2 - Enchanting Scent

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Jared

„Wieso hast du mir nie gesagt, was Lucy für eine attraktive Frau ist? Ich hätte mir mehr Mühe gegeben, zu deinen Geburtstagen und so aufzutauchen!"
„Finger weg!", zische ich.
„Wenn sie nur eine deiner Bettgeschichten werden soll, kannst du es gleich vergessen!"

„Okay, ganz ruhig Mann. Aber ich kann nichts dafür, sie hat ne magische Anziehungskraft. Das erlebt man nur selten...als was arbeitet sie eigentlich?"

„Sie ist eine renommierte Gesangs- und Tanzlehrerin an der Golden Bridge Academy."
„Also ist sie gelenkig, ja?"
Gerade will ich Jensen ins Gewissen reden, da kommt Lucy wieder ins Wohnzimmer geschlendert.

„Na, worüber habt ihr gerade gequatscht?"
Ihr Lächeln erhellt den ganzen Raum und mein Gemüt mit dazu.
„Oh, ich habe Jensen nur erzählt, was du beruflich machst."

„Wie kommt man darauf, Gesangs- und Tanzlehrerin zu werden?"
Jensen kann mal wieder seine große Klappe nicht halten. Ich liebe den Kerl, aber manchmal könnte ich ihm den Hals umdrehen.
„Wie kommt man darauf, ausgerechnet Jura zu studieren? Damit man bessere Chancen bei seinen potentiellen One Night Stands hat?"

Uff, der hat gesessen. Gut, dass Lucy so schlagfertig ist. Nicht nur körperlich kann sie sich gut verteidigen, da sie nebenbei Kampfsport betreibt, sondern sie kann auch mit Worten zurückschießen, wenn es sein muss.

Theatralisch greift Jensen sich an die Brust.
„Hart getroffen."
Lucy schmunzelt nur.
„Willst du eine ernsthafte Antwort?"
„Ja, aber nur wenn auch du eine willst."
Sie nickt.

„Ich bin mit Musik groß geworden. Sie war schon immer mein Leben und hat mir durch die schlimmsten Phasen hinweggeholfen. Ich wurde sehr lang gemobbt. Songs zu schreiben und zu choreographieren hat mir geholfen, meinen Schmerz zu verarbeiten. Es hat sich nur natürlich angefühlt, diesen Weg einzuschlagen. Ich will damit nicht nur mir selber helfen, sondern auch anderen."

Jensen sieht sie mit großen Augen an, in ihnen steht Mitgefühl.
„Tut mir leid, dass du so eine Scheiße durchmachen musstest. Aber toll, was du daraus gemacht hast."
Er zieht sie in eine kurze Umarmung.
„Danke."

„Ich habe Jura studiert, weil ich den Menschen helfen möchte, die sonst nicht wissen, an wen sie sich in rechtlichen Fällen wenden können. Ich arbeite viel, um zum Beispiel kleine Unternehmer gegen Großkonzerne zu vertreten. Genau wie Jared. Da bekommt man nur viel Geld, wenn man den Fall gewinnt. Zum Glück sind wir beide gut. Ich schaue mir oft die Großkonzerne an, gegen die vorgegangen werden muss. Deshalb bin ich so oft unterwegs."

„Ich liebe es, dass ihr zwei das tut, um anderen zu helfen und nicht um fett Kohle zu machen."
„Du tust der Welt auch gut. Denk an die vielen Menschen, denen du bei der Tanz- und Musiktherapie hilfst."
Ich wende mich an Jensen.
„Das hat sie nämlich gar nicht erwähnt, dass sie das nebenbei macht. Sie denkt immer sie drängt sich in den Vordergrund, wenn sie das sagt."

Ich ziehe sie an mich, ihr Rücken liegt an meinem Oberkörper und ich lege meinen Arm um sie.
„Dabei tut sie das überhaupt nicht."
Ein sanfter Kuss auf den Kopf folgt. Sie duftet nach Pfirsich...und nach mir?

Sofort versteife ich mich etwas. Dann fällt mir auf, dass sie eins meiner getragenen Shirts anhat.
Es gefällt mir so sehr, wenn mein Geruch an ihr haftet.

Der Trockner piept. Lucy schält sich aus meinen Armen und holt ihre Sachen. Anschließend verschwindet sie in meinem Zimmer, um sich umzuziehen.
Jensen scheint völlig in seinen Gedanken versunken zu sein.

Ich atme auf, einerseits vor Erleichterung, andererseits vor Enttäuschung, dass sie nicht mehr mein T-Shirt trägt. Denn das hat mich verdammt irre gemacht, genauso wie mein Duft an ihr.

„Jungs, ich fahre jetzt nach Hause. Muss morgen zeitig raus. Sorry Moose, ich hoffe du bist mir nicht böse."

„Wie könnte ich die böse sein. Fahr vorsichtig und ruf an, wenn du zu Hause angekommen bist."
Ich ziehe sie in eine dicke Umarmung und inhaliere ihren beruhigenden Duft.
Anschließend geht sie zu Jensen, der sich von der Couch erhoben hat und umarmt ihn ebenfalls.

„Hast du ihn gerade Moose genannt?"
„Jap, er ist doch so groß wie ein Elch."
Und mit einem süßen Lachen verschwindet sie aus der Wohnungstür.

————

Eine Weile haben wir kein Wort über Lucy gewechselt, doch ich wusste, dass es unvermeidlich ist. Sie scheint einen ganz schönen Eindruck bei Jensen hinterlassen zu haben.
Inzwischen sind wir auf Whisky umgestiegen und unsere Zungen werden gelockert.

„Du magst sie. Nicht nur als beste Freundin."
Jensen schaut mir unverblümt in die Augen. Ich stelle mich dumm.
„Ich weiß nicht, was und wen du meinst."
„Ach komm schon...du willst mehr. Von Lucy."

"Sie ist meine beste Freundin."
"Das ist ein Fakt, aber kein Argument. Ich habe gesehen, wie es dir gefallen hat, als ihr so nah aneinander auf dem Sofa sahst und sie dich am Kopf gekrault hat. Und ich habe genau deine schmutzigen Gedanken gesehen, als sie in deinem Shirt durch die Wohnung gelaufen ist."

"Als ob du die nicht auch hattest. Außerdem scheint sie dich auch ganz schön fasziniert zu haben. Ich habe noch nie gesehen, dass du so schnell für jemanden Feuer und Flamme warst. Und das nicht nur aufs körperliche bezogen. Du bist ihr innerhalb von 5 Minuten verfallen."

Unsere Augen liefern sich ein Starr-Duell, keiner von uns will als erstes wegschauen. Und so halten wir unsere Blicke stand, als wir beide gleichzeitig sagen:
„Ich will nichts von ihr."

Wir beide wissen, dass das gelogen war. Aber wir wissen auch, dass wir es jetzt nicht zugeben wollen und können...

Angel EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt