es wirklich doof, wenn du von der Schule fliegst, nur weil Evert nicht weiß, wie man sich benimmt."

10.02.1988
Am nächsten Tag hatte Callisto erst einmal Verteidigung gegen die dunklen Künste. Und auch wenn sie mit Professor Jackalope keine wirkliche Bindung hatte, war es ihr Lieblingsfach.
"Also gut, Kinder.", rief er und sofort erstarben die Gespräche im Raum. "Eigentlich hätten wir uns ja heute mit Billywigs beschäftigt, allerdings hatte ich gestern eine bessere Idee."
Percy neben ihr atmete schwer ein. Er hatte natürlich in sämtlichen Büchern bereits alles über Billywigs gelesen, als der Professor in der letzten Stunde angekündigt hatte, dass es bald um diese Wesen gehen würde.
"Stattdessen befassen wir uns heute mit ein bisschen Duell und Schutz.", er blickte zu Callisto und diese hatte auf einmal das ungute Gefühl, dass der Professor sie gestern gesehen hatte. "Miss Black, wollen Sie vielleicht einmal vorkommen und und demonstrieren, was sie den Fünftklässlern gestern gezeigt haben?"
Sie drückte die Kiefer aufeinander, nickte und stand mit gesenktem Kopf auf. Sie ging nach vorne und stellte sich dem Professor gegenüber hin. 
"Mr Weasley. Kommen Sie auch nach vorne, schließlich braucht Miss Black ein Ziel. Sie dürfen sich nicht verteidigen, verstanden?"
Geschockt sah Callisto den Professor an, doch der schien es voll und ganz ernst gemeint zu haben. Nun war sie noch glücklicher darüber, dass sie gestern keinen schmerzhaften Zauber angewandt hatte.
"Tut mir leid, Percy.", sagte sie leise.
"Mach einfach."
"Rictusempra!"
Wie auch gestern funktionierte der Zauber einwandfrei und im nächsten Herzschlag lag Percy lachend auf dem Boden.
"Finite Incantatem!", rief sie schnell, damit ihr Freund nicht zu lange leiden musste.
"Bei Mr Raywood haben Sie den Zauber länger gelassen.", bemerkte Professor Jackalope. 
"Entschuldigung, Professor.", sagte Callisto mit hängenden Schultern. Da sie wusste, dass es den Professor ohnehin nicht interessierte, warum sie es getan hatte, sparte sie sich eine Erklärung direkt von Anfang an. 
"Beim nächsten Mal überlegen Sie vorher, klar, Miss Black?"
"Jawohl, Professor."
"Sehr gut. Und nun erklären Sie den anderen doch bitte, wie man sich gegen Rictusempra verteidigt."
"Mit Protego, Sir."
"Sehr gut. Alle gehen mit einem Partner zusammen und üben Protego anhand von Rictusempra!", rief er und sofort sprangen die Schüler auf, um mit einem Partner zusammenzukommen. Callisto wollte natürlich sofort zu Percy gehen, doch hielt der Professor sie zurück. "Nicht Sie, Black. Sie bleiben bei mir."
Verwundert blieb sie stehen und blickte ihren Lehrer an. Doch sie wusste, Professor Jackalope machte keine Witze, also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ihm gegenüber hinzustellen und auf seinen Angriff zu warten.
"Rictusempra!", schleuderte er ihr entgegen.
"Protego!", wehrte sie ab, und ging gleich zum Gegenangriff über.
Er tat es ihr gleich, doch anstatt eines weiteren Kitzelzaubers rief er: "Petrificus Totalus!"
Callisto blieb kaum Zeit zum nachdenken. Doch sie wusste, dass der einfache Protego-Zauber nicht stark genug war, um einen solchen Angriff abzuwehren. Glücklicherweise hatte sie von einem stärkeren Zauber bereits gelesen, wenn sie auch nie gezwungen gewesen war, ihn zu verwenden.
"Protego horribilis!"
Das Schutzzelt, welches sich über sie legte, ließ den Zauber ihres Professors abprallen und flog quer durch den Raum, ehe es einen Hufflepuff traf, welcher noch Probleme mit Protego hatte. Aufruhr ging durch die Schüler, doch ohne den Hufflepuff anzusehen, beendete Professor Jackalope den Zauber.
"Miss Black, Sie werden nach der Stunde bei mir bleiben. Wir müssen dringend etwas besprechen."

Painful Truth // Remus Lupin FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt