KAPITEL 9 - 🎃

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dortmund, deutschland
1st nov

point of view
lukasz

PHOEBE    und, wie war die Party? Hat es sich gelohnt uns dafür abzusagen?
LUKASZ    war sogar ganz gut, hab's mit dem Alkohol ein bisschen übertrieben bloß
PHOEBE    ich hätte den gestrigen Abend trotzdem lieber mit dir verbracht!

Ich lächelte bei Phoebes Nachricht, aber schrieb trotzdem keine Antwort. An sich wäre es passend ein simples ich auch zu antworten, aber dann müsste ich lügen und ein Lügner war ich niemals gewesen. Ein Abend gemeinsam mit Phoebe wäre sicherlich schön gewesen, aber zweifellos wäre es nicht besser gewesen, als der gestrige Abend und die Nacht. An sich sollte ich Jude eine Danksagung hinterherschicken, dass er nicht gezwungen hatte aufzutauchen.
"Oh mein Gott, du hast gesagt, dass wenn man bei einem Alkohol bleibt, hat man keinen Kater!", hörte ich eine verschlafene Stimme aus dem Hintergrund. Ich stand gerade in der Küche vor der Kaffeemaschine und wartete darauf, bis meine Tasse voll war.
Gio stand im Türrahmen und rieb sich durch seine kleinen Augen, die noch völlig verklebt waren. Das Leid stand ihm ins Gesicht geschrieben und auch, wenn ich selbst oft genug in der Position gewesen war, um zu wissen, wie elendig es ihm gerade ging, konnte ich mir kein Lachen verkneifen.
"Ich hab gesagt, dass man dann den nächsten Tag überlebt. Du würdest hier nicht vor mir stehen, wenn du gestern Alkohol gemischt hättest, glaub mir da mal", erklärte ich Gio, der seinen Kopf gegen den Türrahmen lehnte.
"Soll ich mich jetzt bei dir bedanken?", fragte er dann und gähnte daraufhin.
"Für die Schlafmöglichkeit sollte ich mich auf jeden Fall bedanken!", fügte er hinzu: "Danke"
Er zwang sich zu einem Lächeln, was ich erwiderte. Zugegeben, ich hatte auch schon fittere Morgen gehabt, als heute, wobei es nicht einmal mehr morgens war. Die Uhr schlug fast 12. Ich hatte Gio erst um fünf Uhr ins Bett bekommen. Mir war nicht ganz klar, ob ihm das überhaupt bewusst war.
"Ich hab dir auch keine Grenzen beim Alkohol gesetzt, obwohl ich gesehen hab, dass du nicht viel verträgst. Ich denke, mit der Schlafmöglichkeit sind wir quitt!"
Gio lächelte teilnahmelos und verzerrte dann sein Gesicht.
"Setz dich auf die Couch. Ich bring dir Aspirin. Trinkst du Kaffee?"
Gio nickte und ich notierte, dass ich gleich einen zweiten Kaffee machen würde, weil er den bekam.
Ich servierte ihm die Aspirin Tablette aufgelöst im Wasserglas und einen Kaffee, stellte beides auf meinen Couchtisch vor ihm und holte mir dann meinen eigenen Kaffee.
"Und du bist also fit?", fragte mich Gio und rieb sich die Schläfe.
"Ich würde dir jetzt keinen Marathon laufen, wenn du das meinst", antwortete ich und nahm einen Schluck Kaffee.
"Wenigstens das", nuschelte Gio und trank einen Schluck des Wassers und dann Kaffee.
"Ich muss gleich meinen Eltern schreiben", murmelte Gio: "Die wundern sich wahrscheinlich auch, warum ich mich nicht melde!"
"Dein Handy liegt gleich da. Du hast es gestern im Badezimmer gelassen!", erklärte ich ihm und ließ bewusst den Badezimmerkommentar nicht aus. Ich deutete mit meinen Kopf auf den Zeitungsstapel auf welchem obendrauf Gios Handy lag.
"Im Bad? Hab ich gestern viel Dummes gemacht auf dem Weg zu dir? Ich hab einen Filmriss!"
Ein lautes Lachen verließ meine Lippen. Filmriss. Gio vertrug wirklich nichts. Oder ich vertrug zu viel. Ansichtssache.
"Lukasz? Hab ich was Peinliches gemacht?"
Ich überlegte kurz, aber schüttelte dann meinen Kopf.
"Für einen Betrunkenen warst du noch ganz handzahm. Du hast dich nur überall hinlegen wollen", erklärte ich grinsend. Gio stöhnte und nahm dann sein Handy. Er tippte kurz irgendetwas ein, ich vermutete Mal eine Nachricht an seine Eltern, aber ließ sein Handy schnell wieder sinken.
"Sorry, falls ich gestern in irgendeinem Moment anstrengend war!", murmelte er. Ich schaute über den Tassenrand zu ihm und schüttelte meinen Kopf.
"Wie gesagt, du warst ganz handzahm. Ich hab lieber auf dich, als auf Mats aufgepasst"
Gio lachte leise und lehnte sich dann auf der Couch zurück. Er trank das Aspiringlass leer, der Kaffee blieb aber in der Tasse. Ich sah den Kampf, den er mit sich führte, nicht noch einmal einzuschlafen. Und schließlich meinte ich: "Willst du dich nochmal hinlegen?"
"Nein, nein, geht schon", murmelte er und rieb sich durch die Augen.
"Willst du dich dann duschen?"
Dass ich damit einen viel größeren Wunsch von Gio getroffen hatte, zeigte mir sein Blick an.
"Wobei nein, vergiss es", sagte er dann ab. Ich grummelte belustigt.
"Nimm mir das jetzt bitte nicht übel, aber dein ganzer Körper stinkt nach Alkohol und dein Gesicht ist verschmiert von deiner Schminke."
Gio patschte sich mit der Hand ins Gesicht und stöhnte dann.
"Ich bin so durch", jammerte er.

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