KAPITEL 16

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dortmund, deutschland
nikolaus 2020

point of view
jude

"Jezus Christ, du bist fast zwanzig Zentimeter größer als ich, könntest du mir nicht bitte helfen?", beschwerte ich mich und sprang noch einmal verzweifelt hoch, um den Frost von der Windschutzscheibe zu kratzen.
"Nö", antwortete Mats aber aus dem Innenraum des Autos in welchem er sich schön warmhielt, während ich hier erfror. Ich warf ihm einen finsteren Blick durch die beschlagene Scheibe zu, erhielt darauf aber nur ein Grinsen. Ich schnaubte, machte noch einige Sprünge, ehe ich schließlich auch die Mitte freigeschaufelt hatte.
"Rechts oben noch!", rief Mats. Ich schnaubte, sprang noch einmal hoch und löste auch das letzte Quadrat von Eis. Dann huschte ich rasch wieder ins Auto und zog die Tür zu.
"Jezus Christ, ich hab jetzt schon die Schnauze voll von Winter", keuchte ich und rieb meine eisig kalten Hände aneinander. Mats saß teilnahmelos neben mir, schien nicht einmal ansatzweise berührt von der Kälte, was gut daran liegen konnte, dass sie ihn einfach nicht erreichte. Denn er saß bei 26 Grad im Auto, während ich bei 0 Grad die Windschutzscheibe enteiste.
"Ein Gentleman wird aus dir auch nicht mehr!", ließ ich ihn wissen, woraufhin er nur mit den Achseln zuckte.
"Du musst die Lüftung heute anmachen, damit die Scheiben nicht ganz so benebelt sind, sonst siehst du nichts!", erklärte Mats und drückte dann auf den Knopf, der scheinbar die Lüftung war, die sich durch ein hartnäckiges Rauschen bemerkbar machte.
"Erst einmal fühle ich nichts, von daher fahren wir nicht los!", stellte ich klar und versteckte meine Hände unter meiner Jacke.
"Jammerlappen!", murmelte Mats. Ich sah ihn empört an.
"Sagt der Kerl, der die Heizung auf 26 Grad gestellt hat. Umweltverschmutzer!"
Mats pfiff bloß. Wir saßen noch einige Minuten in seiner Einfahrt in denen ich versuchte wieder Leben in meine Fingerspitzen zu rufen. Ich hatte ehrlich kein Verständnis für Gio, der Winter als seine Lieblingsjahreszeit deklarierte. Sie war besonders, daran keinen Zweifel — besonders Scheiße. Mats trug mittlerweile grundsätzlich nur noch dicke Hoodies, die mich all meine Fantasie kosteten, um sich vorzustellen, wie sein Körper unter dem Stoff aussah und das machte keinen Spaß. Ich wollte zurück zu der Zeit wo er T-Shirts oder Tops trug.
"Findest du Düsseldorf oder Köln besser für einen Weihnachtsmarkt?"
"Köln definitiv, warum fragst du?"
"Weil Lukasz und Gio heute auf einem Weihnachtsmarkt sind und ich jetzt auch ein bisschen Lust bekommen habe!"
"Lukasz hat Gio nach Köln fahren lassen? Ist er lebensmüde oder was?"
"Ne, die haben das nicht als Fahrstunde gemacht. Einfach so!"
"Sie haben sich einfach so getroffen?"
Ich nickte und sah ein wenig zu spät zu Mats herüber, um zu bemerken, dass er völlig geschockt war. Hatte ich zu viel verraten? Zu meiner Verteidigung, Gio hatte mir nicht verboten über seinen Köln Ausflug mit Lukasz zu sprechen.
"Sie treffen sich privat?"
"Nein, ich... ich glaub das ist eine Ausnahme!", stammelte ich ein wenig unsicher.
"Er hat gesagt, dass er heute viele Anrufe für seine Akademie tätigen muss und deswegen am Abend nicht zu mir kommt!", murmelte Mats und schürzte seine Lippen. Anschließend verschränkte er auch noch trotzig seine Arme vor der Brust, dass ich mir den Kommentar nicht verkneifen konnte: "Bist du jetzt beleidigt?"
Mats sah mit seinen gespitzten Lippen zu mir und schnaubte.
"Nö", log er und ich lachte leise.
"Wenn du heute Abend Gesellschaft suchst, kann ich gerne vorbeischauen!"
Mats sah zu mir, Zweifel blitzten in seinen Augen auf, die ich aber geahnt hatte, aber schließlich überzeugte ihn dann doch irgendein seiner Gedankengänge, denn er fragte: "Magst du Thai Curry?"
"Sehr sogar"
"Dann sei um acht Uhr bei mir"

Um acht Uhr stand ich dann also auf der Fußmatte vor Mats Haus und wollte nicht zugeben, wie lange ich in Wahrheit nach dem passenden Outfit gesucht hatte. Dabei ging es mir gar nicht darum heute Abend besonders gut auszusehen, denn Mats hatte mich schon in Verfassungen direkt nach 90 Minuten auf einem Fußballplatz gesehen. Mir ging es einzig darum mir nicht den Scham zu geben und overdressed zu sein, als würde ich irgendwelche Erwartungen an diesen Abend stellen.
Der Hoodie und die Jeans schienen mir also eine sichere, stereotypische Variante zu sein.
Mats öffnete mir die Tür und schien in seinem Sweatcardigan zwar im ersten Moment sogar eleganter gekleidet als ich, aber dann bemerkte ich die Kochschürze mit einem dicken Weihnachtsmann, die er um seine Hüfte gebunden hatte und revidierte diesen Gedankengang.
"Schick", murmelte ich ein wenig kühl und trat dann selbstständig ins Haus ein.
"Woher kann ich denn wissen, dass du pünktlich sein wirst?"
"Ich komme aus England, das hätte es dir sagen sollen!", antwortete ich.
Ich zog mir die Schuhe und die Lederjacke aus und folgte Mats anschließend ins Wohnzimmer, dass ich bislang nur aus dem Flur gesehen hatte. Es war gemütlich, vielleicht ein bisschen dunkel mit den grauen Wänden, der schwarzen Couch und dem dunkelgrauen Teppich, aber das Feuer im Kamin hob die triste Atmosphäre auf und verwandelte sie in gemütlich. Aus der Küche strömte ein künstlicher Currygeruch, der mich auf Gutes hoffen ließ. Das Mats ein begabter Koch war, musst jeder in der Mannschaft. Für die meisten aus der Mannschaft hatte Mats schon einmal irgendetwas gezaubert und jeder war hellauf begeistert gewesen.
"Soll ich dir irgendwie helfen?", rief ich Mats zu.
"Du kannst von mir aus die Teller auf den Tisch stellen!"
Und das tat ich dann auch, genauso, wie ich auch das Besteck auf den Tisch legte. Mats brachte zwei Töpfe, einen mit Reis, einen mit dem Curry und schnell war das Essen angerichtet.

"Das ist richtig gut!", meinte ich irgendwann beim Kochen, wollte ausnahmsweise mal freundlich sein und erhielt dafür bloß als Antwort: "Natürlich ist das gut, ich hab"e es gekocht!"
Ich verdrehte meine Augen, wusste nicht ob ich darüber lachen oder genervt sein sollte. Einerseits mochte ich Mats manchmal auch etwas arrogante Art, dann wiederum fühlte er sich dadurch so unnahbar.
"Machst du Nikolaus irgendetwas Besonderes?"
"Was soll ich denn Besonderes machen? Mich als Santa Claus verkleiden und Kinder erschrecken oder was?"
Ich schmunzelte amüsiert.
"Kannst du das bitte auch Gio sagen, damit er aufhört Erwartungen an mich zu stellen, dass wir irgendetwas Besonderes machen? Sein ganzer New York Christmas Charakter stellt ein wenig zu große Anforderungen an meinen Birmingham Christmas Charakter!"
Nun war es Mats, der lachte und sich dann etwas Reis in den Mund schob.
"Für mich ist das ein ganz normaler Tag!"
"Danke", murmelte ich und faltete meine Hände zusammen. Ich verstand Gios Vorfreude auf Weihnachten durchaus und ich wollte mich nicht so griesgrämig anhören, der alte Mann aus "Eine Weihnachtsgeschichte", aber wir steckten im Endspurt der ersten Saisonhälfte, es stand eine vier tägige Reise der Nationalmannschaft in zwei Wochen an und es schneite nicht einmal. Meine Weihnachtsstimmung hielt sich also in Grenzen.

Nach dem Essen führte mich Mats durch sein Haus. Er zeigte mir die Goldmedaille der WM 2014 aus Brasilien, zeigte mir die Medaillen der BVB Erfolge und zeigte mir die einzelnen Zimmer des großen Hauses.
"Und da ist das Schlafzimmer?", fragte ich irgendwann und deutete mit dem Zeigefinger auf die eine Tür, die Mats nicht geöffnet hatte. Er nickte und das war für mich Grund genug sie zu öffnen. Es kitzelte mich zu wissen, wo Mats seine Nächte verbrachte.
„Ein Schlafzimmer", befand Mats. Ich sah in den Raum hinein, der wenig überraschend in einem schwarzen Ton eingerichtet war, mit dem großen hohen Bett in der Mitte. Ein Kribbeln begann sich von meinen Fingerspitzen meine Arme hoch bis durch meinen ganzen Körper zu ziehen. Ich bemerkte, wie Mats eine Bewegung machte, um die Tür wieder zu schließen, aber das unterband ich, indem ich meinen Körper gegen seinen lehnte.
„Uhm...", stutzte Mats und sah überrascht auf mich herab, während ich meine Handflächen auf seiner Brust ablegte und mit meinem Finger über das Zopfmuster des Cardigans wandern ließ.
„Jude, ich denke nicht, dass wir so weit gehen sollten", flüsterte Mats. Ich war gerade dabei mich auf meinen Zehenspitzen zu ihm hochzudrücken und brachte meine Lippen bis zu einige Zentimeter vor seine.
„Hast du Angst, oder was?", forderte ich ihn heraus. Meine Hände wanderten seinen Körper herab und ich genoss zu lauschen, wie seine Atmung immer schneller wurde, je tiefer meine Hände rutschten. Schließlich umfasste ich seinen Gürtel, ließ meinen Zeigefinger über die Schnalle wandern.
„Wir sind Mitspieler!", stellte Mats klar, aber dieses Argument war verfallen bei unserem ersten Kuss. Ich legte meine Lippen auf seinen Hals und begann leicht an seiner Haut zu saugen, was ihm sofort ein Keuchen entlockte.
„Es ist nur Sex!", hauchte ich ihm dann ins Ohr und strich mit meiner Oberlippe über sein Ohrläppchen. Mats liess seinen Hinterkopf gegen den Türrahmen fallen und atmete laut auf.
„Es ist nur Sex!", versicherte er sich und für mich war das das Signal, um seine Hose zu öffnen.

didn't make it yesterday sorry
bei uns ist ein bisschen was los haha
ich hoffe euch gefällt das Kapitel
morgen hab ich ein Niklaus Teil für euch
und dann noch ein paar andere Christmas Ideen
lasst mir gerne Feedback da
❄️🤍❄️

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