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"Das gibt zehn Punkte Abzug für Gryffindor!", knurrte Snape Percy an.
Es war ihr erster Schultag in Hogwarts und gleich in der ersten Stunde hatten sie Zaubertränke bei Professor Snape. Einem unfassbar unfreundlichen Mann, der, das fiel Callisto ziemlich schnell auf, nicht viel für Gryffindor übrig hatte. Und scheinbar auch nicht für die Weasleys, denn er machte Percy gerade völlig ungerechtfertigt zur Schnecke.
"Sir, woher sollte Percy denn wissen, was passiert, wenn man diese Zutaten alle zusammenmixt?", fragte sie und richtete sich etwas auf. Nicht nur, dass Percy hier völlig zu unrecht angemeckert wurde, noch dazu war er sowas wie ein Freund, und Callisto wusste, dass Freundschaften heilig waren.
"Miss Black, wollen Sie etwa meinen Unterricht kritisieren?"
"Nein, Sir. Ich möchte Sie bitten, Percy die Punkte nicht abzuziehen, weil wir doch nicht hier sitzen würden, wenn wir die Antwort auf Ihre Frage schon kennen würden."
Snape kniff die Augen zusammen. "Wenn Sie mir beantworten können, was man erhält, wenn man 500ml klares Gebirgswasser, 4 frisch geerntete Pfefferminzzweige, 100g Einhornhaar, 2 Schrumpelfeigen und 3 Stachelschweinpastillen zu einem Trank verarbeiten, dann sollen Ihnen fünfzehn Punkte gehören."
Callisto kramte in ihrem Gedächtnis. Sie kannte genau zwei Tränke beim Namen. Sie erinnerte sich daran, dass ihre Mutter darüber gesprochen  hatte, als sie noch gelebt hatte. Einer der Tränke war der Trank der lebenden Toten und der andere war Felix Felicis. Doch da sie wusste, dass man für den Trank der lebenden Toten, neben anderen Zutaten, Wermutaufguss brauchte, blieb ihr nichts anderes übrig, als auf das andere zu setzen.
"Felix Felicis?", antwortete sie unsicher.
Snape kniff die Augen noch einmal zusammen, und Callisto war sich sicher, dass er sie jeden Moment mit seinem Blick umbringen würde. Doch fiel sie nicht tot um, sondern erlebte mit, wie Snape sich mit wehendem Mantel umdrehte und knurrte:
"Fünfzehn Punkte für Gryffindor."
Danach ging der Unterricht weiter, als wäre nie etwas gewesen.

Nach dem Unterricht verließen Percy und Callisto den Raum gemeinsam.
"Danke, für gerade.", sagte Percy dann ein wenig kleinlaut. "Ich meine, das hättest du nicht machen müssen, aber... es war nett."
Sie grinste. "Naja, er war ja wohl alles andere als fair. Und wir haben jetzt fünf Hauspunkte mehr, als heute Morgen."
"Woher wusstest du, dass es Felix Felicis ist?"
"Ich wusste es nicht. Aber ich kenne nur zwei Tränke und weil ich die Zutaten vom anderen nicht gehört habe, habe ich einfach so geraten."
Er nickte anerkennend. "Hey, möchtest du gleich mit uns essen?"
"Das wäre schön.", sagte sie lächelnd, und so kam es, dass die beiden gemeinsam in Richtung der großen Halle gingen, wo es essen gab. Doch bevor sie dort ankamen, wurde Callisto auf einmal von jemandem angerempelt, verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Boden.
"Hey, pass doch auf!", rief sie, und erkannte Evert Raywood, der lachend davonlief. Percy hielt ihr eine Hand hin und half ihr beim Aufstehen.
"Oh man, der mag dich wirklich nicht.", bemerkte er.
"Naja, von euch scheint er auch kein wirklicher Fan zu sein.", erwiderte sie. Die beiden sahen sich an, und begannen zu grinsen. "Naja, die Frage ist auch, ob wir von ihm gemocht werden wollen würden... ich glaube, ich kann da auch gut drauf verzichten."
Zustimmend nickte Percy. "Da hast du allerdings auch wieder recht..."
Dann setzten sie ihren Weg zum Mittagessen fort und erzählten den anderen Weasleys erst einmal von den Ereignissen, ihres ersten Schultags.
"Du hast Snape widersprochen und lebst noch?", fragte Charlie und sah sie anerkennend an. "Sowas passiert auch nicht alle Tage."
Sie grinste. "Naja, mögen tut er mich jetzt auf jeden Fall nicht besonders."
"Mach dir nichts daraus.", sagte Bill. "Der Mann mag niemanden. Wenn er dich nicht regelmäßig mit seinen Blicken ermordet, dann ist das schon sehr viel Wert."
"Wir haben gleich das erste Mal Zauberkunst... habt ihr noch irgendwelche Tipps?", fragte Percy dann auf einmal. 
"Achtet auf die Betonung.", sagte Bill. "Man glaubt es kaum, aber es ist unheimlich wichtig, wie man die Zaubersprüche betont."
"Das hat Sirius mir damals auch gesagt...", murmelte Callisto. 
"Bitte?", fragte Charlie verwundert.
"Oh, ähm...", stammelte sie. "Früher, als ich noch klein war, hat Sirius mich ab und zu mitgenommen und mir ein paar Zaubersprüche beigebracht. Einfache Sachen. Lumos, Wingardium Leviosa, Flipendo, Finite Incantatem - einfache Zauber eben."
"Also im Prinzip verfügst du schon über den ganzen Inhalt des ersten Jahres in Zauberkunst...", bemerkte Charlie. 
Bill nickte langsam. "Ich glaube, ich komme gleich einmal mit zu Professor Flitwick, und dann sehen wir, ob du vielleicht in den Unterricht in der zweiten Klasse gehen kannst. Denn was bringt es dir, die Zauber zu lernen, die du ohnehin schon kannst? Kannst du noch andere Zauber?"
"Protego kann ich auch noch. Aber ich war vier und fünf als Sirius angefangen hat... ich weiß nicht, ob die Zauber gut genug sind, damit ich ein ganzes Unterrichtsjahr überspringe."
"Das kann der Professor entscheiden.", sagte Bill.
Tatsächlich ging er nach dem Essen gemeinsam mit seinem Bruder und Callisto zum Zauberkunst Unterricht und bevor der Professor seinen Unterricht begann, erklärte der Vertrauensschüler ihm, was Sache war. Der kleine Mann betrachtete Callisto einen Moment lang, dann nickte er entschlossen.
"Miss Black, nach der Stunde bleiben Sie bitte einmal hier, und demonstrieren mir Ihr Können. Danach können wir entscheiden, ob Sie ein Jahr überspringen sollten. Und Mr Weasley, Sie bringen einen Brief zu Professor Dumbledore, der zumindest darüber informiert werden sollte, dass die Möglichkeit besteht."

Nach der Stunde war es soweit.
In der Stunde selber war der Zauber "Wingardium Leviosa" behandelt worden - ein Spruch, welchen Callisto beherrschte hatte, bevor sie fünf Jahre alt gewesen war. Auf keinen Fall wollte sie damit prahlen, aber sobald sie bemerkt hatte, wie beeindruckt die anderen Schüler waren, war sie mit einem Stolz erfüllt worden, welcher sich schwer beschreiben ließ. 
Die Türe ging plötzlich auf, und Professor Dumbledore, gefolgt von Professor McGonagall und einem Professor, den Callisto noch nicht kannte, kamen herein. 
"Guten Tag, Filius. Guten Tag, Miss Black.", begrüßte er die beiden, die als einzige im Raum geblieben waren. 
"Guten Tag, Professor.", sagte Professor Flitwick. "Es tut mir ganz außerordentlich leid, dass ich Sie und die geschätzten Kollegen aus ihrem Unterricht herzitieren musste. Allerdings, sollte es stimmen, was Miss Black und Mr Weasley behauptet hätten, dann hätten wir hier eine außergewöhnlich talentierte junge Dame vor uns stehen, der wir eine andere Form der Förderung zuteil werden lassen müssten."
"Aber natürlich, Filius. Machen Sie sich keine Sorgen. Und Miss Black, was Sie angeht, dann zeigen Sie doch einmal, was Sie können. Ihr Können beurteilen werden Professor McGonagall, Professor Flitwick natürlich, Professor Eric Jackalope und ich.", erklärte Dumbledore. "Den geschätzten Professor Jackalope kennen Sie noch nicht, aber er ist unser Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste."
"Sehr erfreut.", sagte Callisto an den Mann gewandt, der mit strenger Mine dastand. Er hatte etwas militärisches an sich, fand sie. 
Danach demonstrierte sie kommentarlos alle Zauber, die Sirius ihr damals auf dem Spielplatz beigebracht hatte. Dabei hatte er tunlichst darauf geachtet, ihr keinen Angriffszauber beizubringen, sondern nur nützliches und verteidigendes. 
Das war auch der Grund, weshalb für ihren letzten Zauber, Professor Flitwick höchst persönlich vortrat, um ihr einen Zauber entgegenzuschleudern, welchen sie dann abwehren sollte. 
"Stupor!", rief er und wie automatisch vollführte Callisto einen Schwenk mit ihrem Zauberstab, der sich schon nach so kurzer Zeit wie ein Teil ihrer Selbst anfühlte. 
"Protego!"
Sie lenkte den Zauber des Professors ab, und warf ihn zurück. Darauf war ihr Professor allerdings nicht vorbereitet gewesen, weshalb er von seinem eigenen Zauber beinahe umgeworfen wurde, hätte er nicht schnell gehandelt und sich ebenfalls geschützt. 
Anerkennend sahen die Lehrer Callisto an. Dann besprachen sie sich kurz miteinander, während sie etwas nervös in den Reihen saß, wo sie bis gerade noch unterrichtet worden war. 
"Nun.", sagte Dumbledore nach einer Weile. "Wir sind einheitlich zu dem Entschluss gekommen, dass Ihr Bruder ganze Arbeit geleistet hat, und Ihnen den Stoff aus anderthalb Jahren beigebracht hat. Daher sehen wir keine Notwendigkeit, Sie weiterhin am Zauberkünste-Unterricht der ersten Klasse teilhaben zu lassen, und Sie dürfen ab Ihrer nächsten Stunde zum Unterricht der Zweitklässler gehen."

Painful Truth // Remus Lupin FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt