Callisto konnte es nicht begreifen.
Sie lag in Remus' Armen und weinte in seinen alten Umhang, während er sie fest an sich gedrückt hielt, als wolle er sie nie wieder loslassen.
Seit die Dementoren angegriffen hatten waren erst ein paar Minuten vergangen, doch hatte in dem Abteil noch keiner ein einziges Wort gesprochen.
"Warum hast du dich denn nicht gemeldet?", fragte Callisto plötzlich, und ihre Stimme in der Stille wirkte fehl am Platz.
"Ich... ich habe mich doch gemeldet. Du hast auf einmal nicht mehr geantwortet.", erwiderte er und seine Stimme war so fremd und vertraut zugleich, dass es ihr fast weh tat.
"Du hast nicht mehr geantwortet, seit meinem Brief, wo ich darüber geschrieben habe, wie Sirius ausgebrochen ist."
"Doch, auf den Brief habe ich noch geantwortet, aber von dir kam dann nichts mehr."
Sie löste sich aus seinen Armen, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass ihr nun etwas esentielles fehlte, um komplett zu sein, und sah ihn an. Sie wanderte mit dem Blick die Narben in seinem Gesicht ab, und verglich sie mit dem Bild, welches sie von ihm durch Bilder in Erinnerungen hatte. Es waren mehr.
"Mir scheint, als hätte jemand unseren Briefkontakt von außen unterbrochen. Denn eigentlich ist Popeye sehr verlässlich. Und Jaro auch."
Plötzlich räusperte einer der Zwillinge sich, und auf einmal erinnerte Callisto sich daran, dass sie ja auf dem Weg zur Schule war.
"Ach so! Natürlich. Remus, das sind Fred und George Weasly. Fred, George, das ist Remus Lupin. Er-", sie unterbrach sich. "Ich weiß gar nicht, warum du hier bist."
"Nein, natürlich weißt du es nicht. Du hast meinen Brief ja nicht bekommen... Dumbledore hat mich als euren neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste engagiert.", er lächelte ein wenig, als wüsste er nicht ganz genau, mit welcher Reaktion er rechnen sollte.
"Er hat- bitte was?!", rief sie überrascht aus. "Neuer Lehrer- du?"
"Ist das so abwegig?", fragte er und grinste leicht.
"Nein! Ich meine, ja. Aber nicht wegen dir. Also, schon. Aber halt, für mich bist du Remus. Und jetzt soll ich dich in Zukunft mit Professor Lupin ansprechen?"
In diesem Moment realisierte Callisto, dass sie sehr nah an ihm dran war, und wich automatisch ein Stück zurück.
Remus verstand es natürlich. "Nun, noch wissen die Schüler nichts davon, dass ich ein Professor bin...", er drehte den Kopf zu den Zwillingen, die noch immer etwas dümmlich aus der Wäsche guckten. "Und ihr zwei schweigt bestimmt auch."
"Ja, Professor.", sagten sie wie aus einem Mund, und so wandte er sich zurück zu der jungen Frau vor sich.
"Ich bin unglaublich froh, dich wiederzusehen, Callisto.", sagte er mit gedämpfter Stimme. "Die Situation in der Schule könnte... komisch werden, um es vorsichtig auszudrücken. Aber noch sind wir nicht in Hogwarts und noch wissen die wenigsten überhaupt, dass ich hier bin."
Sie spähte einmal vorsichtshalber nach draußen, doch auf dem Gang war niemand. Also ließ sie sich wieder nach vorne fallen, und er fing sie noch ein weiteres Mal auf.
Sie atmete seinen herben Geruch ein und auf einmal hatte sie das Gefühl, wieder einen Schritt näher an Zuhause zu sein."Hast du Harry schon gesehen?", fragte Callisto, als der Zug sein Ziel erreicht hatte, und sie am Bahnsteig standen.
"Ja, ich saß den ersten Teil der Fahrt bei ihm im Abteil."
"Und?", fragte sie ein wenig nervös.
"Was, und?"
"Ja, weiß er, wer du bist?"
"Nein.", er hielt inne. "Weiß er von Sirius?"
Callisto wandte den Blick ab. "So halb... er weiß, dass Sirius sein Patenonkel ist. Aber er weiß nicht, wer Sirius ist, oder warum er ihn nicht aufnehmen konnte, oder was über ihn gesagt wird...", gestand sie. "Ich habe es nicht übers Herz gebracht, es ihm zu sagen."
"Das solltest du aber bald... du wirst es nicht ewig vor ihm verheimlichen können, und weil Sirius ja auf so ziemlich jeder Titelseite ist, wird er es früher oder später ohnehin erfahren."
"Ich weiß ja...", sagte sie und blickte zu ihm. Er war gut anderthalb Köpfe größer als sie, weshalb sie den Kopf etwas in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen blicken zu können.
"Ich würde dir ja anbieten, dass du mit mir in der Kutsche zum Schloss fahren kannst...", sagte er dann. "Aber ich fürchte, dass würde die Gerüchteküche nur befeuern, und das brauchst du in deinem letzten Jahr ja auch nicht unbedingt."
Sie schüttelte den Kopf. "Nein, brauche ich nicht."
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, und beide wussten, dass diese Geste stellvertretend für eine Umarmung war.
"Pass auf dich auf, Callisto.", sagte er und wie er ihren Namen aussprach, jagte es ihr jedes Mal einen Schauer den Rücken hinab.
"Es ist doch nur einmal der Weg bis zum Schloss, da sehen wir uns ja schon wieder.", sagte sie, um alles ein wenig zu relativieren.
"Natürlich.", sagte er. "Aber die Gefahr lauert hinter jeder Ecke. Und jetzt, wo ich dich gefunden habe, bin ich durchaus nicht gewillt, dabei zuzuehen, wie du mir wieder entgleitest, weil ich nicht aufgepasst habe."
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Painful Truth // Remus Lupin FF
Fiksi PenggemarDie Schwester von Sirius Black ist neben dem berühmten Harry Potter die einzige, die den Angriff von Ihr-Wisst-Schon-Wem überlebt hat. Sie ist die einzige, die nicht daran glaubt, dass ihr Bruder jemanden ermordet hat, und nach Azkaban gehört. Außer...