4. Kapitel: Drogen und Verzweiflung....

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Es war Montag Morgen auf der Basis. Die A-Crew trat gerade ihren Dienst an.
Marc setzte sich auf den Schreibtisch, an dem die schwangere Notärztin saß.
"Weißt du eigentlich wann heut dein Ersatz für die nächten zwei Jahre kommt?"
Gabi sortierte gerade Einsatzprotokolle. "Ja wollte gegen Mittag kommen. Oh man die nächten Monate nur Schreibtischarbeit." Aber sie hatte Glück und durfte noch so lang arbeiten wie sie möchte, jedoch als Sekretärin auf der Basis.
Klar nahm sie damit den anderen einiges an Arbeit ab, aber es war eine Umstellung. Vom Leben retten und Einsätze fliegen an den langweiligen Schreibtisch. Gerade wollte Gabi mit den zwei Stabeln Akten zu Ebelsieder kam Peter. "Du darfst doch nicht mehr so schwer heben. Komm ich helf dir."
"Peter ein für allemal ich bin schwanger nicht herzkrank." "Ist ja gut."
Thomas schaute mit dem Kopf über die Zeitung. "Als Vera zu unseren beiden Mädels schwanger war, durfte ich sie manchmal nicht ansprechen. Schwangere Frauen sind halt unausstehlich." Gabi nahm einen Kugelschreiber und schoss ihn Richtung Thomas.

Karin schloss die Tür ihres dunkel blauen VW Golf.
Im Navi gab sie die Adresse des Medicopter 117 Stützpunktes nahe Rosenheim ein.
Erst vor ein paar Tagen war sie in eine kleine Mietwohnung im Stadtkern von Rosenheim gezogen. Vorher lebte sie in Hamburg und flog entlang der Elbe und Nordsee ihre Einsätze mit. Doch jetzt sollte sie hier zwei Jahre lang eine schwangere Notärztin ersetzen. Die Gegend gefiel ihr ausgesprochen gut, vor allem die hohen Berge mit ihren Tälern. Kinder und einen Mann hatte sie nicht, also konnte sie einfach dort bleiben wo sie sich zu Hause fühlte. Nach fünfzehn Minuten Autofahrt parkte sie vor der Basis. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Wie würden die Kollegen sein? Was wird auf ihr zukommen?

"Grüß Gott, sind sie die neue Notärztin?"
Karin zuckte zusammen und drehte sich um. "Ja ich bin Karin Thaler."
"Ich bin Max und Mechaniker hier auf der Basis. Wir sagen hier einfach alle du zueinander, das ist angenehmer." Max legte Karin den Arm um die Schulter und schob sie in den Aufenthaltsraum. "Hallo ich bin Karin die neue Notärztin."
Thomas hatte sich gerade einen Kaffee geholt und begrüßte sie als erstes.
"Hey ich bin Thomas der atemberaubentste Pilot der Welt."
"Ha ha, Sprüche klopfen kann er am besten. Ich bin Gabi die schwangere Notärztin." Die beiden Notärztinen schüttelten sich die Hände. An den strahlenden Augen von Gabi konnte Karin genau sehen, wie sehr sie sich aufs Kind freute. Nun stellten sich auch Marc und Peter vor. Allmählich verschwand Karins Aufregung, denn sie war begeistert gleich so viel nette Leute um sich herum zu haben.
Die lockere Atmosphäre wurde von einem grellen Ton durchbrochen.
"Rettungsleitstelle für Medicopter 117. Leblose Person in einer Wohnung. GPS Koordinaten sind 40,35 Nord zu 40,25 Ost."
Schnell rannte die A-Crew zur BK 117, denn es ging wie immer um Leben und Tod.
Der Flug dauerte nicht lang. Einsatzort war ein Mehrfamilienhaus. Thomas landete direkt dahinter auf einer Wiese. Peter und Marc schnappten sich die Notfalltaschen und Thomas die Trage. Es öffnete die Nachbarin. In der Wohnung kniete eine junge Frau über einen jungen Mann und versuchte sich an Herzdruckmassage.
"Hallo ich bin Dr. Harland. Wie lang machen sie das schon?" "Fünf Minuten vielleicht." Peter übernahm sofort und drückte weiter. Vor Verzweiflung schrie die Frau auf. "John du darfst nicht sterben." Zweimal schlug sie ihm ins Gesicht und schüttelte seinen Körper. "Thomas schaff sie raus.", befahl Marc.
Heftig wehrte sie sich mit Bissen und Kratzer in Thomas Arme. Doch er war stärker. Im Hausflur fielen beide auf die Treppe.
Marc schaute dem Mann in die Augen. Keine Pupillenreaktion mehr.
Er schaute Peter an, der immer noch drückte wie ein Weltmeister und schüttelte den Kopf. Sie packten die Notfalltaschen zusammen und gingen in den Hausflur. "Er ist tod stimmts?", fragte die junge Frau gefasst. Marc kniete sich vor ihr hin.
"Ja! Wie heißen sie?" "Gina, Gina Aigner." "Was hat denn ihr Freund sich gespritzt?" Der Notarzt brauchte nicht lang darum reden, denn er hatte neben dem Mann eine Spritze gefunden. Alles deutete auf eine Überdosis Drogen hin. "Crystal, schon eine ganze Weile. Ich habe immer gesagt hör auf mit dem Zeug, es bringt dich um.
Doch er konnte nicht anders. Schon nach der ersten Einnahme war er süchtig davon. Ich konnte ihm einfach nicht mehr helfen." Heulend wie ein Schlosshund brach sie in Thomas Armen zusammen. Die drei Männer begleiteten Gina zum Hubschrauber. In der Klinik übergab der Notarzt Gina an eine Notfallseelsorgerin. Beim hinausgehen kam ihm ein Krankenpfleger entgegen.
"Drogen machen leider nicht nur die Person selbst kaputt, sondern auch die Menschen um die Person herum." Marc nickte, wie recht der Krankenpfleger doch hatte. Die Tür der Station fiel krachend hinter ihm ins Schloss.
Der Notarzt hatte Tränen in den Augen.

Medicopter 117 - Zwischen Leben und TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt