KAPITEL 15

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ᴺᴼᵂ ᴾᴸᴬᵞᴵᴺᴳ

christmas all over again
tom petty and the heartbreakers
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ᴠᴏʟᴜᴍᴇ : ▮▮▮▮▮▮▯▯▯

dortmund, deutschland
december 2020

point of view
gio

"Ich denke, du solltest das tragen!", rief ich Lukasz zu und winkte mit der langen Weihnachtsmütze.
"Genau, denn eine rote Zipfelmütze ist genau der Weg, um nicht aufzufallen!"
"Dich würde zumindest keiner erkennen!"
Kurz hielt ich seinem Augenkontakt stand, ehe ich losprustete und vom Mützenstand zum Lebkuchenstand trampelte und dabei zur Weihnachtsmusik tanzte, was Jude oder Erling schon als äußerst peinlich deklariert hätten, aber das einzige, was Lukasz tat, war die ganze Zeit darüber zu lachen.
"Sorry, ich bin ein Junge aus New York. Weihnachten und ich, das ist das Match, was jeder auf Tinder sucht!", erklärte ich, woraufhin Lukasz nur noch lauter lachte, dass sein Gesicht von Nebelschwaden versteckt wurde.
"Kein Grund sich zu entschuldigen, ist doch süß!"
Ich hielt in meinen Tanzbewegungen inne. Hatte er mich gerade süß genannt? Lukasz schien seine Wortwahl nun auch zu bemerken, denn sein Blick wurde für einige Sekunden ernster, während ich nur die Hitze in meine Wangen aufsteigen spürte. Bevor einer von uns diesen Moment aber ruinieren konnte, rief uns die Frau am Lebkuchenstand ein heiteres Hallo zu und riss uns somit auseinander.
"Möchten Sie etwas kaufen?"
"Oh ja!", rief ich begeistert und trat näher an die Ausstellung von verschiedenen Lebkuchensorten.
"Also einmal ein Stück mit Erdnüssen und dann eines von den klassischen, möchtest du auch was?"
Lukasz schüttelte seinen Kopf und somit blieb es bei meiner Bestellung, die mir in eine kitschige Weihnachtstüte gepackt wurde.
Lukasz und ich schlenderten den Kölner Weihnachtsmarkt weiter entlang, den ich das erste Mal besuchte. Es war erst mein zweites Jahr beim BVB und letztes Jahr hatte ich mich irgendwie ausschließlich an Düsseldorf orientiert, was eine totale Zeitverschwendung gewesen war, wie ich jetzt befand, denn Köln hatte viel mehr zu bieten.

"Ich möchte nicht, ey, ich möchte nicht, Gio, ich schwöre bei Gott..."
Auch sein Schwur auf den Herrn dort oben hielt mich nicht davon ab Lukasz das abgerissene Lebkuchenstück unter die Nase zu halten. Lukasz machte ein paar Ausfallschritte nach rechts, ich tat genau das gleiche, mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen.
"Gio!", warnte mich Lukasz mit gehobenen Finger, aber ich lachte bloß. Ich machte noch einen Schritt auf ihn zu, nur damit er anfing zu laufen, ich ihm hinter, durch die Menschenmasse die sich am ersten Dezember auf den Weihnachtsmarkt gestürzt hatten. Schließlich geschah das unvermeidliche und Lukasz rempelte ein älteres Ehepaar von der Seite an und blieb abrupt stehen.
"Entschuldigung!", meinte er sofort und schenkte ihnen ein möglichst freundliches Lächeln. Ich kam an seiner Seite hechelnd zum Stehen und lächelte ihnen auch entschuldigend zu.
"Kein Problem!", meinte die Frau dann und hakte sich bei ihrem Mann ein und wurde von der Menge schon fortgetragen. Ich sah zu Lukasz hoch und musste unwillkürlich wieder lachen, weil ihm der Moment merklich peinlich gewesen war, denn seine Wangen waren rot wie eine Tomate.
Dann bemerkte ich in der Ferne eine aufgebaute Schlittschuhbahn.
"OH MEIN GOTT!", quiekte ich: "Wir können Schlittschuhlaufen!"
"Nein können wir nicht!", sagte mir Lukasz sofort ab. Ich sah zu ihm hoch.
"Doch, das gehört zu einem anständigen Tag auf dem Weihnachtsmarkt dazu!"
"Nicht für zwei Fußballer. Weißt du, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass wir uns verletzen?"
"Willst du mich verarschen? Ich fahre seit ich vier bin Schlittschuh und hab mir höchstens mal ein blauen Fleck geholt!"
"Irgendwann ist immer das erste Mal!"
Skeptisch musterte ich ihn und äußerte dann meine Vermutung: "Du kannst kein Schlittschuhfahren, oder?"
"Natürlich kann ich Schlittschuhfahren, ich bin mir nur bewusst, welche Gefahren dieser Sport bringt!"
"WTF, hier geht es um Schlittschuhfahren und nicht um Messerwurf!"
"Die Kufen sind so scharf, wie Messer!"
"Du bist ehrlich noch nie Schlittschuh gefahren oder?"
"Natürlich bin ich!", stellte Lukasz klar und fügte dann nuschelnd in seinen Jackenkragen hinzu: "Nur nicht sonderlich erfolgreich!"
"Ich zeig dir wie das geht!", stellte ich klar, hakte mich bei ihm ein und zog ihn in Richtung der Schlittschuhbahn, ignorierte seinen lauten Protest, dass es gefährlich sei vollkommen.
"Wenn ich mich verletze, erklärst du das Edin!", brummte Lukasz trotzig, als wir in der Schlange für die Eintrittskarten standen.
"Du wirst dich nicht verletzen, ich bin ein absoluter Schlittschuh-Profi. Ich hab dir doch gesagt, dass ich ein New York City Kind bin. Wenn ich eine Sache kann, dann Geld auf Weihnachtsmärkten ausgeben und Schlittschuhfahren!"
Lukasz schnaubte, aber dann waren wir dran. Ich bestellte zwei Karten und wollte gerade bezahlen, aber Lukasz war schneller damit ihr einen Zwanziger zu reichen.
"Ich hätte auch für mich zahlen können!", stellte ich klar.
"Keinen Zweifel, dass du es hättest. Aber ich kann dich auch für die Schlittschuhstunde bezahlen!", antwortete er, legte dann seine Hände auf meine Schultern und schob mich voran zum Schlittschuhverleih.

Kaum zehn Minuten später standen Lukasz und ich dann auf der Eisfläche, wobei es optimistisch war Lukaszs Position als Stehen zu definieren. Es war eher ein Klammern an den Pappwänden.
"Du kannst ruhig loslassen!", stellte ich klar und fuhr zu ihm vor.
"Wenn ich könnte, würde ich, Gio!", keifte er ungewohnt genervt und brachte mich damit zum Lachen. Wer hätte gedacht, dass man Lukasz Piszczek ausgerechnet mit Schlittschuhlaufen an seine Grenzen bringen konnte...
"Ist ein bisschen wie Inlineskates fahren — das kannst du doch!?"
Lukasz sah mich vielsagend an. Er konnte es nicht.
"Was hast du denn bitte als Kind gemacht?"
"Kein Schlittschuhlaufen und Inlineskates fahren!", zischte er. Langsam drückte er sich etwas auf, sein ganzer Körper zitterte, als er sich auf die Umzäunung setzte.
"Gib mir deine Hand!"
"Ich lass bestimmt nicht los!", quiekte er, wobei seine Stimme einen sehr hohen Ton erreichte, der mich losprusten ließ.
Es bedauerte meine besten Überzeugungsküste, dass ich endlich erreichte, dass Lukasz mir eine Hand gab und dann bedurfte es jegliche Selbstkontrolle, dass ich nicht verrückt wurde, weil er mich gerade berührte. Dass meine Hände vor lauter Kälte ganz taub waren, kam mir sogar gelegen.
"Ich bin ein Anti-Talent des Schlittschuhfahrens!"
"Quatsch, du hattest einfach einen falschen Lehrer!"
Ich hielt ihm meine zweite Hand hin und atmete tief ein und wieder aus, als auch meine zweite Händfläche von seiner berührt wurde. Vielleicht war Schlittschuhlaufen doch nicht die beste Idee gewesen...
Ich fuhr ein wenig zurück und zog Lukasz hinter mich her.
"Langsamer Gio!", schrie er sofort und machte eine komische Bewegung mit seinen Beinen, die schlussendlich dazu führte, dass er das Gleichgewicht verlor und fast zu Boden geglitten wäre, hätte ich ihn nicht aufgefangen. Ich nahm schließlich seine Hände, drückte sie auf meine Schultern und legte meine Hände auf seine Seiten, um ihm mehr Halt geben zu können. Lukaszs erste Meter waren zwar zittrig, aber mit jeder Minute auf der Eisbahn wurde er sicherer und sicherer, auch, wenn er das nicht zugeben wollte. Zweimal legte er sich flach, beide Male sah er es als Grund genug aufzugeben, aber ich überzeugte ihn weiterzumachen.
"Geht doch!", murmelte ich stolz und ließ ihn auch mit der zweiten Hand los. Lukasz machte ein paar schwunghafte Bewegungen mit seinen Armen, schwank bedrohlich nach rechts und links und vor und zurück, fing sich dann aber wieder und sah mich begeistert an.
"Ich stehe alleine!"
"Du stehst alleine!", lachte ich und fuhr dann eine kleine Runde um ihn herum. Ich drückte schob ihn vorwärts, um Anschwung zu geben und tatsächlich gelang es Lukasz einigermaßen selbständig zu fahren. Immer wieder musste ich ihm mit einer stützenden Hand aushelfen, aber gut 3/4 der Runde fuhr er ganz von selbst.
"Weißt du, wie du noch besser wirst?", rief ich ihm irgendwann zu, als er sich wieder einmal an die Pappwand klammerte und mich dabei beobachtete, wie ich einige Pirouetten drehte.
"Wie?"
"Indem du noch ganz oft diesen Winter mit mir Schlittschuhlaufen gehst: Übung macht den Meister und so!", erklärte ich und wollte eigentlich abbremsen, erwischte allerdings eine vereiste Stelle und schlidderte geradewegs auf ihn zu, gegen seinen, von Winterkleidung gepolsterten, Körper.
"Aufpassen!", rief er lachend und fing mich mit seinen starken Armen auf, noch bevor ich den Boden erreichen konnte. Er griff mir unter die Arme, hob mich hoch, als wäre ich leicht wie eine Feder und stellte mich dann wieder auf die Kufen direkt vor sich — zu dicht vor sich, wie ich bemerkte, als ich aufsah und meine Nase dabei seine Nasenspitze berührte. Ich schluckte schwer, versuchte mich nicht so auf sein Gesicht zu fokussieren, was aber schwer war, wenn sein Gesicht alles war, was mein Blickfeld füllte. Er war mir so nah, dass mein halbes Gesicht schon von seinem heißen Atem befeuchtet wurde. Ich spürte seine Finger, die sich in den Stoff meiner Winterjacke krallten, als würden sie mich wirklich bei ihm behalten wollen. Ich schluckte erneut. Meine Augen glitten über sein Gesicht, von seinem angespannten Kiefer, über seine schmalen Lippen, über seine gerötete Wange bis zu seinen blauen Augen, die mich so intensiv musterten, dass es mir schauderte.
Küss mich, ging es mir durch den Kopf. Küss mich einfach endlich.
Meine Lippen kribbelten vor lauter Antizipation, mein Verstand verlor sich in der Vorstellung, wie gut Lukasz wohl küssen könnte. Aber dann räusperte er sich, seine Finger ließen vom Stoff meiner Jacke ab und er richtete sich auf. Sofort kniff ich peinlich berührt meine Augen zusammen. Gott, das mit Lukasz war viel zu falsch und fühlte sich viel zu gut an.
"Wir sollten runter, unsere zwei Stunden sind bestimmt schon abgelaufen!"

🎅🏻
it's officially christmas
wohoooo
ich hoffe euch gefällt der OS zum 1. Dezember
keine Sorge, zu Jude & Mats kommt im Dezember auch was

hab mir gedacht, dass wir die 4 ein wenig durch einen Dezember nehmen
was sollen sie alles unternehmen?
irgendwelche Ideen?

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