15. Kapitel: Ginas Geheimnis...

295 10 1
                                    

"Ich werde hier noch wahnsinnig." Marc lief wie ein wildgewurdenes Tier auf und ab. "Es ist schon lang dunkel. Da stimmt was nicht. Ihr müsst sie suchen." "Ja ich funk jetzt die Leitstelle an und fordere einen Ersatzpiloten an." "Aber bis der da ist kann es Stunden dauern." Gina hatte sich auf eine Kiste gesetzt und sich bis jetzt zurück gehalten. Doch sie musste sich jetzt einmischen. "Ich könnte die Maschine fliegen." Max und Marc sahen sie aus einer Mischung von belustigt und verzweifelt an. "Gina ich trau dir ja viel zu. Aber das ist kein Auto, kein Motorrad, sondern ein Hubschrauber." Um seine Worte zu verdeutlichen zeigte Marc Richtung Heli. Inzwischen wühlte Gina in ihrer Handtasche und holte einen etwas zerknitterten Zettel aus ihrer Geldbörse. Nachdem sie ihn auseinander gefaltet hatte, hielt sie Marc und Max das Stück Papier unter die Nase. "Ja ich bin Pilotin in der Ausbildung. In der Praxis war ich bis jetzt recht gut. Nur mit der Theorie kämpfe ich zur Zeit. Aus diesem Grund habe ich auch nichts zu dir gesagt, weil vielleicht falle ich auch durch die Theorie. Ja klar fehlen mir eigentlich noch ein paar Flugstunden. Aber wir sollten es riskieren, um deinen Kollegen zu helfen." Max nickte Marc zu und meinte er solle ihr eine Chance geben. Ohne noch lang darüber nach zu denken rannten beide zum Helicopter. Gina richtete sich alles ein und platzierte den Helm auf ihren Kopf. Marc schloss inzwischen die Schiebetür und nahm neben Gina auf der Co Piloten Seite Platz. Ganz vorsichtig, ohne große ruckartige Bewegungen, hob Gina die Maschine in die Luft und nahm Kurs Richtung Steinerne Wand. Der Mechaniker hatte zufrieden dabei zu geschaut und ging nun zu den Kindern in den Aufenthaltsraum.

"Biggi, Biggi bitte sag doch was!" Thomas hatte Marie wieder vorsichtig neben ihren Bruder gesetzt und stand jetzt gegen die Felswand gelehnt um mit Biggi sprechen zu können. Es bereitete ihn große Sorgen das sie sich anscheinend immer mehr unterkühlte. "Thomas ich bin so müde. Ich kann nicht mehr und will schlafen." "Nein meine Kleine du musst jetzt wach bleiben." Doch es kam keine Antwort mehr und sie waren hier unten gefangen. Was sollte er tun? Vor lauter Verzweiflung fing Thomas laut an um Hilfe zu schreien. Aber wer sollte es schon hören?

"Also so wie du fliegst, hast du ernsthaft Angst durch die Prüfung zu fliegen?" "Wie gesagt praktisch ist alles gut. Aber Theorie reden wir nicht darüber." Marc schaute Gina immer wieder bewundernd an, hatte er ihr doch viel zu getraut, aber das Fliegen nicht. Gina kreiste ein paar mal um den Berg und entschied sich dann schließlich mit Marc zusammen auf einer kleinen Lichtung zu landen. Vielleicht hatten sie zu Fuß mehr Erfolg. "Marc kannst du beim Landen bitte etwas mit schauen, weil da hab ich manchmal noch etwas Baum mitgenommen." Er musste schmunzeln und hielt die Augen auf. Doch plötzlich knackte es mehrere Äste flogen herum. "Oh man, es passiert mir immer wieder." "Mach dir nichts daraus. Als ich die ersten paar mal Blut genommen hab, hatte auch jeder einen blauen Fleck." Gina grinste und stellte die Motoren ab. Mit der Notarzttasche und dem Rucksack auf dem Rücken begaben die Beiden sich auf die Suche. Irgendwann nach längerem Suchen sahen sie hinter einen Baum etwas orange schimmern. Als sie sich den Baum näherten, sahen sie dort Biggi im Schlamm liegen. Noch immer regnete es und auch Gina und Marc waren inzwischen komplett durchnässt. "Biggi hörst du uns, Biggi!" Marc schüttelte die Pilotin doch es kam keine Reaktion. Plötzlich hörten sie Thomas schreien. Der Notarzt rannte zum Höhleneingang und ließ sich von Thomas erklären was eigentlich passiert war. Im Rucksack fand Marc noch ein Seil. Mit Hilfe von Gina kletterte nun auch Marc in die Höhle, mit der Hoffnung das er zusammen mit Thomas die Kraft aufbringen konnte, die Kinder nach oben zu schaffen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, denn die Höhle war so eng das die Seilwinde vom Hubschrauber sich verhagt hätte. Gina brachte Biggi inzwischen in die stabile Seitenlage und wickelte sie in eine Wärmedecke. Nach einer halben Ewigkeit und mit zahlreichen Kratzern und Schürfwunden im Gesicht und an Hände und Arme, kamen die beiden Männer schließlich oben an. Auf dem Rücken hingen die Kinder.

Als die Kufen des Medicopters auf dem Krankenhauslandeplatz aufsetzten atmete Gina erleichtert aus. Zuerst hatte sich Thomas gewundert wie seine geliebte BK 117 auf die Waldlichtung kam und war dann umso mehr erfreut das, dass Mädel was Marc mit an geschleppt hatte eine Pilotin war. Der Notarzt riss, nachdem er seine Patienten abgeliefert hatte, überglücklich die Pilotentür auf. Noch ehe Gina etwas sagen konnte zog Marc sie aus dem Heli und wirbelte sie im Kreis herum. "Wir haben es geschafft Gina! Wir haben es geschafft!"

Eine halbe Stunde lang tiegerte Thomas schon vor der Notaufnahme auf und ab. Da kam eine junge, freundliche Krankenschwester und brachte ihn in Biggis Zimmer. Diese war inzwischen wieder zu sich gekommen. Vorsichtig setzte Thomas sich auf das Bett. "Schön das du wieder wach bist." "Ach mich haut nichts so schnell um." Langsam, als könnte er sie zerbrechen, nahm Thomas die kalte Hand von Biggi. Kurz zuckte sie zurück. Doch dann schloss sie die Augen und schlief weiter. Zufrieden, mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Medicopter 117 - Zwischen Leben und TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt